(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Die bekannte Unbekannte, Kommentar zur US-Notenbank von Sebastian Schmid

Geschrieben am 06-01-2014

Frankfurt (ots) - Wenn alles nach Plan gelaufen ist, wurde Janet
Yellen in der Nacht von Montag auf den heutigen Dienstag vom Senat
als Nachfolgerin von Fed-Chairman Ben Bernanke bestätigt. Als
langjährige Vize-Chefin der US-Notenbank, die den Kurs des lockeren
Geldes stets mitgetragen hat, gilt Yellen eher als Taube denn als
Falke unter den Notenbankern. Insofern hatten sich viele an der Wall
Street bei der Bekanntgabe ihrer Nominierung im Herbst bereits auf
eine Fortsetzung des Fed-Anleihekaufprogramms eingestellt, das die
Märkte über ein Jahr mit monatlich 85 Mrd. Dollar an Liquidität
versorgt hatte.

Mit der letzten Zinssitzung des abgelaufenen Jahres ist Yellen
indes plötzlich von der Bekannten zur bekannten Unbekannten mutiert.
Weitgehend überraschend verkündete der Offenmarktausschuss eine
Reduzierung des Anleihekaufprogramms um 10 Mrd. Dollar monatlich. Die
Entscheidung wurde zwar noch unter dem Vorsitz Bernankes gefällt,
dürfte aber keinesfalls konträr zu den Überzeugungen der designierten
Chefin gefällt worden sein. Ein solcher Affront gegen die unter
Kollegen hoch angesehene 67-Jährige ist nicht vorstellbar.

Allerdings kann es sogar gut sein, dass Yellen selbst größtes
Interesse daran hatte, mit der Drosselung von "Quantitative Easing 3"
früher als zuletzt erwartet zu beginnen. Die Mehrheit der
Marktteilnehmer glaubt Yellen als Taube zu kennen und hat deshalb
bereits das Anleihekaufprogramm und die Niedrigzinsen weiter in die
Zukunft fortgeschrieben. Mit der Drosselung signalisiert Yellen
diesen nun, dass eine derartige Erwartung fehlgeleitet sein könnte.

Einerseits erhöht dies zwar die Unsicherheit, was Yellens nächste
Schritte sein werden - denn zu einem Falken macht sie ein
mitgetragener Drosselungsschritt noch längst nicht. Andererseits ist
gerade diese Unsicherheit nötig, wenn die Fed-Chefin handlungsfähig
ins Amt starten will. Schließlich muss sie die Geldpolitik an die
Entwicklung anpassen können, ohne die Marktteilnehmer bei einer
Straffung gleich auf dem falschen Fuß zu erwischen.

Eine Fortsetzung der Anleihekäufe in unvermindertem Umfang hätte
zudem die Bedeutung ihrer ersten Fed-Sitzung weiter erhöht. Wäre dort
eine Drosselung beschlossen worden, wäre es als Abkehr von Bernankes
Kurs gewertet worden. Eine Fortsetzung hätte indes nur bestätigt,
dass Yellen die erwartete Taube ist. Eine eigene Reputation als
Notenbankchefin aufzubauen, braucht Zeit. Als bekannte Unbekannte
dürfte sie davon nun wesentlich mehr haben.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

504892

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Messen / CES Osnabrück (ots) - Zeichen der Zeit Schöne neue Autowelt: Morgens per lässigen Fingertipp auf das Smartphone das Garagentor öffnen und das Auto von selbst in die Einfahrt rollen lassen. In den aufgewärmten Wagen steigen, Ziel ins Navi eingeben und sich automatisch und unfallfrei zum Supermarkt oder ins Büro chauffieren lassen. Das ist heute noch Zukunftsmusik, wird aber spätestens in ein paar Jahren, wahrscheinlich schneller als gedacht, Wirklichkeit sein. Ideen und Muster für diese Zeichen der Zeit sind schon jetzt auf der mehr...

  • Weser-Kurier: Zum Streit beim Online-Versandhändler Amazon schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Mehr als 1000 Unterschriften, dazu eine geplante T-Shirt-Aktion - die Offenheit, mit der sich einige Amazon-Mitarbeiter im aktuellen Tarifstreit auf die Seite ihres Arbeitgebers stellen, ist außergewöhnlich. Schließlich wurde in den vergangenen Wochen ein ganz anderes Bild von der angeblichen Stimmungslage und den Arbeitsbedingungen beim US-Versandriesen gezeichnet: schlechte Bezahlung, ständiger Stress, etliche Überstunden. Nun aber ärgern sich viele Mitarbeiter ganz offen über die "negative Darstellung" ihrer Arbeitsbedingungen mehr...

  • Das Thema des internationalen Forschungspreises Sakip Sabanci 2014 lautet "Gleichberechtigung in der Türkei" Istanbul (ots/PRNewswire) - Die Wahl des Themas für den internationalen Forschungspreis SakIp SabancI fiel auf "Gleichberechtigung in der Türkei." Eingabeschluss für Beiträge ist der 28. März 2014. (Logo: http://photos.prnewswire.com/prnh/20140106/662793 ) Trotz erheblicher Bemühungen und beträchtlicher Fortschritte auf dem Weg zu einer stärkeren Gleichberechtigung der Geschlechter in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft konnte die Türkei der allgemeinen Auffassung nach diesem Ziel bislang nicht ausreichend nachkommen. mehr...

  • Badische Zeitung: Geringe Inflation: Keine Gefahr auf lange Sicht - Kommentar von Rolf Obertreis Freiburg (ots) - Gerade für die meist besorgt auf die Inflation blickenden Deutschen ist es eine gute Nachricht: Die Preise für die Lebenshaltung sind 2013 nur um 1,5 Prozent gestiegen. 2012 lag das Plus noch bei 2,0 Prozent. 2013 bestätigt die mittlerweile 15 Jahre währende Erfahrung mit dem Euro: Er hat den Deutschen im Schnitt stabilere Preise gebracht als die Mark. Die von den Statistikern ermittelte Inflationsrate basiert auf einem Korb von Waren und Dienstleistungen, die ein Durchschnittshaushalt konsumiert - von Lebensmitteln, mehr...

  • Mit neuen Produkteinführungen und einzigartigen Benutzererlebnissen sorgt Sony Mobile auf der CES für Innovationen Ces, Las Vegas (ots/PRNewswire) - - Xperia(TM) Z1 Compact - führende Sony-Technologie und Erlebnisse in kompakter Bauform ohne jeden Kompromiss - Xperia(TM) Z1S - zur Fortsetzung einer dynamischen und erfolgreichen Partnerschaft wird das neue Gerät exklusiv über T-Mobile auf dem US-Markt vertrieben - Bekenntnis zur Innovation mit fesselnder Zukunftsvision im Bereich der tragbaren Technologien durch SmartWear Experience, ein stetig wachsendes App-Ökosystem für die SmartWatch 2 sowie innovative neue Headsets Sony Mobile mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht