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Studie zur Zivilgesellschaft: Die Deutschen lieben ihren Verein

Geschrieben am 29-11-2013

Berlin/Essen (ots) - 17,5 Millionen Bürger engagieren sich in mehr
als 600 000 Organisationen. Das sind 50 000 Organisationen mehr als
noch vor 20 Jahren. Das Rückgrat des zivilgesellschaftlichen Lebens
ist nach wie vor der Verein. Er sollte von der Politik stärker
gefördert werden. Das ist ein Ergebnis der Studie Zivilgesellschaft
in Zahlen (ZiviZ), erstmals erstellt von Stifterverband für die
Deutsche Wissenschaft, Bertelsmann Stiftung und Fritz Thyssen
Stiftung.

Ob als Übungsleiter im Sportverein, als Umweltaktivist oder als
Mitglied der Studentenbewegung: Millionen Deutsche mischen sich ein
und am Liebsten machen sie das in einem Verein. 97 Prozent der mehr
als 600 000 zivilgesellschaftlichen Organisationen sind Vereine. Das
ist ein Ergebnis des ZiviZ-Survey, einem Projekt des Stifterverbandes
für die Deutsche Wissenschaft zusammen mit der Bertelsmann Stiftung
und der Fritz Thyssen Stiftung.

Die Autoren des ZiviZ-Surveys haben erstmals genau hingeschaut,
und die gesamte organisierte Zivilgesellschaft statistisch erfasst.
Denn zivilgesellschaftliches Leben ist nicht nur der Sportverein um
die Ecke. Zivilgesellschaftliches Leben ist auch die Musikschule im
Ort, das nächste Krankenhaus oder der Kindergarten der Stadt. Das
bedeutet, eine lebendige Demokratie kann es ohne Zivilgesellschaft
nicht geben.

"Die Studienergebnisse liefern wertvolle Orientierungen und
Ansatzpunkte für eine zukunftsorientierte Zivilgesellschaftspolitik.
Jetzt liegt es an den Kommunen und Ländern und insbesondere an der
neuen Bundesregierung, diese aufzugreifen und den Dialog von
Forschung und Förderung weiter auszubauen", erklärt Andreas Schlüter,
Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.

Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung sagt: "Wenn
bisher von der Zivilgesellschaft in unserem Land geredet wurde, dann
war dies immer ein verschwommener Begriff ohne konkrete Fakten. Ich
freue mich deshalb sehr, dass wir mit der ZiviZ-Studie der künftigen
Bundesregierung und allen Entscheidern eine fundierte Basis geliefert
haben, die Zivilgesellschaft besser zu verstehen. 17,5 Millionen
Ehrenamtliche in fast 600.000 Vereinen - das ist ein überaus
komplexes Gebilde - und je nach Bundesland mit unterschiedlich
gefestigtem Fundament was die Zahl der engagierten, die Masse der
Vereine oder die vorhandenen Mittel angeht."

Das Ergebnis des ZiviZ-Survey: Das freiwillige Engagement im
Verein ist kein Auslaufmodell sondern der Regelfall. Allerdings nimmt
die Bedeutung von Stiftungen, gemeinnützigen GmbHs und
Genossenschaften in den letzten Jahren immer mehr zu.

Das heißt, die typische zivilgesellschaftliche Organisation gibt
es nicht. Im Bereich Sport zum Beispiel gibt es 99 Prozent Vereine
und nur 1 Prozent Stiftungen. Bei Bildung und Erziehung gibt es
dagegen mit 25 Prozent deutlich mehr Stiftungen und gemeinnützige
GmbHs.

Fast zwei Drittel der Vereine sind in den Bereichen Sport, Kultur
und Freizeit zu finden. Gefolgt von den Bereichen Bildung und
Erziehung, wie freie Schulen, Kindergärten oder Fördervereinen. Einen
Gründungsboom gab es allerdings in den letzten Jahren vor allem bei
den sozialen Diensten und im Bereich Gesundheitswesen. Hier wurde
seit dem Jahr 2000 fast jeder zweite Verein gegründet.

Regional ist die Vereinsdichte sehr unterschiedlich. Vor allem im
Süden der alten Republik und in den neuen Bundesländern gibt es die
meisten Vereine. Spitzenreiter ist Thüringen. Hier kommen neun
Vereine auf 1.000 Einwohner. Schleswig-Holstein und die Stadtstaaten
bilden das Schlusslicht.

Die Autoren des ZiviZ-Survey stellen fest: Je kleiner der Verein,
desto größer sind die Probleme bei der Nachwuchsgewinnung. Der Bund
hat zwar durch den Ausbau und die Weiterentwicklung von
Freiwilligenagenturen, Mehrgenerationenhäusern, Senioren- und
Familienbüros versucht, Vereine, Initiativen und andere Vereinigungen
in ihren Aktivitäten zu unterstützen. Offenbar aber mit wenig Erfolg.
Viele Aktivitäten gehen an den Betroffenen, an den kleinen Vereinen
vorbei.

Die kleinen, rein ehrenamtlichen Aktiven, das sind über die Hälfte
der Organisationen, erhalten außerdem keine öffentlichen Gelder. Für
sie spielt die materielle Förderung durch Dritte eine wesentliche
Rolle. Die Bereitstellung von Personal oder Serviceleistungen, von
Sachmitteln oder von Infrastrukturen wie Räumen für die
Vereinsnutzung oder Sportstätten sind wichtige Bestandteile im
Ressourcenmix. Um diese Förderung systematisch aufzubauen und
verlässlich zu gestalten, sollten Plattformen, z.B. Tauschringe oder
-börsen, entwickelt werden.

Nur ein Drittel der zivilgesellschaftlichen Organisationen
finanzieren sich auch über öffentliche Mittel. Den größten Anteil
bekommen Organisationen in den sozialstaatsnahen Bereichen Soziale
Dienste, Gesundheit sowie Bildung und Erziehung. Um diese Bereiche
auch nachhaltig finanziell zu unterstützen, empfehlen die Autoren der
Studie ZiviZ-Survey, dass öffentliche Mittel langfristiger bewilligt
und breiter gestreut werden müssen.

ZiviZ-Survey

Die organisierte Zivilgesellschaft ist ein vernachlässigter
Bereich der statistischen Beobachtung. Das Projekt ZiviZ
(Zivilgesellschaft in Zahlen) des Stifterverbandes für die deutsche
Wissenschaft zusammen mit der Bertelsmann Stiftung und der Fritz
Thyssen Stiftung will diese Lücke schließen und hat den Dritten
Sektor erstmals unter die Lupe genommen. Die repräsentativ erhobenen
Daten über zivilgesellschaftliche Strukturen und Prozesse geben
erstmals eine Orientierung für Kernfragen in dem Bereich organisierte
Zivilgesellschaft.

Mehr Informationen im Netz: www.ziviz.info



Pressekontakt:
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Peggy Groß
Tel.: (030) 32 29 82-530
E-Mail: peggy.gross@stifterverband.de


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