Anwalt in "Panorama 3": Jugendamt hat Yagmur vorsätzlich der Gefahr ausgesetzt
Geschrieben am 21-01-2014 |
Hamburg (ots) - Im Fall der in Hamburg verstorbenen drei Jahre
alten Yagmur erhebt der Hamburger Fachanwalt für Pflegekinderrecht,
Peter Hoffmann, schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt
Hamburg-Eimsbüttel. Gegenüber dem NDR Politikmagazin "Panorama 3"
sagte Hoffmann, es sei "mehr als grob fahrlässig", dass die
Strafanzeige und ein Gutachten des Hamburger Gerichtsmediziners Klaus
Püschel nicht ausreichend beachtet wurden.
"Wir haben keine besseren Erkenntnisquellen als die
Gerichtsmedizin Hamburg", so Hoffmann. Das Jugendamt habe in Kenntnis
der Strafanzeige und des Gutachtens das Kind geradezu vorsätzlich der
Gefahr ausgesetzt. "Wenn eine Strafanzeige von Professor Püschel
nicht mehr beachtet wird, dann können wir den Kinderschutz
vergessen." Die Hamburger Bezirksjugendämter Eimsbüttel und Mitte
wollten sich gegenüber "Panorama 3" nicht äußern - mit Hinweis auf
den noch ausstehenden Bericht der unabhängigen Jugendhilfeinspektion.
Auch an der Staatsanwaltschaft Hamburg übt Hoffmann Kritik. Die
Staatsanwaltschaft hatte erklärt, sie habe Yagmurs Mutter nicht zur
Vernehmung geladen, weil diese bereits zu einer Vernehmung durch die
Polizei nicht erschienen sei. Anwalt Peter Hoffmann: "Das enthebt
doch nicht der Verpflichtung weiterer Ermittlungen. Es besteht der
dringende Verdacht der Kindesmisshandlung. Und wenn dieser Verdacht
besteht, dann muss geklärt werden, wer diese Tat begangen hat. So
verstehe ich die Aufgabe der Staatsanwaltschaft." Er habe den
Eindruck, dass hier nicht mit der "gesetzlich vorgesehenen
Konsequenz" gearbeitet worden sei.
Dass das Amtsgericht Hamburg-St. Georg eine Rückführung des Kindes
zu seinen Eltern nicht verhinderte, kritisiert Hoffmann ebenfalls.
"Das Amtsgericht kann nicht einfach eine Stellungnahme des
Jugendamtes zugrunde legen und dann die Akte zumachen. Der
Amtsermittlungsgrundsatz des Amtsgerichts in Kindschaftssachen
beinhaltet, dass die Frage geklärt wird, wie das Kindeswohl zu
sichern ist. Und bevor das geklärt wird das Kind zurückzuführen,
halte ich schlicht für eine Katastrophe." Vom Amtsgericht St. Georg
wollte sich niemand gegenüber "Panorama 3" vor der Kamera äußern.
Durch Yagmurs Tod waren auch abermals die Zustände in Hamburger
Jugendämtern hinterfragt worden. Ein vor wenigen Jahren eingeführtes
Computersystem sollte die Arbeit in den Ämtern erleichtern. Gegenüber
"Panorama 3" berichtet die Mitarbeiterin eines Hamburger Jugendamtes,
dass das Computersystem ihre Arbeit eher erschwert habe: "Es ist auch
für Kollegen, die sehr computeraffin sind, schwierig, weil es ein
sehr komplexes Programm ist." Mit dem Programm sollte die Übergabe
eines Falles bei einem Wechsel der Zuständigkeit beschleunigt werden.
"Das ist aber bisher nicht so. Es dauert oft Wochen und manchmal auch
Monate, bis der Fall wirklich übernommen wird. Das heißt, die
Papierakte wird losgeschickt, und wenn die dann in Ordnung ist und
der andere Bezirk auch anerkennt, dass er zuständig ist, übernehmen
sie zum nächsten Ersten - da ist eine Lücke."
Die personelle Ausstattung in den Ämtern sei noch immer zu gering.
"Es sind tatsächlich neue Stellen geschaffen worden, aber die
Fallzahlen gehen halt auch hoch. Da verpufft das dann." Die
Arbeitsüberlastung führte dazu, dass die Mitarbeiterin selbst schon
einmal einen Fall vergessen hat. "Der Fall ist mir völlig
weggerutscht für ein paar Wochen. Ich hätte eigentlich dringend etwas
erledigen müssen. Ich hatte aber gar nicht daran gedacht, weil ich so
mit anderen Sachen beschäftigt war."
