Studie von Roland Berger und Creditreform: Durch optimiertes Working Capital Management könnte der Mittelstand ein Liquiditätspotenzial von 87 Milliarden Euro freisetzen
Geschrieben am 22-11-2013 |
München/Neuss (ots) -
- Der deutsche Mittelstand steht in den nächsten Jahren vor großen
Herausforderungen bei der Finanzierung seines Wachstums
- Notwendige Investitionen und anstehende Refinanzierungen erhöhen
den Kapitalbedarf
- Innenfinanzierung über Working Capital-Verbesserungen gewinnt
wieder an Bedeutung
- Kleinere und profitable Unternehmen binden ihr Kapital am längsten.
Größtes Verbesserungspotenzial durch Optimierung bei Vorräten
- Papierindustrie verzeichnet die geringste und Bekleidungsindustrie
die längste Kapitalbindungsdauer
- Schwache Bonität führt zu hoher Kapitalbindung
Die deutsche Wirtschaft wird 2014 wieder deutlich wachsen. Für den
deutschen Mittelstand führt dies zu einem steigenden Kapitalbedarf,
um die notwendigen Investitionen finanzieren zu können. Zudem stehen
in den nächsten Jahren bei vielen Unternehmen Refinanzierungen bevor,
die den Kapitalbedarf nochmals erhöhen. Noch vor Bankkrediten und
Eigenkapital ist für 89 Prozent der Unternehmen die Innenfinanzierung
die wichtigste Maßnahme zur Verbesserung ihrer Kapitalisierung.
Allerdings ist in den letzten Jahren die Kapitalbindungsdauer in
mittelständischen Unternehmen wieder gestiegen. Die Optimierung des
Working Capital rückt damit wieder in den Vordergrund, denn hiermit
könnte ein ungenutztes Liquiditätspotenzial in Höhe von 87 Milliarden
Euro freigesetzt werden. Das ist das Ergebnis der Studie "Cash for
Growth 2013" von Roland Berger Strategy Consultants und Creditreform.
Die Studie basiert auf den Daten über das Liquiditätsmanagement von
über 2.700 Unternehmen aus den Jahren 2010 bis 2012.
Deutsche Mittelständler stehen in den kommenden Jahren bei der
Finanzierung vor großen Herausforderungen: anstehende
Refinanzierungen durch auslaufende Mezzanine-Programme und fällige
Anleihen belasten die Finanzierung des geplanten Wachstums. "In
diesem Umfeld müssen die Unternehmen ihre eigene Finanzierungskraft
stärken, indem sie ihr Working Capital wieder nachhaltig optimieren",
sagt Sascha Haghani, Deputy-CEO Deutschland und Leiter des neuen
Competence Centers "Restructuring & Corporate Finance" von Roland
Berger Strategy Consultants. Das sehen auch die Unternehmen so. 55
Prozent der Befragten planen Optimierungen bei Vorräten, 46 Prozent
reduzieren die Zahlungsziele bei Kunden bzw. erhöhen sie bei
Lieferanten (45%).
Profitable Firmen verzeichnen hohes Working Capital
Allerdings ist seit 2009 die Kapitalbindungsdauer sowohl bei
Mittelständlern als auch bei Großunternehmen, vor allem durch höhere
Lagerbestände, wieder gestiegen. Ein wesentlicher Grund ist die
gestiegene Profitabilität nach der Finanzkrise. So weisen Unternehmen
mit einer EBIT-Marge von bis zu zwei Prozent eine durchschnittliche
Kapitalbindungsdauer von 48 Tagen auf, im Gegensatz zu hoch
profitablen Firmen, die mit EBIT-Margen über 10 Prozent bei stolzen
72 Tagen liegen.
"Profitablere Firmen bekommen am Kapitalmarkt leichter Zugang zu
Working Capital-Finanzierungen", erklärt Sascha Haghani. "Sie haben
daher weniger Druck, ihre Vorräte oder Zahlungsziele zu optimieren.
