Badische Zeitung: Der besondere Draht / Dass Deutschland die Freilassung Chodorkowskis vermittelte, war kein Zufall
Kommentar von Karl-Heinz Fesenmeier
Geschrieben am 23-12-2013 |
Freiburg (ots) - Erstaunt hat die Welt zur Kenntnis genommen, dass
es Deutschland war, das die Freilassung des russischen
Regimekritikers Chodorkowski erfolgreich betrieben hatte. Bei
genauerer Betrachtung der deutsch-russischen Beziehungen verwundert
das jedoch wenig. Trotz aller machtpolitischer und ideologischer
Gegensätze, die es zwischen Deutschland und Russland immer gab, hat
die Diplomatie zwischen diesen Ländern meist hervorragend
funktioniert. Das gilt für die Zeit vor wie nach dem Zweiten
Weltkrieg - und ist bis heute so. Auf den ersten Blick haben die
beiden Staaten, die sich politisch und wirtschaftlich in
verschiedenen Blöcken und Interessenssphären befinden, ein
distanziertes und auf Zweckmäßigkeit ausgerichtetes Verhältnis
zueinander, das vor allem durch solide ökonomische Beziehungen
geprägt zu sein scheint. Es gab aber oft auch ein zweite Ebene, eine
informell-persönliche, die jenseits aller Gegensätze Unvorstellbares
möglich machte. So wäre Brandts Ost- und Entspannungspolitik ohne das
von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Verhältnis zum damaligen
Kremlchef Breschnjew nicht von so viel Erfolg gekrönt gewesen. Auch
Kohl wusste, dass der Schlüssel zur Vereinigung Deutschlands in
Moskau lag. Ihn verband mit Gorbatschow, dem letzten Präsidenten
der Sowjetunion, ebenfalls eine große gegenseitige Sympathie, aus der
eine politische und persönliche Freundschaft erwuchs. Gleiches gilt
für die damaligen Außenminister Genscher und Schewardnadse. Nicht
zuletzt lässt sich das gute Verhältnis zwischen Schröder und Putin
in diese Kette besonderer deutsch-russischer Politikfreundschaften
einreihen. Und es ist kein Zufall, dass Altkanzler Schmidt vor
kurzem seine "letzte Abschiedsreise" nach Moskau unternahm und dort
auch Putin getroffen hat. Auch wenn aus Merkel und Putin vermutlich
kein inniges Tandem mehr entstehen wird, so übernehmen das - wie
im Fall Chodorkowski - andere. Flankiert von - historisch
gewachsenen - exzellenten diplomatischen und verlässlichen
wirtschaftlichen Beziehungen sind auf dieser informellen Ebene
zahlreiche wichtige Kontakte entstanden. Dass man in der
Öffentlichkeit so wenig über sie weiß, sagt nichts über ihre
Intensität und Effektivität aus. Auch das zeigte die erfolgreiche
Vermittlungstätigkeit Genschers. Weder Briten noch Amerikaner oder
Franzosen verfügen in Moskau über so gute Kanäle wie die Deutschen.
Kanäle, auf denen durchaus Entscheidungen von weltpolitischer
Beachtung fallen können. Ein gutes Verhältnis zu Deutschland als
politisch und wirtschaftlich einflussreichstem Land Europas war für
die russische Außenpolitik schon immer von essentieller Bedeutung.
Und für den Westen war Deutschland stets das Scharnier zum Osten.
Insofern wird es zwischen Berlin und Moskau immer einen besonderen
Draht geben.
Pressekontakt:
Badische Zeitung
Schlussredaktion Badische Zeitung
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