(Registrieren)

Bürokratieparadies Deutschland? / Deloitte-Studie zum internationalen Vergleich von Steuererhebungsverfahren zeigt: Große Koalition nicht ambitioniert

Geschrieben am 11-02-2014

München/Düsseldorf (ots) - Beschwerden über eine aufwändige und
komplizierte Erhebungspraxis in Deutschland sind nichts
Ungewöhnliches - aber teilweise unbegründet. Das geht aus der
"Comparative Study of the personal Income Tax Return Process" von
Deloitte hervor, die insgesamt 34 Länder miteinander vergleicht. Der
deutsche Fiskus zeigt sich bei der Gestaltung der
Einkommensteuererklärung gegenüber dem steuerpflichtigen Bürger recht
wohlgesonnen - jedenfalls im Vergleich zu anderen Ländern. Bewegen
sich deutsche Regelungen und Praktiken in vielen Aspekten im
internationalen Mittelfeld, so hinkt das Land bei der von der Großen
Koalition angestrebten vorausgefüllten Steuerformularen den meisten
anderen Staaten hinterher. Dagegen scheint das Ausfüllen der
Einkommensteuererklärung weder allzu kompliziert noch übermäßig viel
Zeit in Anspruch zu nehmen. Zudem können sich die meisten
Steuerzahler über eine Rückzahlung freuen.

"In Deutschland herrscht das Klischee, dass die Finanzbehörden den
Bürger mit besonders komplexen Erklärungspflichten strapazieren. Im
internationalen Vergleich zeigt sich aber schnell, dass es noch
schlimmer geht - jedenfalls in puncto Ausfüllen einer privaten
Einkommensteuererklärung", erklärt Christoph Röper, Partner und
Leiter Tax & Legal bei Deloitte.

Elektronisches Formular auf dem Vormarsch

Die traditionellen Steuerformulare aus Papier haben vielerorts
ausgedient und werden von elektronischen Formularen ersetzt. Jedoch
haben die Steuerpflichtigen in vielen Ländern die Wahl zwischen
Papier und Bildschirm. Lediglich in Österreich, Brasilien, Italien,
Mexiko, den Niederlanden und den USA ist das elektronische System
obligatorisch - Deutschland ermöglicht mit ELSTER eine elektronische
Steuererklärung, aber auch hier können Privatpersonen wählen.

Ein weniger präsentes Thema ist die vorausgefüllte
Steuererklärung: Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern zeigt
sich der deutsche Fiskus hier wenig serviceorientiert. Zwar plant die
aktuelle Regierung einen entsprechenden Vorstoß, der jedoch
angesichts der Tatsache, dass über die Hälfte der untersuchten Länder
bereits vorausgefüllte Formulare anbieten, eine späte Reaktion
darstellt. Besonders weit gehen die Niederlande und Schweden: Sie
füllen fast sämtliche Felder im Vorfeld aus - mit der Ausnahme
sensibler Daten wie etwa Kontoverbindungen.

Bierdeckel nicht in Sicht

Die "Steuererklärung auf einem Bierdeckel" findet sich tatsächlich
nur annähernd in China wieder. Deutschland steht hier im oberen
Mittelfeld, wie auch Dänemark, Großbritannien oder die Niederlande.
Deutlich mehr Felder weisen hingegen belgische, schweizerische und
spanische Formulare auf. Entsprechend ist der Zeitaufwand, den
deutsche Steuerzahler für das Ausfüllen aufbringen: Mit
durchschnittlich zwei bis fünf Stunden ist er zwar keinesfalls
gering, aber immer noch kürzer als beispielsweise in Südkorea und
Russland mit weit über fünf Stunden.

Die Deutschen empfinden das Ausfüllen als mühsam, den
Schwierigkeitsgrad aber nicht zu hoch. Und anders als in Österreich
oder Italien verzichten sie überwiegend auf die Hilfe eines
Steuerberaters. Dass es aber auch müheloser geht, zeigt die Tatsache,
dass die Befragten in immerhin fast 60 Prozent der anderen Länder
keine besondere Belastung in der Steuererklärung sehen - das trifft
unter anderem nicht auf Frankreich, Luxemburg, die Niederlande,
Belgien oder Österreich zu.

Aufwand im Namen der Gerechtigkeit

Das deutsche Steuersystem gilt unter anderem auch deshalb als
kompliziert, weil es viele Ausnahmen und Sonderregelungen kennt -
persönliche Umstände werden berücksichtigt. Das ist jedoch in den
meisten untersuchten Länder nicht anders - mit Ausnahme von China,
Australien und der Slowakei. Dabei bevorzugen die Deutschen den Abzug
tatsächlicher Aufwendungen anstelle einer Pauschale. Letztere wird
allerdings insgesamt mehrheitlich bevorzugt, unter anderem von
Belgiern und Franzosen.

Hoffnung auf Geld vom Fiskus

In Deutschland erwarten die meisten Bürger wie in 30 Prozent der
anderen Länder eine Erstattung. In Frankreich oder Italien ist das
Gegenteil der Fall, während Niederländer oder Briten weder auf eine
Erstattung hoffen noch eine Nachzahlung fürchten. Erstattung wie auch
Nachzahlung werden in Deutschland verzinst - international eher die
Ausnahme.

"Anders, als das Vorurteil es will, ist Deutschland weder das
Paradies für Finanzbürokraten noch die Hölle für brave Bürger. Was
die Komplexität anbetrifft, hält es sich im Mittelfeld aller
untersuchten Länder. Wichtiger jedoch ist die Erkenntnis, dass der
deutsche Fiskus dem Steuerzahler entgegenkommen möchte. Lediglich bei
vorausgefüllten Formularen ist noch viel Luft nach oben", resümiert
Christoph Röper.

