Westdeutsche Zeitung: Beim U3-Ausbau geht es nicht nur um Plätze =
von Vera Zischke
Geschrieben am 07-01-2014 |
Düsseldorf (ots) - Die Städte kommen beim Ausbau der U3-Betreuung
trotz aller Anstrengungen kaum nach. Die Nachfrage nach
Betreuungsplätzen für Kleinkinder steigt schneller, als diese
überhaupt geschaffen werden können. Dabei war dieser Wandel politisch
gewollt. Das Betreuungsgeld und der Rechtsanspruch auf einen
Kitaplatz für unter Dreijährige sollten genau dazu führen: dass
möglichst viele Familien ihre Kinder frühzeitig in eine Betreuung
geben. Doch nun steht die Politik, maßgeblich das
Bundesfamilienministerium, vor einer Situation, die sie selten
erlebt: Ihre Maßnahme ist erfolgreicher, als ihr lieb sein kann. Zum
einen schafft sie Begehrlichkeiten, die sie nicht bedienen kann. So
werden die Rufe nach flexibleren Betreuungszeiten immer lauter. Wenn
Eltern früher in den Beruf zurückkehren sollen, wollen sie auch, dass
die Betreuung zu ihren Arbeitszeiten passt. Zum anderen fehlen noch
immer vielerorts Erzieher. Die Belastungen für vorhandene
Erzieherinnen sind gestiegen, die Ansprüche an sie ebenfalls. Auch da
besteht dringender Handlungsbedarf. Ein weiteres Problem, das bislang
viel zu wenig im Fokus steht: Durch den großen Druck, U3-Plätze zu
schaffen - und deren finanzielle Förderung - , werden plötzlich
Plätze für ältere Kinder knapp. Kritik hagelte es diesbezüglich
bereits von der Opposition im Landtag, aber auch vom Deutschen Roten
Kreuz. All das zeigt ganz deutlich, dass der U3-Ausbau auch ein
halbes Jahr nach Inkrafttreten des Rechtsanspruches noch lange nicht
bewältigt ist. Und dass es dabei um viel mehr geht als um die Zahl
der Plätze. Genau so wichtig ist es, dass das Betreuungsangebot nicht
nur quantitativ, sondern auch inhaltlich auf den tatsächlich
vorhandenen Bedarf ausgerichtet wird. Von beidem ist es bislang noch
meilenweit entfernt. Natürlich ist das eine Herkulesaufgabe. Doch
diese hat sich die Politik selbst gestellt. Nun muss sie liefern.
Denn bislang ist es noch viel zu oft so, dass sich die Familien dem
vorhandenen Angebot unterordnen und häufig auf ihre Wunsch-Kita sowie
die für sie optimale Betreuungszeit verzichten. Dabei war es
schließlich der U3-Ausbau, der dieses Verhältnis umkehren sollte.
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