Die dreijährige Yagmur war Mitte Dezember 2013 tot in der Wohnung
ihrer Eltern in Hamburg-Billstedt aufgefunden worden. Die Eltern
stehen unter dem Verdacht, ihre Tochter schwer misshandelt zu haben.
Weitere Informationen zum Thema in "Panorama 3", Dienstag, 21.
Januar, um 21.15 Uhr im NDR Fernsehen sowie unter NDR.de/panorama3.
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel: 040-4156-2304
http://www.ndr.de
https://twitter.com/ndr
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
507497
weitere Artikel:
- Eggerwirt im Lungau zum HolidayCheck TopHotel 2014 gekürt! - BILD St. Michael (ots) - Für seine Wärme und Herzlichkeit ist das Team
des Wellnesshotels Eggerwirt****s bekannt und beliebt. Im Jahr 2013
haben sich viele zufriedene und gut umsorgte Gäste über das
Hotelbewertungsportal HolidayCheck revanchiert und den Eggerwirt****s
mit positiven Bewertungen überhäuft. Das Ergebnis: Der Eggerwirt****
im Lungau wurde von HolidayCheck zum TopHotel 2014 gekürt.
Familie (Inge und Albert) Moser freut sich sehr über die
Auszeichnung und bedanken sich bei den Gästen für ihr großes
Engagement und bei den Mitarbeitern mehr...
- "Gutes Cholesterin" nützt doppelt / HDL-Cholesterin wirkt Zuckerspitzen nach dem Essen entgegen Baierbrunn (ots) - Um Arterienverkalkung zu verhindern, sollten
die Cholesterinwerte im Blut möglichst niedrig sein. Mit einer
Ausnahme: Das HDL-Cholesterin ("gutes Cholesterin") schützt die
Gefäße. Daher sind höhere Werte - idealerweise über 40 mg/dl -
günstiger. Wie das Apothekenmagazin "Diabetes Ratgeber" berichtet,
fanden Münchner Forscher jetzt heraus: HDL-Cholesterin fördert auch
die Energieverbrennung in den Zellen, die bei Typ-2-Diabetes oft
gestört ist, und wirkt Zuckerspitzen nach dem Essen entgegen.
Möglicherweise lassen mehr...
- Sind Frauen die besseren Ärzte? / In einer kanadischen Studie schnitten Ärztinnen deutlich besser ab Baierbrunn (ots) - Ärztinnen behandeln besser, verdienen aber
weniger als ihre männlichen Kollegen - zumindest in Kanada, wo dies
eine Studie mit 900 Medizinern am Beispiel der Diabetestherapie
festgestellt hat. Wie die "Apotheken Umschau" berichtet, hielten sich
Ärztinnen strenger an die medizinischen Leitlinien, motivierten ihre
Patienten eher, mit dem Rauchen aufzuhören und verbrachten mehr Zeit
mit ihnen. Allerdings rechneten sie knapp 40 Prozent weniger
Leistungen ab.
Dieser Text ist nur mit Quellenangabe zur Veröffentlichung mehr...
- Normale Hygiene reicht / Was in der häuslichen Pflege bei der Sauberkeit zu beachten ist Baierbrunn (ots) - Wie viel zusätzliche Reinlichkeit muss sein,
wenn zuhause ein bettlägeriger Angehöriger gepflegt wird? "Pflegende
Angehörige sorgen sich oft zu viel", sagt Dr. Inka Daniels-Haardt,
Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin vom Landeszentrum Gesundheit
Nordrhein-Westfalen, im Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber".
Herkömmliche Putzmittel und regelmäßiges Reinigen des Pflegezimmers
reichen in der Regel aus. Die Kleidung des Kranken darf in die
allgemeine Wäsche, auch von ihm benutztes Geschirr braucht keine
Extrabehandlung. mehr...
- Sylt sucht Urlaubsfamilie als Insel-Botschafter (FOTO) Sylt/Westerland (ots) -
Eine Woche 4-Sterne-Hotel mit Kind und Kegel, alle
Freizeitmöglichkeiten auf Sylt nutzen, und das auch noch gratis und
ohne aufreibende Organisation vor und während des Urlaubs: Der Insel
Sylt Tourismus-Service (ISTS) sucht pünktlich zu den Osterferien eine
komplette "Urlaubsfamilie" als Sylter Frühlingsbotschafter.
Der Insel Sylt Tourismus-Service (ISTS) sucht zu den Osterferien
eine komplette Urlaubsfamilie - gerne samt Großeltern und Haustier -
als Sylter Frühlingsbotschafter.
Zum Job gehört mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|