EU-Kommission lehnt Transparenz über Agrar-Gentechnik ab - entscheidende Kennzeichnungslücke verschleiert - foodwatch: Freihandelsabkommen mit USA muss lückenlose Gentechnik-Kennzeichnung enthalten
Geschrieben am 04-02-2014 |
Berlin (ots) - Die Europäische Kommission lehnt eine umfassende
Transparenz über den Einsatz von Agrar-Gentechnik bei Lebensmitteln
ab. Das geht aus einem Schreiben der Kommissare für Gesundheit und
Verbraucherschutz, Tonio Borg und Dacian Ciolos, an die
Verbraucherorganisation foodwatch hervor. Sie antworten damit auf
eine E-Mail-Aktion unter www.foodwatch.de/aktion-gentechnik, über die
fast 30.000 Verbraucher eine bessere Information über den Einsatz von
Agrar-Gentechnik gefordert haben. Die beiden Kommissare sehen demnach
keine Veranlassung, die bestehende Kennzeichnungslücke über
Gentechnik in Tierfutter zu schließen. In der EU werden millionenfach
Tierprodukte mit Hilfe von Agrar-Gentechnik hergestellt und verkauft,
ohne dass dies für Verbraucher gekennzeichnet werden muss. foodwatch
forderte die EU-Kommission deshalb auf, auch bei den Verhandlungen
mit den USA über ein transatlantisches Freihandelsabkommen endlich
auf einer lückenlosen Kennzeichnung von gentechnisch verändertem
Tierfutter bei tierischen Produkten zu bestehen. Es reiche nicht aus,
nur eine Verwässerung der bestehenden Kennzeichnungsvorschriften zu
verhindern.
"Die Kennzeichnungslücke beim Einsatz gentechnisch veränderten
Futters entmündigt die Verbraucher Europas", kritisierte Matthias
Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch. "Obwohl
fast 80 Prozent aller in der EU verwendeten gentechnisch veränderten
Pflanzen in den Futtertrog wandern, erfahren die Bürger Europas
darüber beim Einkauf tierischer Produkte meist nichts - und werden
somit zu Zwangsunterstützern der Agrar-Gentechnik. Die EU-Kommission
muss in den Verhandlungen mit den USA über ein Freihandelsabkommen
durchsetzen, dass der Einsatz von Agrar-Gentechnik lückenlos für
Verbraucher gekennzeichnet wird."
In den EU-Staaten muss der Einsatz gentechnischer Methoden bisher
nur dann auf dem Etikett angegeben werden, wenn das Endprodukt selbst
genveränderte Zutaten enthält. Haben jedoch Tiere genverändertes
Futter erhalten, muss bei Fleisch, Milch, Eiern oder anderen
Tierprodukten keinerlei Kennzeichnung erfolgen - Verbraucher haben
daher keine Möglichkeit, sich durch ihre Produktauswahl bewusst für
oder gegen Agrargentechnik zu entscheiden. In den USA sind die Regeln
noch laxer: Hier müssen gentechnisch veränderte Lebensmittel bisher
überhaupt nicht gekennzeichnet werden.
In ihrem Brief an foodwatch betonen die Kommissare Borg und Ciolos
zwar: "Die Kommission betrachtet es als notwendig, die Verbraucher
exakt über das Vorhandensein zugelassener genveränderter Organismen
in Lebensmittel und Tierfutter zu informieren, um ihnen sachkundige
Kaufentscheidungen zu ermöglichen." Angesichts der entscheidenden
Kennzeichnungslücke über den Einsatz von genverändertem Futter ist
genau dies allerdings nicht möglich: Zwar muss Tierfutter
gekennzeichnet werden, wenn es genveränderte Bestandteile enthält -
Bauern und Lebensmittelhersteller müssen diese Information jedoch
nicht an die Verbraucher weitergeben. Im Supermarkt fehlt deshalb auf
Fleisch, Milch oder Eiern genau dieser Hinweis, der es Verbrauchern
ermöglichen würde, eine bewusste Wahl zu treffen. Dennoch schreiben
die Kommissare im krassen Widerspruch zur geltenden Rechtslage: "Die
Gesetzgebung stellt sicher, dass Verbraucher umfassend über die
Existenz von genveränderten Organismen in Lebensmitteln und Futter
informiert werden."
foodwatch kritisiert die Antwort der EU-Kommissare als bewusste
Täuschung der Verbraucher. "Es ist reine Augenwischerei, wenn die
EU-Kommission behauptet, die Verbraucher könnten sich schon jetzt
über genveränderte Futtermittel informieren! Das Gegenteil ist der
Fall, und die Kommissare wissen das auch. Die EU verhöhnt die
Informationsrechte der Konsumenten und redet Monsanto, Bayer Crop und
Co. das Wort", so Matthias Wolfschmidt.
Link:
- E-Mail-Aktion von foodwatch für eine lückenlose
Gentechnik-Kennzeichnung: www.foodwatch.de/aktion-gentechnik
Redaktioneller Hinweis:
- Brief im Namen der EU-Kommissare Borg und Ciolos an foodwatch:
http://bit.ly/1bUbd8F (Zitate in der Pressemitteilung übersetzt
durch foodwatch)
- Offener Brief von foodwatch an die EU-Kommissare Borg und
Ciolos: http://bit.ly/LHPiLK
Pressekontakt:
foodwatch e.V.
Andreas Winkler
E-Mail: presse@foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90
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