Die Zusammenfassung der deutschen Ergebnisse und den kompletten
Report finden Sie unter http://ots.de/FmgmD zum Download

Ende

Über Deloitte

Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate Finance
für Unternehmen und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen.
Rechtsberatung wird in Deutschland von Deloitte Legal erbracht. Mit
einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150
Ländern verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen
Leistungen und steht Kunden so bei der Bewältigung ihrer komplexen
unternehmerischen Herausforderungen zur Seite. "To be the Standard of
Excellence" - für rund 200.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies
gemeinsame Vision und individueller Anspruch zugleich. Die
Mitarbeiter von Deloitte haben sich einer Unternehmenskultur
verpflichtet, die auf vier Grundwerten basiert: absolute Integrität,
erstklassige Leistung, gegenseitige Unterstützung und kulturelle
Vielfalt. Sie arbeiten in einem Umfeld, das herausfordernde Aufgaben
und umfassende Entwicklungsmöglichkeiten bietet und in dem jeder
Mitarbeiter aktiv und verantwortungsvoll dazu beiträgt, dem Vertrauen
von Kunden und Öffentlichkeit gerecht zu werden. Deloitte bezieht
sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited, eine "private company
limited by guarantee" (Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach
britischem Recht), und/oder ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen.
Jedes dieser Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und
unabhängig. Eine detaillierte Beschreibung der rechtlichen Struktur
von Deloitte Touche Tohmatsu Limited und ihrer Mitgliedsunternehmen
finden Sie auf www.deloitte.com/de/UeberUns. © 2014 Deloitte GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.



Pressekontakt:
Isabel Milojevic
Leiterin Presse
Tel: +49 (0)89 29036 8825
imilojevic@deloitte.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

511198

weitere Artikel:
  • BMW Group posts new sales record for January / Total of 132,892 vehicles sold in first month, increase of 7.8% / Aiming for further growth in 2014 Munich (ots) - The BMW Group's record-breaking sales growth of last year continued in January 2014 with deliveries increasing by 7.8%. In the first month of the year, a total of 132,892 BMW, MINI and Rolls-Royce brand vehicles were delivered to customers (prev. yr. 123,302). "This is a positive start, building on last year's success," said Ian Robertson, Member of the Board of Management of BMW AG, Sales and Marketing BMW. "Looking ahead, although the economic climate remains challenging in many markets, there are signs of improvement mehr...

  • BMW Group erzielt im Januar neuen Absatzrekord / Auslieferungen steigen um 7,8% auf 132.892 Fahrzeuge / Auch für 2014 Absatzzuwachs angestrebt (FOTO) München (ots) - Die BMW Group hat nach dem Absatzrekord im vergangenen Jahr auch im Januar 2014 eine neue Bestmarke bei den Auslieferungen in diesem Monat erzielt. Im Januar wurden 132.892 Fahrzeuge der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce an die Kunden ausgeliefert (Vj.: 123.302), was einem Plus von 7,8% entspricht. "Wir sind gut in das neue Jahr gestartet und knüpfen damit an unsere letztjährige Bestmarke bei den Auslieferungen an", erklärte Ian Robertson, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Vertrieb und Marketing BMW. "Obwohl mehr...

  • MÜNCHENER VEREIN erhält DEUTSCHEN SERVICEPREIS 2014 München (ots) - Der Nachrichtensender n-tv zeichnet die MÜNCHENER VEREIN Versicherungsgruppe mit dem DEUTSCHEN SERVICEPREIS 2014 aus. Im Auftrag des Nachrichtensenders n-tv wurden vom Deutschen Institut für Servicequalität (DISQ) die Ergebnisse für den Deutschen Servicepreis 2014 ermittelt. Untersucht wurden insgesamt 54 Versicherer mit 4.227 verdeckten Testkontakten. Der MÜNCHENER VEREIN war in der Branche "Versicherer" in der Kategorie "Service" unter den drei Preisträgern und erhielt die Auszeichnung "Deutscher Servicepreis 2014". mehr...

  • Ford Kuga: Große Nachfrage nach sensorgesteuerter Heckklappe Köln (ots) - - Im vergangenen Jahr entschieden sich 57 Prozent aller Ford Kuga-Käufer in Deutschland für dieses hilfreiche Extra - in anderen europäischen Ländern war die Nachfrage teilweise sogar noch höher - Die sensorgesteuerte Heckklappe ist besonders nützlich, wenn keine Hand frei ist. Einfach den Fuß unter der Stoßstange bewegen - schon öffnet und schließt sich die Heckklappe von selbst Die sensorgesteuerte Heckklappe des Ford Kuga ist besonders hilfreich, wenn man, wie nach dem mehr...

  • 3D-Druck: Chancen und Hürden für die deutsche Industrie / Das große Potenzial der additiven Fertigung wird kaum genutzt Rosenheim (ots) - Entgegen der weitläufigen Meinung ist die additive Fertigung, ugs. 3D-Druck, keine wirklich neue Technologie. Obwohl solche Fertigungssysteme seit über 20 Jahren entwickelt und gebaut werden, rückt dieses Thema erst seit kurzer Zeit in den Fokus des allgemeinen Interesses. Dies liegt einerseits an einem US- Amerikaner, der eine Schusswaffe als 3D Datei zum Download anbietet und der Öffentlichkeit somit deren Herstellung mit Zuhilfenahme eines 3D-Druckers ermöglicht. Andererseits nähren die hartnäckigen Gerüchte, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht