Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Olympische Spiele in Sotschi
Staffage für Putin
BERNHARD HÄNEL
Geschrieben am 06-02-2014 |
Bielefeld (ots) - Es dürften die teuersten Olympischen
Winterspiele der Geschichte sein. Auf über 40 Milliarden Euro werden
die Investitionen geschätzt, damit knapp 2.900 Sportler unter Palmen
um olympischen Lorbeer kämpfen können. Und es sind die umstrittensten
Spiele. Zwangsumsiedlungen, Ausbeutung, Korruption,
Umweltschweinereien und Homophobie - die Liste der Sünden wird von
Austragungsort zu Austragungsort länger. Das alles war absehbar, als
die Spiele nach Sotschi vergeben wurden. Doch ethische Werte spielen
keine Rolle mehr im Sport - und nicht nur bei den Herren der Ringe.
The games must go on; schließlich begeistert die Show Milliarden
Menschen rund um den Globus. Da müssen Grundwerte des Olym-pismus wie
Diskriminierungsverbot aufgrund von Rasse, Religion, Politik,
Geschlecht oder aus sonstigen Gründen hintanstehen. Die Welt will
unterhalten werden. Wer daran Kritik übt, wird zum Nörgler
abgestempelt, der den Sportlern den Spaß verderben will. Genau diese
Argumentation aber spielt Wladimir Putin in die Hände. Sotschi 2014
ist ein politisches Projekt, mit dem Russland und der Welt bewiesen
werden soll: Unter Putins Führung kann Russland alles schaffen,
selbst Winterspiele in einem subtropischen Badeort. Die Sportler sind
dafür nur Staffage als Bewohner des potemkinschen Dorfes. Selbst
homosexuelle Dorfbewohner, die während der Spiele zu Gast sind,
müssen sich keine Sorgen machen - "solange sie die Kinder in Ruhe
lassen". Diese diskriminierenden Vorurteile, diese Gleichsetzung von
Homosexualität und Pädophilie, ist nur einer der vielen Gründe, warum
man sich diesen Spielen als Zuschauer verweigern sollte. Auch vor der
Glotze werden wir zur Staffage Putins gemacht. Denn die Wirklichkeit
in Putins Reich sieht anders aus: brutale Unterdrückung
Andersdenkender, Verfolgung anderer Rassen und Religionen und zum
Freiwild erklärte Schwule und Lesben. Die Bilder der Menschenjagd,
unter den Augen der Polizei brutal misshandelter Homosexueller,
sollten wir immer vor Augen haben, wenn die olympische Fanfare zur
Siegerehrung ruft. So schön kann keine Hymne sein, dass sie die
Schreie gequälter Menschen übertönen kann.
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