Börsen-Zeitung: Befreiungsschlag, Kommentar zu Haniel von Annette Becker
Geschrieben am 24-10-2013 |
Frankfurt (ots) - Getreu dem Motto, was stört mich mein Geschwätz
von gestern, trennt sich der Traditionskonzern Haniel nun doch
komplett von seiner Celesio-Beteiligung. Dabei hatten die Duisburger
noch im November 2012 im Zuge des Teilrückzugs bei dem
Pharmagroßhändler beteuert, Celesio bleibe ein "langfristiges
Ankerinvestment". Selbst im Mai, als erste Verkaufsgerüchte zu
sprießen begannen, folgte ein hartes Dementi. Doch Sentimentalitäten
- Celesio gehört immerhin seit 40 Jahren zum Portfolio - haben in
Duisburg keinen Platz mehr, was zählt, ist die Rendite.
Und Stephan Gemkow, der als externer Manager seit August 2012 die
Geschicke des Familienkonzerns lenkt, hat dabei offensichtlich freie
Hand. Zum einen trotzte er den Familiengesellschaftern einen
Dividendenausfall ab - ein bis dato einmaliger Vorgang in der über
250-jährigen Firmengeschichte. Zum anderen ließ er der Ankündigung
zum Schuldenabbau auch Taten folgen. Kein leichter Schritt, gingen
die ersten 7 Millionen Celesio-Aktien im vergangenen Jahr doch nur zu
12,60 Euro über den Tisch und damit nahe am niedrigsten Kurs der
vergangenen Dekade.
Doch der Strategieschwenk hat sich ausgezahlt, muss McKesson heute
doch fast das Doppelte berappen. Auf 40 Jahre gerechnet soll die
Celesio-Beteiligung letztlich sogar eine niedrige zweistellige
Jahresrendite abgeworfen haben.
Das aus Haniel-Sicht Entscheidende ist jedoch, dass ein
Befreiungsschlag gelungen ist. Denn Haniel ist sechs Jahre nach der
milliardenschweren Fehlinvestition bei Metro wieder handlungsfähig -
im Sinne einer aktiven Portfoliogestaltung. Rein rechnerisch ist der
Schuldenberg komplett abgetragen, auch wenn nur ein Teil des
Verkaufserlöses von knapp 2 Mrd. Euro zur Schuldentilgung verwendet
wird.
Die finanzielle Sanierung ist jedoch nur die eine Seite der
Medaille. Jetzt geht es darum, das Geld auch renditebringend
einzusetzen. Gesucht werden dabei mittelständische Unternehmen, die
neben Geschäften mit Zukunftspotenzial auch über eine gute
Ausgangslage in den sogenannten Wachstumsmärkten verfügen. Zupass
kommt Haniel dabei, dass mit den Vorarbeiten schon 2010 begonnen
wurde, hatte der damalige Vorstandschef des Familienkonzerns, Jürgen
Kluge, doch eine Liste mit 200 potenziellen Übernahmekandidaten
durchforsten lassen. Dass dabei ein paar Kandidaten auf der Shortlist
landeten, ist anzunehmen. Jetzt braucht es "nur noch" das richtige
Gespür.
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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