NRZ: Das große Spiel mit dem Iran - ein Kommentar von JAN JESSEN
Geschrieben am 11-11-2013 |
Essen (ots) - Es ist am vergangenen Wochenende leider nicht zu der
historischen Einigung in den politischen Verhandlungen über das
Atomprogramm des Iran gekommen; die Annahme, eine solche stünde kurz
bevor, war allerdings auch von unrealistischen Hoffnungen befeuert
worden. Die Konfrontation zwischen dem Westen - hier: speziell die
USA - und Teheran dauert schon zu lange, als dass sich sie über
Nacht in Wohlgefallen auflösen könnte. Grund zum Optimismus gibt es
trotzdem: Die beiden wichtigsten Spieler am Tisch sind wie selten
zuvor in den vergangenen Jahren aufeinander angewiesen. Washington
braucht den Iran, damit der Irak nicht kollabiert, der Abzug in
Afghanistan einigermaßen kontrolliert vonstatten gehen kann und die
Lage in Syrien nicht völlig eskaliert; Teheran ist auf das Wohlwollen
der Amerikaner angewiesen, um wirtschaftlich wieder auf die Füße zu
kommen. Die knallharten Sanktionen erdrosseln das Land - die
Öleinnahmen sind eingebrochen, die Inflation steigt rasant, die
medizinische Versorgung krankt. Dass die Verhandlungen zäher
verlaufen, als es die Weltöffentlichkeit erhofft hat, hat Gründe:
Erstens steuert Irans neuer Präsident Ruhani sein Land zwar auf
einen weniger konfrontativen Kurs. Um die Hardliner in der
Islamischen Republik nicht vor den Kopf zu stoßen, darf er sich aber
nicht zu weit vorwagen, nicht zu viele Zugeständnisse machen.
Natürlich beharrt er auf der legitimen Entwicklung eines friedlichen
Atomprogramms. Zweitens sind den amerikanischen Unterhändlern die
Hände geboten. Mögliche Lockerungen der Sanktionen müssen vom
irankritischen Kongress in Washington abgesegnet werden. Dort
registriert man sehr genau das Unbehagen der beiden wichtigsten
Verbündeten in der Region: Israel misstraut den neuen Tönen aus
Teheran zutiefst. Die Hetztiraden des früheren iranischen Präsidenten
Ahmadinedschad, der dem Judenstaat das Existenzrecht absprach, haben
Spuren hinterlassen. Die mächtigen pro-israelischen Lobbygruppen in
den USA sind deswegen von der diplomatischen Annäherung wenig
begeistert. Und dann ist da noch Saudi-Arabien. Der arabische
Golfstaat befürchtet eine Aufwertung des persischen Erzfeindes.
Politisch, aber auch wirtschaftlich. Verbessert sich das Verhältnis
des Iran zum Westen, könnte das 80-Millionen-Einwohner-Land mehr denn
je die Rolle einer regionalen Ordnungsmacht einnehmen. Werden die
Sanktionen gelockert, sinken die Öl- und Gaspreise weltweit. Es gibt
also genügend Spieler, die kein Interesse an einer friedlichen
Einigung haben. Bleibt zu hoffen, dass sie verlieren.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
496127
weitere Artikel:
- Berliner Zeitung: Kommentar zur Vorstrafe von Karl-Heinz Rummenigge Berlin (ots) - Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge bleiben der
Vereinsführung erhalten, und das offenbar zu Recht, denn weder die
Mitglieder des Aufsichtsrates noch die Mitglieder des Vereins
scheinen sich daran zu stören. Das mag nun daran liegen, dass sie von
den zwei Lichtgestalten des Gewerbes ohnehin nichts anderes erwartet
haben, oder daran, dass in der Welt des Profifußballs der Betrug am
Fiskus so selbstverständlich ist wie die Schwalbe im Elfmeterraum.
Pressekontakt:
Berliner Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 (0)30 mehr...
- Frankfurter Rundschau: Kommentar zum deutsch-französischen Verhältnis Frankfurt (ots) - Die Zurückhaltung der künftigen
Regierungsparteien ist bemerkenswert. Tatsächlich dürften sie aber
ahnen, dass es mit Routine und Freundschaftsbekundungen in den
Beziehungen zu Frankreich in den nächsten vier Jahren nicht getan
sein wird. Deutschlands wichtigster Partner befindet sich im freien
Fall. (...) Für Angela Merkel und die künftige schwarz-rote Koalition
in Deutschland heißt dies: Das Verhältnis zu Frankreich wird in der
neuen Legislaturperiode eine der wichtigsten außenpolitischen
Baustellen sein. Wenn mehr...
- Rheinische Post: Vodafone-Deutschland sagt wegen wirtschaftlicher Lage alle Weihnachtsfeiern ab Düsseldorf (ots) - Deutschlands zweitgrößter Telefonkonzern
Vodafone hat alle Weihnachtsfeiern des Unternehmens abgesagt. Das
berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post"
(Dienstagsausgabe) unter Berufung auf eine ihr vorliegende interne
E-Mail. "Die wirtschaftlich angespannte Situation, die gerade auf
der Kostenseite von uns größte Disziplin erfordert, macht diesen
Schritt aus unserer Sicht notwendig", schreibt darin
Personalgeschäftsführer Dirk Barnard zur Begründung der Absage.
Vodafone wird an diesem Dienstag mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Synode der evangelischen Kirche
Führung ist gefragt
CARSTEN HEIL Bielefeld (ots) - Die evangelischen Christen sind
diskutierfreudig. Das ist gut und unterscheidet sie von manch anderer
Organisation. Manchem Beobachter geht jedoch das Abwägen und
Nochmals-Abwägen und -Bedenken auf die Nerven. Das kann auch lähmen.
Bei der aktuellen Synode ist ihnen über alles Diskutieren sogar fast
die Spitze abhandengekommen. Weil die beiden Kandidaten für den
Posten des Präses der Synode keine Mehrheit hatten - zum einen Teil
wegen politischer Farbenlehre, zum anderen wegen der kritischen
Einstellung zu einem mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Große Koalition müht sich
Klein-Klein reicht nicht
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Es mag ja von Vorteil sein, dass sich die
Unterhändler von SPD und CDU und CSU allesamt menschlich angenehm und
sympathisch finden. Doch Koalitionen werden nicht wegen der netten
Atmosphäre geschlossen. Und große Koalitionen werden vor allem
deshalb geschlossen, weil sie mit ihrer erdrückenden Mehrheit in der
Lage sind, Großes zu bewegen. Das gerät momentan aus dem Blick. Die
schwarz-roten Arbeitsgruppen scheinen sich teilweise kaum vom Fleck
zu bewegen, und wirklich Großes haben offenbar nur noch die wenigsten
im mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|