Stuttgarter Zeitung: Lehrerverbands-Präsident Josef Kraus: Wir sollten Pisa nicht überbewerten
Geschrieben am 04-12-2013 |
Stuttgart (ots) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes,
Josef Kraus, warnt vor einer Überbewertung der Pisa-Studien. "Pisa
ist kein Totalbild des Bildungsgeschehens. Man sollte Pisa nicht
überbewerten", sagt der Buchautor von "Der Pisa-Schwindel" (2005)
und "Die Helikopter-Eltern" (2013) im Interview mit der Stuttgarter
Zeitung (Mittwochausgabe). Das bessere Abschneiden deutscher Schüler
beim internationalen Pisa-Test sieht er grundsätzlich positiv,
allerdings bezweifelt er, "ob es wirklich pädagogische oder
strukturelle Reformen waren, die etwas gebracht haben".
Einen maßgeblichen Grund für das bessere Abschneiden sieht er
darin, "dass unsere Schüler mit dem abgefragten Aufgabentypus besser
umgehen können. Das war im Jahr 2000 gar nicht der Fall. Inzwischen
ist der Unterricht stärker auf anwendungsbezogene Aufgaben und auch
die Lehrbücher sind stärker darauf ausgerichtet worden." Der
63-jährige Pädagoge befürchtet, dass sich "in Deutschland ein
Bildungsverständnis breitgemacht hat, das man so zusammenfassen
könnte: Bildung ist das, was Pisa misst." Deutschland müsse wieder
ein umfassenderes Verständnis von Allgemeinbildung und
Persönlichkeitsbildung gewinnen und "wegkommen von dieser einseitigen
Fixierung auf die Testerei". Die asiatischen Pisa-Spitzenreiter sind
allerdings für Kraus auch kein Maßstab. "Eine Drillschule will in
Europa keiner."
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Stuttgarter Zeitung
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