Das wäre aber umso wichtiger, um ihren Verschuldungsgrad zu
verbessern." Ein weiterer Einflussfaktor auf das Working Capital ist
die Umsatzgröße. "Kleinere Unternehmen binden ihr Kapital über 30
Prozent länger als Großunternehmen. Große Firmen verfügen über
besseres Vorräte- oder Kundenforderungsmanagement und längere
Zahlungsziele bei Zulieferern", erklärt Michael Bretz, Leiter der
Wirtschaftsforschung bei Creditreform.
Papierindustrie hat die geringste Kapitalbindungsdauer
Zudem gibt es große Branchenunterschiede: in der
Bekleidungsindustrie ist die Kapitalbindung seit 2010 um 10 Tage
gestiegen und erreichte 2012 mit durchschnittlich 93 Tagen den
höchsten Wert. Im Gegensatz zu den meisten Branchen, konnte die
Pharmaindustrie die Kapitalbindung um drei Tage auf durchschnittlich
56 Tage reduzieren. Am besten schneidet die Papierindustrie mit nur
43 Tagen ab.
Bei den Lagerbeständen sind die Branchenunterschiede mit bis zu 60
Tagen am größten. Die Zahlungsziele für Lieferantenverbindlichkeiten
liegen bei allen Branchen relativ nah beieinander. Hier beträgt der
Unterschied nur 10 Tage. Am längsten Zeit für die Bezahlung von
Zulieferern lässt sich die Nahrungsmittelindustrie mit 27 Tagen,
wohingegen die Chemiebranche im Durchschnitt bereits nach 17 Tagen
ihre Rechnungen begleicht.
Schwache Bonität führt zu hoher Kapitalbindung
Unternehmen mit einer mittleren bis schlechten Bonität weisen eine
überdurchschnittlich hohe Kapitalbindung auf. Je schlechter die
Bonität, desto länger sind auch die Zeiträume für die Begleichung von
Lieferantenverbindlichkeiten.
Insgesamt ist die Pünktlichkeit bei Zahlungen im
Betrachtungszeitraum aber branchenübergreifend um sieben
Prozentpunkte auf 70 Prozent gestiegen. Eine gute Zahlungsmoral
findet sich in der Papier- und Bekleidungsindustrie. Verhältnismäßig
unpünktlich zahlen dagegen Unternehmen in der Telekommunikations- und
Nahrungsmittelbranche. "Vor allem Unternehmen mit geringer Bonität
müssen ihr Lagermanagement drastisch verbessern, da hier am meisten
Liquidität freigesetzt werden kann", weiß Michael Bretz.
Liquiditätspotenzial von 87 Milliarden Euro vorhanden
"Um das künftige Wachstum nicht durch fehlende Liquidität zu
gefährden, bedarf es einer gezielten Optimierung des Working Capital
Management. So könnte der deutsche Mittelstand eine Liquidität von 87
Milliarden Euro freisetzen", fasst Sascha Haghani zusammen. Immerhin
lag das Liquiditätspotenzial der befragten Unternehmen 2012 zwischen
12 und 18 Prozent ihres Working Capital. Größtes Potenzial zur
Freisetzung von Liquidität bietet der Abbau von Vorräten (44%)
gefolgt von einem verbesserten Kundenforderungsmanagement (35%) und
vorteilhafteren Konditionen bei Lieferantenverbindlichkeiten (21%).
Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter:
www.rolandberger.com/press_releases
und
www.creditreform.de/analysen
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Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der
weltweit führenden Strategieberatungen. Mit rund 2.700 Mitarbeitern
und 51 Büros in 36 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem
Weltmarkt aktiv. Die Strategieberatung ist eine unabhängige
Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 250 Partnern.
Creditreform ist führender Anbieter für Wirtschaftsauskünfte in
Europa und bietet Dienstleistungen rund um das Thema
Forderungsmanagement. In den deutschlandweit 130 Geschäftsstellen und
18 Landesgesellschaften in Mittel- und Osteuropa sind rund 4.500
Mitarbeiter tätig.
Pressekontakt:
Claudia Russo
Roland Berger Strategy Consultants
+49 89 9230-8190
claudia.russo@rolandberger.com
www.rolandberger.com
Michael Bretz
Verband der Vereine Creditreform
Tel. +49 2131 109-171
E-Mail: m.bretz@verband.creditreform.de
www.creditreform.de
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