WAZ: Eine historische Einigung. Kommentar von Martin Gehlen
Geschrieben am 24-11-2013 |
Essen (ots) - So aufsehenerregend das Interimsabkommen von Genf
ist, es bedeutet noch lange nicht die Lösung des vertrackten
Atomproblems. So liegt der Wert der Übereinkunft vor allem in seinem
beträchtlichen historischen Potenzial, wenn man bedenkt, dass hohe
US-Diplomaten bis vor Kurzem noch ihren iranischen Gesprächspartnern
ironisch einen im Erbgut verankerten Hang zur Unehrlichkeit
attestierten. Der gesamte internationale Status des Iran ist seit
Jahren an den Atomkonflikt gekettet. Ließe sich dieses Hemmnis
aufsprengen, geriete erstmals seit mehr als drei Jahrzehnten auch
eine Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen den USA und Iran ins
diplomatische Blickfeld. Eine Entspannung im Verhältnis zur EU wäre
ebenso möglich wie eine Milderung der erdrückenden Sanktionen, die
das 76-Millionen-Volk an den Rand der wirtschaftlichen Verzweiflung
gebracht haben. Gleichzeitig würde eine langfristige Einigung die
gesamte Machttektonik des Nahen und Mittleren Ostens verändern. Das
wissen Israel und die Golfstaaten mit Saudi-Arabien an ihrer Spitze.
Israel fühlt sich zu Recht vom Iran in seiner Existenz bedroht. Die
arabischen Anrainer wiederum haben dem persischen Kontrahenten trotz
ihres sagenhaften Ölreichtums kulturell und zivilisatorisch noch nie
Paroli bieten können. Ohne das eiserne, westliche Sanktionsregime
wären sie in ihrem jahrzehntelangen Kalten Krieg gegen die
schiitische Regionalmacht schon längst unterlegen. Insofern trägt die
internationale Gemeinschaft bei ihren Verhandlungen auch hohe
Verantwortung für die Nachbarn des Iran. Der schwierigste Teil der
Strecke liegt damit noch vor den diplomatischen Unterhändlern. Denn
das endgültige Abkommen, das bis Ende April nächsten Jahres
ausgehandelt werden soll, muss definitive Garantien der Islamischen
Republik enthalten, seine verdächtigen und zwielichtigen Atompläne
aufzugeben. Dazu müssen die fünf UN-Vetomächte plus Deutschland
Teheran möglichst harte Einschnitte und enge Kontrollen der
Atominspekteure abverlangen. Denn werden die internationalen
Sanktionen erst einmal substanziell gelockert, lassen sie sich auf
absehbare Zeit nicht wieder zu der heutigen Druckkraft aufbauen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
498626
weitere Artikel:
- WAZ: Kommunen bei Asylkosten helfen. Kommentar von Wilfried Goebels Essen (ots) - Flüchtlinge haben Anspruch auf eine menschenwürdige
Behandlung in NRW. Auch die Kommunen stehen zu ihrer Pflicht,
Asylbewerbern einen sicheren Aufenthalt zu bieten. Der Anstieg der
Asylzahlen aber überfordert viele Kommunen, weil Bund und Land Kosten
der Flüchtlingsversorgung nicht vollständig decken. Dies hatte das
Bundesverfassungsgericht allerdings ausdrücklich verlangt. Schon bei
der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge arbeiten Städte
vielfach an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Besonders kritisch
wird mehr...
- Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Atom-Abkommen mit Iran Rostock (ots) - Ein iranisches Sprichwort sagt, dass zwei Dinge
Merkmale der Dummheit sind: schweigen, wenn man reden soll - und
reden, wenn man schweigen soll. Die USA und der Iran haben dies
endlich verstanden. Nach 34 Jahren Funkstille auf höchster Ebene
hatten die Präsidenten beider Länder, Barack Obama und Hassan Ruhani,
miteinander telefoniert und den Grundstein für den nun vorliegenden
Atomvertrag gelegt. Zugleich bissen sie sich auf die Zunge, wenn es
um Maximalforderungen ging, die von Hardlinern auf beiden Seiten
immer mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
CSU-Parteitag
In Höchstform
Ralf müller, München Bielefeld (ots) - Die CSU glaubt inzwischen fest daran, dass es
ihr Vorsitzender Seehofer stets irgendwie richtet. Das war ein echter
Kontrast zum Schimpfen, Kritteln und Zweifeln beim SPD-Parteitag: Die
CSU watschte am Wochenende ihr Führungspersonal nicht ab, sondern
ließ es hochleben. Horst Seehofer fährt als starker Maxe zur Endphase
der Koalitionsverhandlungen nach Berlin. Freilich gibt es auch in der
CSU Befürchtungen, die eigenen Anliegen könnten beim Berliner
Koalitionspoker zu kurz kommen und die Zahl der zu schluckenden
Kröten mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Wer verdient was? / Kommentar zu Manager-Gehältern Regensburg (ots) - Das Thema ist zweifelsohne populär. Wenn
Topmanager horrende Summen einschieben, stellt sich bisweilen schon
die Frage nach der Gerechtigkeit. Hat ein einfacher Arbeiter am Band
wirklich zighundertfach weniger verdient als ein Vorstandschef? Ist
seine Arbeit tatsächlich so viel weniger wert? Solche Überlegungen
machen prinzipiell durchaus Sinn. Doch ob konkrete prozentuale
Vorgaben eine Lösung sind, bleibt dahingestellt. Damit macht man es
sich zu einfach. Viele andere Fragen sind damit längst nicht geklärt.
Wie mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Einigung im Atomstreit
Zerbrechliches Kartenhaus
Dirk Hautkapp, Washington Bielefeld (ots) - Bei Abkommen, denen das Attribut "historisch"
zugeordnet wird, ist immer Obacht geboten. Die Geschichte gerade im
Verhältnis des Westens mit dem Iran hat gezeigt, dass so manche
Verständigung in der Realität nicht lange überdauerte. Darum ist es
hilfreich, das Ergebnis von Genf nüchtern als das zu werten, was es
ist: eine Zwischenstation. Und eine Bewährungsprobe. Das ist besser
als nichts und viel besser als die Idee einer gewaltsamen
Problembeseitigung in einer leicht entflammbaren Region. Aber was es
wirklich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|