Neue Westfälische (Bielefeld): Weihnachtsgeschäft
Es stirbt ein Stück Kultur
STEFAN SCHELP
Geschrieben am 01-12-2013 |
Bielefeld (ots) - Na, alles gekriegt beim großen Weihnachtseinkauf
am ersten Adventssamstag? Die Wunschzettel der Kinder abgehakt?
Ordentlich Kleingeld gegeben für die Currywurst an der Bude? Die
nötige Ruhe getankt bei Lichterglanz und Weihnachtstrubel? Na, prima.
Dann doch am besten gleich nochmal, am nächsten Adventwochenende.
Geld ausgeben, Freude schenken! Und jetzt stellen Sie sich vor, alles
ist schwarz. Keine Lichter, keine bunt geschmückten Auslagen, keine
Weihnachtsstimmung. Sondern schwarz verhängte Schaufenster. Die
Kaufmannschaft in Kleve hat im Herbst zu diesem drastischen Mittel
gegriffen, damit die Menschen sich bewusst machen, wie die
Innenstädte ohne Einzelhandel aussähen. Ob die Kaufmannschaft so
etwas auch im Weihnachtsgeschäft wagen würden, bleibt dahingestellt.
An der Stoßrichtung ändert das aber gar nichts. Die Einzelhändel
sehen ihre Felle schwimmen, weil immer mehr Geschäft ins Internet
abwandert. Die Informationen holt sich der Kunde im Fachgeschäft, den
Weihnachtsglanz nimmt er erfreut zur Kenntnis. Aber das Geld landet
nicht beim traditionellen Einzelhandel, sondern beim Online-Anbieter.
Niemand ist so vermessen zu glauben, dieser Trend ließe sich
zurückdrehen. Auch die Einzelhändler selbst haben ja (inzwischen)
erkannt, dass sie das Online-Feld nicht brach liegen lassen sollen.
Das wird ihnen schließlich auf jeder Fachveranstaltung eingebläut.
Und dennoch ist erschreckend, wie tief der Mentalitätswandel bereits
geht. Als die Gewerkschaft Verdi in der vergangenen Woche die
Auslieferungslager in Bad Hersfeld und in Leipzig bestreikt hat, da
war die Reaktion in den Internet-Foren eben nicht geprägt von
Solidarität mit den Streikenden, die nicht nach den Tarifen der
Logistik-Branche, sondern den besseren des Einzelhandels bezahlt
werden sollten. Da wurde gefordert, die Beschäftigten bis Ostern
auszusperren oder sie gleich rauszuschmeißen. Da wurde angekündigt,
man werde sich einen anderen Online-Dienstleister suchen. Nicht einer
der Kritiker hat erklärt, er werde nun in die Stadt gehen und beim
Fachhändler kaufen. Das ist bitter. Nicht nur für die Einzelhändler.
Denn damit stirbt ein Stück Kultur. Als der Autor dieses Textes noch
im Kindergartenalter war, da gehörte zur Adventszeit obligatorisch
der Besuch vor dem Schaufenster des größten Einzelhändlers im Dorf.
Dort drehte eine Spielzeugeisenbahn Runden durch eine weihnachtliche
Landschaft, am Schaufenster drückten sich die Dötze die Nase platt.
Mit den Kindern des Autors macht dieser Gang keinen Sinn mehr. Nicht,
weil sie sich nicht für Spielzeugeisenbahnen interessieren. Sondern
weil es den Einzelhändler nicht mehr gibt. Er hat Insolvenz
angemeldet. ⋌stefan.schelp@ ⋌ihr-kommentar.de
⋌Bericht Titelseite
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News Desk
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