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DBU fördert Entwickeln von einfachen Methoden zum Erhalt mittelalterlicher Wandmalereien mit 124.000 Euro

Geschrieben am 28-11-2013

Zossen (ots) - Warten, frönen, pflegen - Kirchenkunst vor Schäden
schützen

Im Nordosten Brandenburgs sind bis heute noch viele
mittelalterliche Wandmalereien in Kirchen erhalten - vor allem auf
dem Land. Doch Schadstoffe, etwa aus nahegelegenen Fabriken,
gefährden ihren Bestand. "Nur durch regelmäßiges Warten und Pflegen
kann ihr Erhalt sichergestellt werden", sagt Mechthild Noll-Minor,
Leiterin des Referats Restaurierung und Bauforschung des
Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen
Landesmuseums in Zossen. "Viele kleine Dorfgemeinden haben nicht die
finanziellen Mittel, um Malereien mit speziellen Geräten oder
Fachpersonal zu warten. Deshalb wollen wir eine kosten- und
ressourcenschonende Methode entwickeln, mit der Schäden frühzeitig
erkannt und die historischen Kunstwerke für die nächsten Generationen
erhalten werden können." Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
fördert das Projekt mit 124.000 Euro.

Neben den Schadstoffen aus Fabriken und Kraftwerken seien die
Malereien auch durch den Ausstoß von Schadstoffen aus der
Landwirtschaft gefährdet, sagt DBU-Experte Dr. Paul Bellendorf. "Zum
Beispiel gelangen durch das vermehrte Düngen auf Anbauflächen von
Energiepflanzen etwa Nitrat oder Schwefel über den Regen und die
Oberflächengewässer in das Mauerwerk naheliegender Kirchen und können
so die Wandmalereien schädigen." Beim Verbrennen fossiler
Energieträger würden ebenfalls Schadstoffe freigesetzt und gelangten
über die Luft in die Fassaden, wo sie über lange Zeit in Form
schädigender Salze in Mauerwerk und Putz blieben. So habe dort unter
anderem die schwefelhaltige Braunkohleverstromung vor den neunziger
Jahren bis heute ihre Spuren hinterlassen.

Schädigende Substanzen an Wandmalereien seien über lange Zeit mit
dem bloßen Auge nicht zu erkennen, so Bellendorf. Entscheidend für
den Erhalt der Kunstwerke sei es daher, früh genug mit geeigneten
Maßnahmen einzugreifen. Dafür sei eine Bestandsdokumentation, eine
regelmäßige Kontrolle und seien Kenntnisse über die für das jeweilige
Objekt erwarteten Schadensprozesse nötig. Nachhaltiges Restaurieren
bedeute, die Abstände zwischen Untersuchen, Warten und Pflegen
möglichst auszudehnen, um das Beanspruchen des Kulturguts, den
Einsatz von Material und die Kosten möglichst gering zu halten.

Um den Ist-Zustand zu erfassen, würden zunächst restauratorische,
kunst- und bauhistorische Untersuchungen durchgeführt, sagt
Noll-Minor. Unter anderem werde die Feuchtigkeit gemessen und würden
chemische und mineralogische Analysen vorgenommen, um zum Beispiel
Pigmentveränderungen und Salzgehalte zu bestimmen. Mit Hilfe von
Fotografien und Kartierungen von vorherigen restauratorischen
Erfassungen solle festgestellt werden, welche Veränderungen und
Schäden im Laufe der Jahre an den Malereien aufgetreten seien.
Schließlich solle ermittelt werden, ob kostengünstige Verfahren in
der Langzeitbeobachtung der Wandmalereien sinnvoll eingesetzt würden
und welche Ergebnisse sie im Vergleich zu kostenintensiven
Untersuchungs- und Analyseverfahren lieferten.

Noll-Minor: "Heute kann zum Beispiel zerstörungsfrei mit mobilen
Messgeräten ermittelt werden, mit welchem Material die Farben
aufgetragen wurden. Im Gegensatz zu aufwändigen Laboranalysen sind
viele dieser Verfahren nicht so teuer, es wird keine Substanz
entnommen, und eine Auswertung ist direkt vor Ort am Objekt möglich.
Wir prüfen auch, wie Veränderungen in der Malschicht mit
Farbwert-Messungen nachvollziehbar dokumentiert werden können."

Die Untersuchungen würden in national bedeutenden Kirchen mit
mittelalterlichen Wandmalereien wie der Marienkirche in
Frankfurt/Oder, dem Kloster Chorin und weiteren spätromanischen und
frühgotischen Feldsteinquaderbauten mit bauzeitlichen Putz- und
Farbgestaltungen in der Uckermark und im Oderland durchgeführt. "An
vielen dieser Gebäude haben wir bereits vor einigen Jahren in einem
DBU-geförderten Projekt Schäden an Putzen und Mörteln erfasst und
können mit den anstehenden Untersuchungen auf den Ergebnissen
aufbauen", sagt Noll-Minor.

Die Resultate des Projekts sollen digital und in Buchform
erscheinen. Zudem sollten die Erkenntnisse auch in die Normen zum
Erhalt umweltgeschädigter Kulturgüter einfließen. Kooperationspartner
sind die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische
Oberlausitz in Berlin, das Institut für Erd- und Umweltwissenschaften
der Universität Potsdam und der Fachbereich Architektur und Städtebau
der Fachhochschule Potsdam.



Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Sina Hindersmann
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:
Dipl.-Rest. Mechthild Noll-Minor
Referat Restaurierung/Bauforschung
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
Telefon: 033702/71374
Mobil: 0173/9013614
Telefax: 033702/71202
E-Mail: mechthild.noll-minor@bldam-brandenburg.de


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