Neuer Rekord bei Forschungsausgaben der Wirtschaft: Drei-Prozent-Ziel erreicht
Geschrieben am 10-12-2013 |
Berlin/Essen (ots) - Mit 53,8 Milliarden Euro haben die deutschen
Unternehmen 2012 so viel Geld für interne Forschung und Entwicklung
(FuE) ausgegeben wie nie zuvor. Das waren 5,3 Prozent mehr als im
Vorjahr, heißt es in der aktuellen FuE-Erhebung des Stifterverbandes
für die Deutsche Wissenschaft. Damit ist das im Koalitionsvertrag der
neuen Bundesregierung vereinbarte Ziel, drei Prozent des
Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung aufzuwenden,
erreicht. Zwei Drittel dieser Summe stammen aus der Wirtschaft,
insbesondere der Industrie.
Die Quote der FuE-Aufwendungen der Wirtschaft als Anteil am
Bruttoinlandsprodukt ist im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich von
1,97 Prozent auf 2,02 Prozent gestiegen. Zusammen mit den von 0,94
auf 0,96 Prozent ebenfalls gestiegenen staatlichen Aufwendungen
beträgt die FuE-Quote nun insgesamt 2,98 Prozent. Das
Forschungspersonal wurde um 2,9 Prozent auf insgesamt über 367.000
Vollzeitkräfte aufgestockt. Zusätzlich zur eigenen Forschung und
Entwicklung haben die Unternehmen externe Forschungsaufträge in Höhe
von 12,8 Milliarden Euro vergeben, etwa an Hochschulen oder
Forschungseinrichtungen - ein Plus von 3,8 Prozent.
"Wir wollen mit unseren privaten und öffentlichen Ausgaben für
Forschung und Entwicklung zu den globalen Spitzenreitern gehören. So
steht es auch im vorliegenden Koalitionsvertrag der erwarteten
Bundesregierung. Das ist begrüßenswert, und die Unternehmen leisten
auch weiterhin einen großen Beitrag dazu. Aber auch die Regierungen
anderer Länder haben sich viel vorgenommen - und tun teilweise noch
mehr dafür. Um den Forschungsstandort zu stärken und ihn für junge
Forscher aus aller Welt attraktiv zu halten, braucht Deutschland
neben der bewährten Projektförderung eine steuerliche
Forschungsförderung für kleine und große Unternehmen, wie sie in den
meisten OECD-Staaten längst üblich ist. Die Politik hat das mehrfach
versprochen. Bedauerlicherweise wurde das Vorhaben aber nicht in den
Koalitionsvertrag aufgenommen", sagte Kurt Bock,
Vorstandsvorsitzender der BASF SE und Vizepräsident des
Stifterverbandes. Ebenso sollten die Kooperationsmöglichkeiten von
Bund und Ländern erweitert werden.
Die FuE-Aktivitäten der Wirtschaft spielen sich vor allem in der
Industrie ab. Für Deutschland gilt dieser Grundsatz noch stärker als
für andere entwickelte Volkswirtschaften. Hier werden 86 Prozent der
internen FuE-Aufwendungen von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes
finanziert. Die bedeutendsten Branchen sind der Fahrzeugbau, die
Elektroindustrie, der Maschinenbau sowie die Chemie- und
Pharma-Industrie.
Allein auf die Unternehmen des Fahrzeugbaus entfallen 37 Prozent
der internen FuE-Aufwendungen. Doch nicht nur das Volumen, auch die
Wachstumsdynamik dieser Branche ist hoch. Die Hersteller von
Personen- und Lastkraftwagen erhöhten allein von 2011 auf 2012 ihre
internen FuE-Aufwendungen um überdurchschnittliche 6,4 Prozent. Noch
stärker wurde Forschung und Entwicklung in Unternehmen ausgeweitet,
die Datenverarbeitungsgeräte oder elektronische Erzeugnisse
herstellen. Auch die Informations- und Kommunikationsdienstleister
haben überdurchschnittlich in FuE investiert. Die weiteren Branchen
der Dienstleistungswirtschaft jedoch haben, entgegen einem
jahrelangen Trend, ihren Wachstumspfad verlassen. In vielen
Bereichen, wie etwa bei technischen Dienstleistungen, sanken die
FuE-Aufwendungen zwischen 2011 und 2012 im einstelligen
Prozentbereich.
Wesentliche Treiber für die positive Entwicklung in der Industrie
sind einerseits eine hohe Liquidität bei vielen Großunternehmen,
gepaart mit technologischem Veränderungsdruck aufgrund hoher
Wettbewerbsintensität aber auch steigender Anforderungen durch Normen
und Gesetze. Innovationstreiber sind vor allem Energieeffizienz und
-management, Klimaschutz, neue Steuerungs- und Antriebstechnologien
im Automobilsektor sowie übergeordnete gesellschaftliche Themen, etwa
der demographische Wandel.
Forschung und Entwicklung konzentrieren sich in Großunternehmen
mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Gut drei Viertel der gesamten
Forschungsausgaben werden von diesen Unternehmen aufgebracht. Zwar
existiert eine beträchtliche und im Trend steigende Zahl kleiner
forschungsaktiver Unternehmen; deren Anteil an den Gesamtausgaben für
FuE ist jedoch gering.
Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der Intensität mit der FuE
betrieben wird. So variiert der Anteil des Umsatzes, der für
Forschung und Entwicklung verwendet wird, deutlich zwischen den
Branchen. Hohe Anteile von mehr als 7 Prozent wenden etwa die
Pharma-Industrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau oder auch die
Hersteller von elektronischen und optischen Erzeugnissen auf.
Vergleichsweise niedrig (weniger als 2 Prozent) ist die
FuE-Intensität in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie oder im
Baugewerbe. Da auch das Wachstum der FuE-Ausgaben in diesen Branchen
unterdurchschnittlich ist, wird sich die Schere der
Innovationsleistungen zwischen den Branchen immer weiter öffnen.
Pressekontakt:
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Moritz Kralemann
Tel: (0 30) 32 29 82-5 27
E-Mail: moritz.kralemann@stifterverband.de
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