Lausitzer Rundschau: Gegen den Strom - Europa-Parteitag der Grünen in Dresden
Geschrieben am 09-02-2014 |
Cottbus (ots) - Die Grünen schwimmen gegen den Strom. Und das
gleich in doppelter Hinsicht. Während die politische Konkurrenz fast
durchweg weniger Europa will, sagen die Grünen klar, wir können gar
nicht genug davon haben. So pro-europäisch wie die Grünen ist
ausweislich ihres jetzt verabschiedeten Wahlprogramms wohl keine
andere Partei. Die Grünen schwimmen aber auch gegen ihren eigenen
Strom. Spätestens seit dem Schock der verpatzten Bundestagswahl
schien die personelle Erneuerung ein absolutes Muss zu sein. Und
tatsächlich: Prominente Teile der Gründergeneration wie Jürgen
Trittin oder Claudia Roth rückten entweder auf die Hinterbank oder in
repräsentative Sphären. Dort sind sie nur noch ein Schatten ihrer
selbst. Bei der Bestimmung der Spitzenkandidatur zur Europawahl wurde
dieser Trend jedoch überraschend gestoppt. Mit der Gorleben-Ikone
Rebecca Harms triumphierte Erfahrung über Erneuerung, wie sie ihre
Konkurrentin Ska Keller auf ganzer Linie zu verkörpern scheint. Jung,
talentiert und selbstbewusst. Doch das allein ist eben auch keine
Lösung. Weder Parteilinke noch Realos verfügen gegenwärtig über eine
publikumswirksame Führungsfigur. Und ein grüner Gregor Gysi ist auch
nirgendwo in Sicht. Für eine Partei, die im Bundestag zur kleinsten
Oppositionskraft verdammt ist, kann das zum ernsten Problem werden.
Auch vor diesem Hintergrund schien den Parteitagsdelegierten in
Dresden wohl der Sinn nach Vertrautem zu stehen. Zumal Harms schon in
der Vergangenheit als Spitzenkandidatin für ein gutes Abschneiden der
Grünen in Europa gesorgt hatte. Von ihrer politischen Verunsicherung
haben sich die Grünen deshalb aber trotzdem noch nicht befreien
können. Wie auch? Als Verbots-Partei ist man grandios gescheitert.
Siehe "Veggie-Day" oder Tempolimit. Und einen strammen
Gegen-alles-und-jeden-Kurs kann man sich auch nicht leisten. Auf die
rot-roten Stimmen Brandenburgs im Bundesrat kommt es im Zweifel nicht
an, auf die Stimmen der sechs rot-grünen Landesregierungen schon. Da
sind Konzepte gefragt und weniger Radau. Gangbare grüne Alternativen
zu Gabriels umstrittener Energiewende zum Beispiel, die aber
womöglich weniger Schlagzeilen produzieren als politische
Kraftmeierei und billige Rhetorik. Nach dem nun schon dreimaligen
Fehlanlauf, mit den Sozialdemokraten im Bund eine Regierung zu
schmieden, ist überhaupt unklar, wie sich die Grünen künftig
ausrichten werden. Schließlich gibt es auch ein interessantes
schwarz-grünes Experiment in Hessen. Ein Spitzen-Ergebnis bei der
Europawahl mag Balsam für die grüne Seele sein. Aber die eigentlichen
politischen Herausforderungen für die Partei liegen in den kommenden
Regierungsjahren der Großen Koalition.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
510942
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 10. Februar zu Volksabstimmung in der Schweiz Bremen (ots) - "Das Boot ist voll" - dieser zynische Slogan
bedeutete zu Zeiten der Nazi-Herrschaft für Tausende deutscher Juden
den sicheren Tod. Denn dieser Satz stand für eine gnadenlose
Leitlinie der Schweizer Politik. Man schickte die Menschen, die in
höchster Not in das vermeintlich neutrale Land geflohen waren, wieder
zurück. Es war kein Platz in der Eidgenossenschaft für noch mehr
"Fremde", das war die Botschaft, die über Leben und Tod entschied.
Ganz in dieser unseligen Tradition stand das Referendum gegen
"Masseneinwanderung", mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Mord und Totschlag
Schuld und Sühne
BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Bis zu seiner Ernennung zum Bundesjustizminister
war Heiko Maas als Rechtspolitiker mit keinem einzigen Satz
aufgefallen. Das soll jetzt anders werden. Der Sozialdemokrat will
das Strafrecht 59 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus von
Nazi-Ideologie befreien. In der Tat zielte die Strafrechtsreform von
1941 nach Einschätzung von Rechtsexperten darauf ab, spezielle
ideologische Konstruktionen von NS-Juristen im Gesetz zu verankern.
Diese Juristen wollten, dass nicht das objektive Tatgeschehen als
solches für mehr...
- Das Erste, Montag, 10. Februar 2014, 5.30 - 9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.05 Uhr, Cemile Giousouf, Integrationsbeauftragte
CDU/CSU-Fraktion, Thema: Integration
7.35 Uhr, Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die
Grünen, Thema: Genmais
8.05 Uhr, Jan Stöß, SPD-Landesvorsitzender Berlin, Thema: Klaus
Wowereit
Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7101
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...
- Schwäbische Zeitung: Kommentar: Triumph der Populisten Ravensburg (ots) - Es war absehbar, dass es knapp werden würde.
Die Rechtspopulisten von der Schweizerischen Volkspartei hatten in
den vergangenen Wochen ordentlich Boden gut gemacht. Dennoch
überrascht das Abstimmungsergebnis über die Personenfreizügigkeit.
Man hat es den Schweizern - die ja angeblich hinter dem Geld her sind
wie der Teufel hinter der armen Seele - nicht zugetraut, die
Warnungen der Wirtschaft vor Wohlstandsverlust in den Wind zu
schlagen. Doch bei dieser Abstimmung hat offensichtlich der Bauch
über den Kopf gesiegt. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu EU-Wahl Osnabrück (ots) - Erst die Kandidaten, dann die Inhalte
Nun beginnt eine heißere Phase des Europawahlkampfs. CDU und SPD
sind zwar im Bund vereint - doch vor der Verteilung der Posten und
Mandate in Brüssel und Straßburg werden aus Partnern politische
Gegner. So erklärt sich die Mäkelei von SPD-Generalsekretärin Yasmin
Fahimi am CDU-Spitzenkandidaten David McAllister, den Fahimi als
"Resterampe" zu diskreditieren versucht.
Tatsächlich dürfte es der frühere niedersächsische
Ministerpräsident schwer haben, auch wenn er in mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|