BERLINER MORGENPOST: Kein Grund für Übermut - Leitartikel von Jochim Stoltenberg
Geschrieben am 13-10-2013 |
Berlin (ots) - Es ist schon erstaunlich, mit welcher
Realitätsverweigerung Mitglieder der Regierungskoalition von SPD und
CDU die Berliner Finanzmisere ausblenden. Sie scheinen nicht zu
begreifen, dass es bei Haushaltsberatungen nicht um Erfüllung von
Wunschzetteln geht, sondern um das Austarieren von Einnahmen und
Ausgaben zum Wohle der Stadt. Selbst das ist in Berlin zu wenig.
Angesichts von 63 Milliarden Euro Miesen, die jährlich rund 2,2
Milliarden Euro verschlingen, muss der Schuldenabbau im Blick
bleiben.
Wenn angesichts dieser Ausgangslage Abgeordnete zusätzliche
Ausgaben von rund 200 Millionen Euro fordern, zeugt das von wenig
Verantwortungsbewusstsein. Mit ihren Sonderwünschen für mehr Radwege,
zeitgenössischen Tanz und Off-Kultur, zur Beschleunigung von
Bauanträgen und des Wohnungsbaus reagierten sie Anfang der Woche auf
den Entwurf des Doppelhaushalts 2014/15 ihres Finanzsenators Ulrich
Nußbaum.
Dessen Zahlenwerk ist ambitioniert, aber nicht ohne Risiken. Nicht
allein der BER und das ICC bleiben unkalkulierbar tiefe Löcher.
Nußbaums Etat sieht Ausgaben von jährlich 23 Milliarden Euro vor,
dafür erhöht er den Schuldenturm 2014 um 154 Millionen Euro, 2015
will er mit den Einnahmen auskommen. Natürlich ist die vom Senat
gebilligte Vorlage kein Diktat. Die Budgethoheit bleibt in der
Demokratie das vornehmste Recht der Parlamentarier. Aber den
Mitgliedern des Abgeordnetenhauses muss sogleich ins Stammbuch
diktiert werden: Wehret den Anfängen und allen Verlockungen; bleibt
euch der weiter dramatisch schlechten Finanzlage der Stadt bewusst.
Das Etat-Volumen von 23 Milliarden Euro eröffnet Spielräume für
Umschichtungen innerhalb des vorgelegten Finanzrahmens - keine für
zusätzliche Ausgaben. Es ist ja kein Selbstzweck, wenn der
Finanzsenator und mit ihm der Senat das Ziel proklamiert, ab 2015
ohne neue Schulden auszukommen. Es ist der pure finanzielle
Selbsterhaltungstrieb. Der Druck von außen erzwingt ihn.
Ab 2019 fällt der Solidarpakt weg und der für Berlin günstige
Länderfinanzausgleich wird neu verhandelt. Mindereinnahmen von einer
Milliarde Euro drohen; dazu wirkt ab 2020 die Schuldenbremse. Berlins
Wirtschaft und damit auch die Steuereinnahmen entwickeln sich derzeit
sehr erfreulich. Kein Grund zum Übermut. Im Übrigen: Der Senat hat
City-Tax und höhere Grunderwerbsteuer nicht beschlossen, um
Sonderwünsche zu finanzieren.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
490819
weitere Artikel:
- Allg. Zeitung Mainz: Kaltschnäuzig / Kommentar zum Streit um den US-Haushalt Mainz (ots) - Wer Streit sucht, sollte sich vorher vergewissern,
dass er stark genug ist, den Platz als Sieger zu verlassen. Sonst ist
er ein Dummkopf, dem es recht geschieht, kräftig eins auf die Nase
bekommen zu haben. Im Streit um die Schuldenobergrenze in den USA
sind es die oppositionellen Republikaner, die eins auf die Nase
bekommen werden - und zwar von ihren eigenen Wählern. Denn die werden
wie alle anderen Bürger auch Opfer, wenn der Kampf auf breiter Front
die Aktienmärkte erreicht. Und das kann sehr bald der Fall sein. Denn mehr...
- Märkische Oderzeitung: zu neuem Denkmal für gefallene Soldaten: Frankfurt/Oder (ots) - Solche Gedenkstätten gehören an einen
zentralen Ort, am besten unweit des Parlamentes, damit auch all jene
Abgeordneten gemahnt werden, die letztlich mit ihrem Votum die
Soldaten in Auslandseinsätze schicken, deren Sinn sich im Nachhinein
mitunter auch als sehr zweifelhaft erweist - wie der
Afghanistaneinsatz bislang hinlänglich gezeigt hat. Den Toten wäre
man das schuldig.
Pressekontakt:
Märkische Oderzeitung
CvD
Telefon: 0335/5530 563
cvd@moz.de mehr...
- WAZ: An der falschen Stelle gespart
- Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Es ist Sache der Abwägung, ob der von SPD wie Grünen
geforderte gesetzliche Mindestlohn Menschen tatsächlich zu dem ihnen
zustehenden Arbeitsentgelt verhilft oder der Eingriff des
Gesetzgebers nur die Tarifautonomie beschädigt. Tatsache bleibt:
Kommt es, wie absehbar, bald zum Gesetz, muss die Einhaltung der
Regeln auch wirksam kontrolliert werden.
Dafür hat der Staat derzeit nicht genug Leute. Im Gegenteil: Die
Finanzkontrolle Schwarzarbeit war selbst zur Verhinderung illegaler
Beschäftigungsverhältnisse nie ausreichend mehr...
- Märkische Oderzeitung: zu Familienpolitik und Elterngeld: Frankfurt/Oder (ots) - Es ist längst Zeit, das undurchsichtige
Gestrüpp der Leistungen zu entwirren, das die ehemalige
Familienministerin Schröder fast schon zwanghaft schöngeredet hat.
Eine Bresche muss geschlagen werden für eine gute, zuverlässige
Betreuung in Kinderkrippen und Ganztagsschulen, die Wahlfreiheit erst
ermöglicht. Und für Leistungen, die Familien wirklich helfen. Dazu
zählt das Elterngeld. Nötig ist auch eine Form des Steuersplittings,
die Kinderkriegen belohnt - und nicht die Heirat oder möglichst
ungleiche Einkommensverteilung mehr...
- WAZ: Notstand bei der Pflege
- Kommentar von Wilfried Goebels Essen (ots) - Jeder Zweite unter 30-Jährige hat Angst, später
pflegebedürftig zu werden. Über den drohenden Pflegenotstand wird
viel geredet, ein zukunftsfähiges Konzept für die Versorgung der
älter werdenden Bevölkerung aber fehlt. Die Warnung, dass wir
sehenden Auges in die Katastrophe laufen, ist begründet.
In einer Gesellschaft, in der familiäre Bindungen abnehmen und die
Mobilität zunimmt, wird der Anteil der pflegenden Angehörigen
zurückgehen. Was dann? Ambulante Dienste, die den möglichst langen
Verbleib in der eigenen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|