Lausitzer Rundschau: Aufholen ohne einzuholen
Zum Stand der Deutschen Einheit
Geschrieben am 20-11-2013 |
Cottbus (ots) - Überholen ohne einzuholen lautete einst eine
kreative Durchhalteparole der SED. Was die Bundesregierung für die
Entwicklung der neuen Länder anbietet, läuft auf Ähnliches hinaus:
Aufholen ohne einzuholen. Zwar geht es voran im Osten. Aber man kommt
dem Westen nicht mehr nennenswert näher. Das einzugestehen, fällt
offenbar schwer. Die Abwanderung ist gestoppt, lautete am Mittwoch
die frohe Kunde im Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit. Ja,
aber die Generation Wende, die weg ist, kommt nicht wieder.
Landstriche, die leer gelaufen sind, bleiben leer. Die Wirtschaft hat
sich stabilisiert. Ja, aber mit einer Wirtschaftskraft, die bei 71
Prozent des Westniveaus festhängt. Mit einer doppelt so hohen
Arbeitslosigkeit und einem Einkommensniveau von nur 82 Prozent des
Westens. Es gibt Leuchttürme. Vor allem in den Universitätsstädten,
die inzwischen hervorragende Studien- und Forschungsmöglichkeiten
bieten, auch durch findige kleine Unternehmen und durch den Tourismus
an der Ostsee. Aber es gibt ebenso verarmte Gegenden, in denen die
Versorgung der Verbliebenen aus der Generation der Wendeverlierer
schwer fällt und eine aus Frust genährte Neonazi-Szene gedeiht. Die
neuen Länder sind keine verdorrten Landschaften, aber auch keine
blühenden Wiesen. Das ist keine Aufholjagd mehr, eher ein
Schneckenrennen, das ist nicht die Angleichung der
Lebensverhältnisse, sondern nur ihre Annäherung. Es wäre gut, wenn
die Politik das auch so benennen würde, statt immer noch so zu tun,
als könne es im Osten so werden wie im Westen. In 100 Jahren
vielleicht. Man kann als junger Mensch heute im Osten bleiben, man
findet dort eine Chance. Auch als Zugezogener aus dem Westen. Aber
man muss immer noch beweglicher sein und bescheidener. Dafür ist die
Natur unberührter, inklusive einer kleinen Wolfspopulation, und der
soziale Zusammenhalt oft größer. Es ist richtig, die künftige
Strukturförderung nicht mehr nach Ost und West zu unterscheiden.
Längst gibt es im Westen Städte und Kreise, die ebenso dringend Hilfe
brauchen. Aber etwas strukturell und kulturell Besonderes bleibt der
Osten doch, und zwar auf sehr lange Sicht. Es wäre daher gut, wenn
weiterhin ein Beauftragter der Bundesregierung auf die neuen Länder
aufpassen würde, zumal der Mitleidsfaktor der politischen Konkurrenz
aus dem Westen schwindet. Jemand, der Einfluss hat und auch Laut
geben kann. Der bisherige Ost-Beauftragte Christoph Bergner, so
sympathisch er ist, war so einer eher nicht.
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Lausitzer Rundschau
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