Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Steuererhöhungen
Geschrieben am 06-10-2013 |
Bielefeld (ots) - So schnell geht das. In wenigen Tagen ist aus
einer Wahlaussage eine Wahllüge geworden. Es hat nur ein einziges
Treffen gebraucht, bis die SPD umgekippt ist. Bereits nach dem ersten
Beschnuppern scheint das größte Streitthema zwischen Union und
Sozialdemokraten gelöst. Obwohl die SPD es in ihrem Wahlprogramm
anders festgelegt hatte, wird es wohl keine Steuererhöhungen geben.
Das ist zwar in der Sache richtig, aber lässt ganz tief in eine
Partei blicken, die Prinzipien schnell über Bord wirft und es mit der
Glaubwürdigkeit nicht so ernst nimmt. Erinnern wir uns: Am 14. April
2013 hat die SPD auf dem Bundesparteitag in Augsburg ihr Wahlprogramm
unter dem Slogan »Das Wir entscheidet« einstimmig verabschiedet. »Wir
haben die Kraft. Wir haben die Ideen, unser Land zu verändern«,
verkündete Peer Steinbrück. Eine der Kernforderungen der SPD waren
Steuererhöhungen. Noch kurz vor der ersten Sondierungsrunde hatte die
stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig höhere Steuern als
notwendig bezeichnet. Führende Politiker sagten, die SPD werde nur
dann eine Große Koalition eingehen, wenn Steuererhöhungen beschlossen
würden. Aber machmal kommt es eben anders, als man denkt. Nach dem
Einknicken behauptet die SPD bereits, Steuererhöhungen nur deshalb
gefordert zu haben, um die Mehreinnahmen für eine geringere
Neuverschuldung sowie für Investitionen in Bildung und Infrastruktur
zu verwenden. Soweit alles richtig. Aber hatte SPD-Chef Sigmar
Gabriel nicht vor der Wahl noch davon gesprochen, eine
Umverteilungspolitik zu wollen? Und davon, dass Steuererhöhungen
nötig seien, um die Kluft zwischen Reichen und Armen zu verringern?
Waren Steuererhöhungen für die SPD nicht ein ganz wesentlicher
Bestandteil eines Richtungswechsels in Deutschland? Trotz der klaren
Mehrheitsverhältnisse: So darf sich die SPD nicht verbiegen! Auch die
CDU will in Bildung und Infrastruktur investieren. Nur mit dem
Unterschied, dass diese Ziele laut Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble auch ohne Steuererhöhungen erreicht werden können. Statt an
der Steuerschraube zu drehen, möchte er die Finanzbeziehungen
zwischen Bund und Ländern neu regeln. Das ist auch deshalb nötig,
weil nach einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« der Bund im Jahr
2019 - wenn der Finanzausgleich ausläuft - im Vergleich zu 2005 um 21
Milliarden Euro entlastet werde. 2019 endet zudem auch der
Solidarpakt zur Ostförderung. Somit werden Einnahmen aus höheren
Steuern eben nicht gebraucht. Zudem wären sie das falsche Signal.
Deutschland braucht keine höheren Steuern, sondern gerechtere und vor
allem ein einfacheres Steuersystem. Und die SPD? Trotz erwartbarer
Zugeständnisse, etwa beim Thema Mindestlohn, hat sie an
Glaubwürdigkeit verloren. Sigmar Gabriel wird einen Ministerposten
bekommen. Seiner Partei hat er durch das schnelle Einknicken beim
Thema Steuererhöhungen aber großen Schaden zugefügt.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
489498
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan Bielefeld (ots) - Kundus: Mit der Stadt und Provinz im Norden
Afghanistans verbinden sich für die Bundeswehr und für die
Bundesrepublik die Menetekel künftiger Auslandseinsätze -
möglicherweise noch auf Jahrzehnte. Kundus war kein Desaster. Aber es
ist die Region, in der die meisten deutschen Soldaten seit dem
Zweiten Weltkrieg gefallen sind. So unvergleichbar das eine mit dem
anderen ist, so tief wird das Nachdenken sein, bevor Deutschland sich
wieder darauf einlässt, seine Freiheit in den Bergen eines fernen
Landes zu verteidigen. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Stichwahlen Osnabrück (ots) - Nicht einheitlich
Ein landesweiter Trend lässt sich aus den Stichwahlen am Sonntag
nicht ableiten. Dazu war die Zahl der Entscheidungen viel zu gering,
und mancherorts überlagerten auch lokale Besonderheiten das
Geschehen.
Dennoch sind einige Resultate bemerkenswert. Das gilt allen voran
für Osnabrück, wo es ja Spitz auf Knopf stand und sich die spannende
Frage auftat, ob die hektische Wiedereinführung der Stichwahl den
erhofften Effekt für Rot-Grün bringen würde.
Die Antwort ist klar: Es hat nichts mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Koalitionsverhandlungen Osnabrück (ots) - Aus Respekt vor dem Wähler
Na also, es geht doch. Statt störrisch an Steuererhöhungen
festzuhalten, signalisieren SPD und Grüne vorsichtige
Kompromissbereitschaft. Das sind gute Nachrichten für die Bürger.
Angesichts der gesamtstaatlichen Rekordeinnahmen sind
Mehrbelastungen nicht sinnvoll. Deutschland hat kein Einnahme-,
sondern ein Ausgabeproblem. Statt sich im Streit um Steuererhöhungen
zu verrennen, muss bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen
geklärt werden, wie das vorhandene Geld besser eingesetzt mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu FDP/Grüne Osnabrück (ots) - Neustart kann gelingen
Bürgernah will sich die FDP zeigen. Mehr programmatische Debatten
sollen es bei den Grünen richten. Und eine personelle Erneuerung soll
es auf beiden Seiten geben. Diese Einsicht kommt zwei Wochen nach der
Bundestagswahl zwar zu spät. Aber weil sie in beiden Parteien von
vielen prominenten Stimmen getragen wird, bietet sie die Grundlage
für einen kompletten Neustart.
Schwerer wiegt die Nachlese des desaströsen Abschneidens bei der
Bundestagswahl freilich bei der FDP. Nach dem Scheitern mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan Osnabrück (ots) - Triumph für die Taliban
Ist Afghanistan befriedet? Sind die Taliban geschlagen? Haben die
Kinder des geschundenen Landes eine Perspektive? Nein.
Die deutschen Soldaten ziehen ab - nun aus Kundus, bald aus ganz
Afghanistan. Sie gehen nicht als Verlierer, aber auch nicht als
Sieger. Sie haben keineswegs versagt. Die politisch Verantwortlichen
in Washington, London und Berlin dagegen schon.
Es war richtig, nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001
zu versuchen, in Afghanistan die Drahtzieher des mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|