WAZ: Ob die FDP eine Zukunft hat?
- Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 05-12-2013 |
Essen (ots) - Zur FDP fallen einem zurzeit nur Fragen ein. Zwei
mehr oder weniger sozialdemokratische Volksparteien, zwei linke
Oppositionsparteien - gerade heute würde eine liberale Stimme
gebraucht gegen so viel Staatsverliebtheit. Aber was hält die FDP
überhaupt für liberal? Für den Euro, weil das Übervater Genscher so
will, oder dagegen, weil der Euro nicht marktwirtschaftlich
funktioniert, also liberal, sondern politisch, also illiberal? Partei
der Besserverdienenden, also kalt, oder Partei des mitfühlenden
Liberalismus, also warmherzig, aber harmlos? Sozialliberal wie ganz
früher oder liberal Richtung CDU wie früher? Partei der
Datensicherheit oder der inneren Sicherheit? Ökologisch oder
industriefreundlich? Grundsatz-liberal im Sinne des ordoliberalen
Vordenkers Eucken oder Klientel- und Mövenpick-Partei?
Es wird Streit geben in der FDP und der ist vollauf berechtigt.
Beispiel Europa. Dass die FDP ihre Euro-Kritiker so brüsk in den
Senkel gestellt hat, eine große und ehrliche Debatte über den Euro
gar nicht erst zuließ - darf sich eine liberale, sprich tolerante
Partei so viel innerparteiliche Diktatur leisten? Merkels
Euro-Rettungspolitik ist durchaus fragwürdig, wer sollte das
anprangern, wenn nicht eine liberale, der Marktwirtschaft
verpflichtete Partei? Womöglich hat die kritiklose Euro-Linie in der
Spur Genschers die FDP die entscheidenden Stimmen bei der Wahl
gekostet, womöglich hat die FDP der Konkurrenz von der AfD damit die
Wähler zugetrieben.
Zuletzt schlug der FDP Häme entgegen, gar Verachtung. Weshalb?
Ältere Liberale beklagen, der FDP sei mit der Zeit das Seriöse,
Bürgerliche, Gediegene abhanden gekommen, das einmal ihr
Markenzeichen war. Diese Kritik lässt sich personalisieren - Richtung
Möllemann und danach Westerwelle. Zur Tragödie der FDP gehört auch,
dass die Liberalen zuletzt ausschließlich als Funktionspartei,
Mehrheitsbeschafferin für die Union, wahrgenommen wurde, obwohl doch
Westerwelle angetreten war, diese "babylonische Gefangenschaft" zu
beenden. Man kann Christian Lindner Glück wünschen mit seiner FDP,
die er von Samstag an führt. Aber derzeit ist sie eine klamme Partei
in Abwicklung. Ob sie eine Zukunft hat, ist völlig ungewiss.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
500975
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Die EU ist nicht an allem schuld / Leitartikel von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Es könnte seine letzte wichtige Entscheidung nicht
nur auf der europäischen Bühne sein. Auf jeden Fall ist es keine
schlechte. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), dessen
Zukunft in einer neuen Bundesregierung ungewiss ist, hat die Aufnahme
der beiden EU-Armenhäuser Bulgarien und Rumänien in den grenzenlosen
Schengen-Raum blockiert. Mit einer zweifachen, nicht nur aus
deutscher Sicht wünschenswerten Konsequenz.
Zum einen bleibt es bei der eingeschränkten Freizügigkeit für
Bulgaren und Rumänen, also keiner mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Französischer Gendarm
= Von Sylvie Stephan Düsseldorf (ots) - Nach Mali nun also Zentralafrika. Es wirkt wie
eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet François Hollande schon
zum zweiten Mal in seiner kurzen Amtszeit zum Militäreinsatz in
Afrika bläst. Derselbe Hollande, der noch 2012 verkündet hatte, dass
es mit der Rolle Frankreichs als "Gendarm in Afrika" vorbei sein
werde. Doch nun steht Paris abermals an vorderster militärischer
Front in Zentralafrika. Es zeigt sich, wie schwer man sich damit tut,
die alten Dämonen abzuschütteln. Zum einen hat Frankreich Interessen mehr...
- RNZ: "Schutzpflicht" - Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu NSA/Handyüberwachung Heidelberg (ots) - Die Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg)
kommentiert die Enthüllungen zur Handy-Überwachung durch die NSA:
"Müssen wir auf unsere informationelle Selbstbestimmung
verzichten, nur weil wir uns die Abhöreinrichtung selbst ins Haus
geholt haben? Nein. Aber effektiv dagegen unternehmen kann der
Einzelne auch nichts, solange er weiterhin am modernen Leben
teilhaben möchte. Deshalb ist der Staat gefragt. So unterschiedlich
die Vorstellungen von dessen Aufgaben auch sind: Durch den Schutz des
Bürgers legitimiert er sich, mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Banken gegen Politik
= Von Georg Winters Düsseldorf (ots) - Banker gehören zu den Berufsgruppen, die es
schaffen, gleichzeitig Unionspolitiker, Sozialdemokraten, Grüne und
Linke gegen sich aufzubringen. Die Branche hat wegen ihrer
Verfehlungen in der Krise einen schlechten Leumund, und deshalb hat
sich Deutsche-Bank-Chef Fitschen mit seiner Brandrede und dem Vorwurf
des Populismus keinen Gefallen getan - unabhängig davon, dass man den
Ärger verstehen kann, wenn der Finanzminister ohne Differenzierung
"die Banken" schilt. Dabei müssten sich beide über den Sinn von
Regulierung mehr...
- Westfalenpost: Entschieden ist noch nichts
Von Harald Ries Hagen (ots) - Koalitionspolitisch ist das schon ein
bemerkenswerter Schritt: Die Landesregierung gibt dem Eon-Kraftwerk
Datteln 4 eine zweite Chance. Andererseits ist die planungsrechtliche
Freigabe ein rein formaler Akt. Und eine Entscheidung für einen
Weiterbau ist damit noch nicht gefallen. Das letzte Wort werden wohl
wieder Richter sprechen. Juristisch ist das kompliziert: Lässt sich
ein rechtswidriges Planverfahren nachträglich korrigieren? Am
Standort und damit an der Nähe zur Wohnbebauung wird sich ja nichts
ändern. Und politisch mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|