"Energiewende vor Ort" / Antrittsvorlesung an der Hochschule Fresenius
Geschrieben am 17-10-2013 |
Idstein (ots) - Im Rahmen des Jubiläums des Fachbereichs
Wirtschaft & Medien hielt Prof. Dr. Jens Strüker am 11. Oktober seine
Antrittsvorlesung an der Hochschule Fresenius. Gemeinsam mit der
Süwag AG hat die Hochschule eine Professur für Energiemanagement
eingerichtet und startet ab Frühjahr 2014 den Master-Studiengang
Energiemanagement (M.Sc.). Im Mittelpunkt der Antrittsvorlesung
"Energiewende vor Ort: Subsidiarität als neues Leitprinzip" stand der
Strukturwandel in der Stromwirtschaft und die Frage, wie dieser durch
lokale und regionale Lösungen gestaltet werden kann.
Die Energiewende steht nicht bevor, sie ist bereits im vollen
Gange. Die zentrale Versorgung durch Großkraftwerke befindet sich
seit 15 Jahren auf dem Rückzug. An deren Stelle tritt mehr und mehr
die dezentrale Versorgung über Blockheizkraftwerke, Windkraftanlagen,
Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen. Die erneuerbaren Energien haben
bereits heute einen Anteil von 23 Prozent an der Stromerzeugung, bis
2050 soll dieser Anteil auf mindestens 80 Prozent ansteigen. Diese
Veränderungen stellen das bisherige Stromsystem auf den Kopf und
hinterfragen etablierte Geschäftsmodelle der Stromwirtschaft in den
drei Sparten Erzeugung, Netze und Vertrieb immer mehr.
Was, wenn der Wind nicht weht?
Um einerseits die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten
und andererseits neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, schlägt Strüker
"Subsidiarität" als energiepolitisches Leitprinzip vor: Probleme
sollen vorrangig dort gelöst werden, wo sie entstehen. Anstatt also
bei einer plötzlichen Windflaute im Süden Deutschlands Wind- und
Sonnenstrom vorrangig über teure, neu zu bauende
Übertragungsleitungen aus dem Norden zu transportieren oder
CO2-emittierende Backup-Kraftwerke zum Ausregeln einzusetzen, solle
zunächst lokal beziehungsweise regional reagiert werden. Strüker
führt als Beispiel die Stadtwerke München an, die gemeinsam mit dem
Unternehmen entelios (Lösungsanbieter für das Management von
dezentralen Verbrauchern, Speichern und Erzeugern elektrischer
Energie) und der Brauerei Paulaner ein sogenanntes
Verbrauchsmanagement umgesetzt haben. Weht der Wind, produziert
Paulaner untergäriges Bier, das gekühlt werden muss. Weht der Wind
nicht, produziert die Brauerei obergäriges Bier, das nicht gekühlt
werden muss und so keinen Strom benötigt. Strom, der nicht verbraucht
werde, müsse auch nicht erzeugt und transportiert werden.
Der subsidiäre Ansatz ist ein Gegenentwurf zur bislang geplanten
Architektur der Energiewende, wonach auch Strom aus erneuerbaren
Energien vorrangig über große Strecken transportiert und verteilt
werden soll. Notwendige Voraussetzung für die Realisierung lokaler
und regionaler Lösungen ist aber eine bessere Kenntnis über den
Verbrauch und die dezentralen Erzeugungsleistungen. Hierfür würden
entsprechende Energieinformationsnetze benötigt, die eine
automatisierte Datenerhebung und Interaktion ermöglichen.
Elektronische Stromzähler als Ersatz für die heutigen mechanischen
Zähler seien ein wichtiger Baustein. In den USA beispielsweise wurden
in den letzten Jahren bereits 46 Millionen dieser Zähler installiert
und sie liefern heute bereits eine Milliarde Datenpunkte jeden Tag
über den Verbrauch der Kunden. Zum Vergleich: In Deutschland wird
heute nur ein Datenpunkt über den Gesamtverbrauch eines Privatkunden
im Jahr erhoben. Um die enormen Datenmengen aber für die
Stabilisierung eines Stromnetzes mit immer mehr erneuerbaren Energien
und für neue, innovative Geschäftsmodelle zu nutzen, müssen die
Stadtwerke und die regionalen Energieversorger in Deutschland das
bislang vorherrschende "Silo-Denken" in den Sparten Erzeugung, Netze
und Vertrieb überwinden, fordert Strüker: "Wir benötigen hier einen
ganzheitlichen, spartenübergreifenden Ansatz." Die Hochschule
Fresenius hat gemeinsam mit der Süwag die neuen Anforderungsprofile
an zukünftige Mitarbeiter in Versorgungsunternehmen definiert und in
den Master-Studiengang Energiemanagement eingebracht. Die künftigen
Energiemanager sollen die im Rahmen der Energiewende notwendigen und
spannenden unternehmerischen Anpassungen identifizieren und umsetzen.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius gehört mit rund 8.000 Studierenden und
Berufsfachschülern zu den größten und renommiertesten privaten
Hochschulen in Deutschland.
1848 als "Chemisches Laboratorium Fresenius" gegründet und seit
1971 als staatlich anerkannte Fachhochschule in privater Trägerschaft
zugelassen, unterhält die Hochschule Fresenius heute Standorte in
Idstein, Köln, Hamburg, München, Frankfurt und Berlin sowie
Studienzentren in Düsseldorf und Zwickau. 2010 erfolgte die
institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat. In den
Fachbereichen Chemie & Biologie, Gesundheit & Soziales, Wirtschaft &
Medien sowie Design können hier Ausbildungs-, Studien- und
Weiterbildungsangebote wahrgenommen werden. Neben Bachelor- und
Masterprogrammen in Vollzeit bieten die vier Fachbereiche mit ihren
sieben Schools auch berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende
(duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius setzt auf eine enge
Einheit von Forschung, Lehre und Praxis und forscht in den
Fachbereichen Chemie & Biologie (Institute for Analytical Research),
Gesundheit & Soziales (Bewegungslabor), Wirtschaft & Medien (Institut
für Gesundheitswirtschaft, Medienmanagement Institut, Institut für
Energiewirtschaft) sowie Design.
Weitere Infos unter: www.hochschule-fresenius.de
Pressekontakt:
Hochschule Fresenius gem. GmbH
Mareike Schrenk M.A.
Presse/Öffentlichkeitsarbeit
Limburger Str. 2
65510 Idstein
Mareike.Schrenk@hs-fresenius.de
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