WAZ: Gefährliche Langsamkeit
- Kommentar von Dietmar Seher
Geschrieben am 01-01-2014 |
Essen (ots) - Kurzer Prozess. Der Begriff steht für vorschnelle
Urteile, für willkürliche Bestrafungen und für Unrechtsstaat. Kürzere
Ermittlungen und Prozesse wünschen sich indes immer mehr Betroffene:
Für viele Kläger und Beklagte in Zivilverfahren, für Beschuldigte wie
Opfer in Strafsachen wird es unerträglich, wenn die Akten Gilb
ansetzen, bis ein Urteil vorliegt.
Wie mögen sich die Angehörigen der Toten der Duisburger Loveparade
fühlen? Die Katastrophe liegt mehr als drei Jahre zurück. 2014 kann
es zum Prozess kommen. Vielleicht. Nicht alle Verzögerungen haben mit
Personalmangel zu tun. Viele Tatbestände sind komplizierter geworden.
Aber dass gerade die Länge von Zivilprozessen, wo es oft um Geld und
Existenzen geht, kontinuierlich zunimmt, ist nicht hinnehmbar.
Arbeitet unsere Justiz nicht bald wieder reibungsloser, drohen
unangenehme Folgen. Menschen könnten dann versuchen, ihr Recht in die
eigene Hand zu nehmen, fürchten Anwälte. Was bedeutet: Sie setzen auf
private Inkassofirmen statt auf ordentliche Rechtsprechung. Es wäre
der Weg zum kurzen Prozess, dem unrechtmäßigen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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