(Registrieren)

Michael Hulton, Großneffe von Alfred Flechtheim, bezieht Stellung zum Museumsprojekt "AlfredFlechtheim.com"

Geschrieben am 09-10-2013

Düsseldorf (ots) - Michael Hulton: "Dass die Museen mit dem
Museumsprojekt die Provenienzforschung vorantreiben wollen, ist
grundsätzlich begrüßenswert. Wir als Erben können das Projekt jedoch
nicht unterstützen, weil wir von den beteiligten Museen nicht
einbezogen wurden und weil das Verhalten einiger Einrichtungen in
keiner Weise den Grundsätzen der "Gemeinsamen Erklärung" von 1999
entspricht."

Mel Urbach: "Wir schätzen die gute Kooperation, die wir mit vielen
deutschen und ausländischen Museen haben. Gleiches gilt für den
Kunstmarkt, Händler, Auktionshäuser und - in zunehmendem Maße - auch
für Privatsammler, die für das Thema "Flechtheim" mittlerweile offen
und sensibilisiert sind."

Markus Stötzel: "Wir fordern, dass die 1999 in der "Gemeinsamen
Erklärung" festgelegten Grundsätze konsequent von allen Einrichtungen
angewendet werden und dass die Museen die Geschichte Alfred
Flechtheims nicht einseitig schreiben und für sich vereinnahmen."

Im Düsseldorfer Kunstpalast wurde heute das Museumsprojekt "Alfred
Flechtheim.com | Kunsthändler der Avantgarde", vorgestellt. Das
Projekt soll die Wege der Kunstwerke in die Museen aufzeigen, die
einst im Besitz von Alfred Flechtheim waren, und auch an das
Schicksal des Kunsthändlers Flechtheim erinnern.

Die Flechtheim-Erben, die in das Museumsprojekt nicht mit
einbezogen wurden, sehen das Projekt kritisch. Um die Beweggründe
hierfür zu erläutern, hat Michael Hulton, einer der beiden Erben,
heute persönlich zu einer Pressekonferenz in Düsseldorf eingeladen.

Auch wenn die Würdigung Alfred Flechtheims als maßgeblicher
Wegbereiter und Förderer der klassischen Moderne in Deutschland im
Rahmen eines übergreifenden Museumsprojektes etwas grundsätzlich
Begrüßenswertes ist, sind die Flechtheim-Erben enttäuscht über die
Vorgehensweise der Ausstellungsmacher.

Sie hätten erwartet, dass die Museen sich bei solch einem
bedeutenden Projekt frühzeitig an sie gewandt und man ihnen die
Gelegenheit gegeben hätte, sich als Repräsentanten der Familie und
mit ihrem Wissen aufgrund eigener Forschung mit einzubringen. Auch
hätte man externe Experten wie beispielsweise Dr. Stephan von Wiese,
einer der besten Flechtheim-Kenner und Mitorganisator der großen
Flechtheim-Retrospektive von 1987 und Ralph Jentsch,
Nachlassverwalter von George Grosz, der seit mehr als zwanzig Jahren
auch zu Flechtheim forscht, einbinden können. All dies wurde leider
versäumt.

Im Übrigen verweigern die an dem Projekt beteiligten
Staatsgemäldesammlungen in München und in Düsseldorf bis heute den
Dialog mit den Erben in Bezug auf die anhängigen oder bereits früher
geltend gemachten Restitutionsersuche. Deswegen haben die Erben
Flechtheims beschlossen, Abstand von einer Teilnahme an der
Pressekonferenz der Museen anlässlich des Projektstarts zu nehmen.

Die Restitutionsersuche der Flechtheim-Erben betreffen dabei unter
anderem verschiedene Arbeiten von Max Beckmann, Juan Gris und Paul
Klee in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München sowie aus
dem Bestand der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.

Die Erben haben bereits im Jahre 2008 damit begonnen, eigene
Forschungen zu der unter Zwang und aufgrund rassischer Verfolgung
Flechtheims als Jude und als Verfechter der von den
Nationalsozialisten als "entartet" diffamierten Kunst aufgelösten
Sammlung Flechtheim anzustellen. Parallel dazu wurden, unter Hinweis
und Berufung auf das sog. "Washingtoner Abkommen" zu
NS-Raubkunstverlusten von 1998 und des deutschen Pendants in Gestalt
der sog. "Gemeinsamen Erklärung von Bund, Ländern und kommunalen
Spitzenverbänden zur Auffindung und Rückgabe von
NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern, insbesondere aus
jüdischem Besitz" (Dezember 1999) Museen und öffentliche
Einrichtungen in Deutschland angesprochen und gebeten, ihrerseits
Forschungen anzustellen.

Seither konnte in einer Reihe von Fällen und mit der großen
Mehrzahl der angefragten Museen, welche sich offen und kooperativ
gezeigt haben, eine Klärung der offenen Fragen zu einer Reihe von
Kunstwerken herbeigeführt werden.

