Weser-Kurier: Zur Untersuchung des deutschen Exportüberschusses durch die Brüsseler EU-Kommission schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Geschrieben am 13-11-2013 |
Bremen (ots) - Was fällt denn denen ein? Wir sind
Export-Vizeweltmeister und sollen uns nun dafür rechtfertigen, dass
"Made in Germany" in aller Welt gern und viel gekauft wird? Schon in
der Vergangenheit waren manche politischen Entscheidungen aus Brüssel
nicht leicht nachvollziehbar und noch schwerer zu vermitteln. Die
Ankündigung der EU-Kommission, prüfen zu wollen, ob und wie sich die
deutsche Export-Stärke auf die europäischen Nachbarn auswirkt, wird
sich bruchlos in diese Liste einreihen. Wenn einige Staaten ein Plus
in der Exportbilanz verzeichnen, müssen andere logischerweise ein
Defizit aufweisen - also mehr Waren einführen als sie ins Ausland
verkaufen. Deutschland ist unbestritten die Konjunkturlokomotive in
Europa. Die deutschen Exporte stützen den gesamten Wirtschaftsraum.
Zu Recht verweisen Experten darauf, dass rund 40 Prozent der
Vorprodukte für deutsche Exportwaren aus dem Ausland kommen.
Allerdings - es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die schwache
deutsche Binnennachfrage mittlerweile in keinem guten Verhältnis mehr
zu unseren Exporten steht. Solche Missverhältnisse können
unbestritten zu schwerwiegenden wirtschaftlichen Verwerfungen führen.
Um gerade das zu verhindern, hat auch Deutschland seinerzeit den
Kriterien zugestimmt, an denen wir jetzt gemessen werden. Die
Entscheidung für einen gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraum hatte
ihre Tücken. Die zeigen sich in der Krise. Allerdings dürfen die
europäischen Krisenländer nicht für ihre wirtschaftlichen
Fehlentwicklungen belohnt werden, indem die Anpassungslast letztlich
ausschließlich dem Starken aufgebürdet wird. Mehr Binnennachfrage
wäre natürlich kein schlechtes Krisen-Überwindungsrezept. Doch die
lässt sich nicht verordnen. Wer will uns vorschreiben, welche Waren
wir wo einkaufen dürfen und was wir exportieren? So was heißt
Planwirtschaft. Deren bizarre Auswüchse sind bekannt. Bleibt die
Gewissheit, es ist eher unwahrscheinlich, dass Brüssel in absehbarer
Zeit seinen Teil vom deutschen Exportüberschuss abschöpft. Die
grundsätzlichen Probleme sind allerdings so oder so noch nicht
gelöst.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
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