Westdeutsche Zeitung: Transparenz kommt nicht von allein =
von Olaf Steinacker
Geschrieben am 21-01-2014 |
Düsseldorf (ots) - Zu den Eigenarten des deutschen
Gesundheitssystems gehört die Unfähigkeit der beteiligten Akteure, an
einem Strang zu ziehen. Meist ist das Gegenteil der Fall, was immer
dann deutlich wird, wenn es um Geld oder um Probleme geht. Das ist in
der Branche allerdings meistens so, weil der Mammon immer knapp ist
und die Probleme stets diejenigen sind, die die Anderen verursacht
haben.
Gut zu sehen ist das am Krankenhaus-Report der AOK. Da legt einer
der Akteure, hier eine Krankenkasse, Zahlen auf den Tisch. Die sind
acht Jahre alt und basieren auf internationalen Studien, die eine
Patienten-Organisation zusammengetragen hat. Nun kommen zwei weitere
Akteure, Krankenhausgesellschaft und Ärztelobby, und wittern dahinter
ein windiges Manöver der Krankenkasse, um im Handstreich das
Krankenhaussystem umzuoperieren.
Es muss zwar kein Handstreich sein, aber eine Reform des Systems
tut Not. Nicht zuletzt, um Behandlungsfehler zu vermeiden. Der Ansatz
der AOK und anderer Kassen für die Krankenhäuser heißt dabei
Spezialisierung. Wo Ärzte mit viel Erfahrung operieren, da sinkt das
Risiko für Fehler. Viel Expertise kommt nun einmal durch viele
behandelte Fälle.
Viel wichtiger ist aber Transparenz beim Umgang mit Fehlern. Die
gängigen Melde- und Qualitätssicherungssysteme taugen zumindest für
diejenigen Patienten nichts, die auf der Suche nach einer Klinik
sind. Die viel beschworenen Qualitätsberichte der Kliniken sind
Luftnummern; weiße Listen oder Rankings sind beeinflussbar und häufig
dubioser Herkunft.
Transparenz kommt allerdings nicht von allein. Die schwarz-roten
Koalitionäre wollen deshalb ein Qualitätsinstitut gründen, das die
Patientendaten nach einer erfolgten Behandlung auswerten soll. Bei
schlechter Qualität drohen Abschläge bei der Finanzierung. Es wäre
ein neuer, ein weiterer Akteur im Gesundheitswesen, und das allein
ist gewiss kein Heilsversprechen, sondern klingt wie ein Placebo.
Aber es ist immerhin ein Ansatz, der Erfolg verspricht. Was für den
Patienten dabei am Ende rauskommen muss: eine unabhängig erstellte
und vor allem nachvollziehbare Vergleichsliste mit
Behandlungserfolgen der einzelnen Kliniken.
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Westdeutsche Zeitung
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