In München und Düsseldorf beruft man sich jedoch bis heute auf
angeblich ungeklärte Eigentumsverhältnisse an den betroffenen Bildern
und auf Lücken in der Provenienz, was im Falle Münchens bereits zur
Ablehnung der Restitutionsansprüche führte und was Düsseldorf dazu
bewogen hat, eine Entscheidung mit Hinweis auf weiteren
Forschungsbedarf bis auf Weiteres hinauszuzögern.

Die Flechtheim-Erben fordern in diesem Zusammenhang daher hier und
heute erneut das ein, was die "Gemeinsame Erklärung" seit langem
zugrunde legt und wozu Einrichtungen und deren Träger sich
verpflichtet haben: Transparenz bei der Aufarbeitung von
Verdachtsfällen, aktives Zugehen der Einrichtungen auf Erben, eine
faire Behandlung und - eine Selbstverständlichkeit - einen offenen
und vorurteilsfreien Dialog miteinander.



Pressekontakt:
CNC AG
Isabelle v. Witzleben
Tel.: +49 30 408 17 66 06
E-mail: Isabelle.Witzleben@cnc-communications.com


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

490128

weitere Artikel:
  • Auszeichnungen für zwei Radiofeature von SWR2 Baden-Baden (ots) - Die SWR2-Autoren Ulrich Teusch und Conrad Lay erhalten für ihre Radiofeature zwei renommierte Medienpreise. Der Hörfunk- und Sachbuchautor Ulrich Teusch erhält für sein SWR2-Feature "Nicht schwindelfrei. Lügen in der Politik" den mit 5.000 Euro dotierten Roman-Herzog-Medienpreis. Die Auszeichnung wird am 10. Dezember 2013 durch den Namensstifter und ehemaligen Bundespräsidenten Professor Roman Herzog in Berlin überreicht. Zweiter Hauptpreisträger beim Salus-Medienpreis ist der Publizist, Kritiker und Rundfunkautor mehr...

  • MDR Sinfonieorchester und Kristjan Järvi zu Gast beim "Euro-Asian-Festival" im Ural Leipzig (ots) - Das MDR Sinfonieorchester ist mit Chefdirigent Kristjan Järvi am Mittwoch gen Osten aufgebrochen. Es folgt damit einer Einladung des renommierten "Euro-Asian-Festivals" in Jekaterinburg und wird in der Ural-Stadt Perm gastieren. "Go East" war die erste gemeinsame Saison von MDR Sinfonieorchester und Kristjan Järvi überschrieben. Nach der erfolgreichen Konzertreise von Orchester und Chefdirigent im März dieses Jahres nach Polen, sind MDR Sinfonieorchester und Kristjan Järvi nun mit Konzerten beim "Euro-Asian-Festival" mehr...

  • Westfalenpost: Kritik am katholischen Bischof Tebartz van Elst Hagen (ots) - Der Bischof sei ein kranker Mann oder ein raffinierter Betrüger. Ein Satz, der sitzt. Nein, die Aussage stammt nicht aus der bösen Welt, von der sich seine Bischöfliche Exzellenz Franz-Peter Tebartz-van Elst verfolgt fühlt. Ein Mitglied aus dem Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls in Limburg empört sich über die Kostenexplosion des Bischofssitzes auf dem Domhügel um mehr als das Zehnfache, von 2,5 auf 31 Millionen Euro. Zweifelsfrei, der Oberhirte hat den Bogen überspannt. Gläubige und weite Teile des Klerus mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Buchhandel Osnabrück (ots) - Für den Buchhandel Droht die Herrschaft des Geldes über den Geist? Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, malt in ganz düsteren Farben, wenn es um die Zukunft des Buchhandels geht. Warum hat er trotzdem recht? Weil Buchhandlungen, ähnlich übrigens wie Kunstgalerien, nicht nur Wirtschaftsunternehmen, sondern auch Kulturträger sind. Buchhändler verdienen an Büchern, vermitteln mit ihnen aber auch Kultur. Schließlich ist ein Roman mehr als bedrucktes Papier. Ob Prousts mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Buchmesse Osnabrück (ots) - Konkurrenz belebt das Geschäft Noch muss man sich durchfragen, bis man die schlecht ausgeschilderte, neue Veranstaltungsfläche für die Self-Publisher auf der Frankfurter Buchmesse findet. Dabei kommt diese Wertschätzung durch ein eigenes Forum schon einer kleinen Revolution in der deutschen Buchszene gleich. Bis vor Kurzem wurden Autoren, die im Selbstverlag veröffentlichen, per se belächelt. Und zwar unabhängig davon, ob sie seit Jahren als professionelle Schreiber tätig waren. Wer einmal im Selbstverlag ohne mehr...

Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht