Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert den Freispruch für Christian Wulff: Gesiegt und doch gescheitert
Geschrieben am 27-02-2014 |
Gera (ots) - Zum Schluss steht Mitgefühl, Mitgefühl mit Christian
Wulff, einem Gescheitertem, einem Zerriebenen. Dass er gestern von
dem Vorwurf der Vorteilsnahme freigesprochen wurde, hat den früheren
Bundespräsidenten juristisch rehabilitiert. Aber es bleibt haften,
dass hier ein Politiker - - der als Nachwuchstalent der CDU galt -
systematisch fertig gemacht wurde. Und im Volk bleibt haften, dass da
mit Wulff irgend etwas war. In einem Land wie der Bundesrepublik
Deutschland, das Rechtstaatlichkeit und Grundsätze der
Gleichbehandlung wie eine Monstranz vor sich herträgt, konnte die
Staatsanwaltschaft in Hannover nicht anders als zu ermitteln und
anzuklagen. Das muss man wissen, wenn man die Behörde nun wegen ihres
Fehlverhaltens tadelt. Immerhin ist sie grandios gescheitert. Es
mangelte an Beweisen gegen den Angeklagten. Die Ansprüche für den
biederen Juristen Wulff, früher Ministerpräsident in Niederachsen,
waren unerfüllbar hoch. Das in der Öffentlichkeit dominante
Meinungsbild des Boulevards wollte ein glamourös-jugendliches Image
auf das Amt projizieren. Das musste scheitern: Die Aufgaben des
Bundespräsidenten eignen sich nicht dafür, royalen Glamour für die
bewegten Bilder des Fernsehens zu produzieren. Ersatz-Monarchen
bringen die Gesellschaft nicht weiter. Und Christian Wulff musste
dafür in eine Rolle schlüpfen, die ihm nicht gut anstand. Hölzern und
formaljuristisch reagierte er spürbar ungeschickt als sich
abzeichnete, dass - fein formuliert - er zumindest moralisch darin
fehlte, wenn er Vertreter der Wirtschaft zu nah an sich heran ließ.
Es waren Lobbyisten in eigener Sache, die sich mit Nähe zur Politik
Vorteile für ihre Geschäfte erhofften. Sonst wäre Wulff, der
Ex-Bundespräsident, heute nicht so einsam, wenn es wirklich seine
Freunde gewesen wären und nicht tumbe Geschäftsbesorger. Zu jung,
nicht unabhängig genug - Wulffs juristischer Sieg darf nachträglich
nicht bemänteln, dass er als Bundespräsident ungeeignet war. Das
Schicksal teilt er zwar mit verschiedenen Vorgängern im Amt, aber ihn
traf es grausam wie keinen anderen.
Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 3447 52 59 70
redaktion@otz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
514470
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Wirtschaftsflügel der Union begrüßt DGB-Vorstoß Düsseldorf (ots) - Der Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion im
Bundestag hat die Forderung des künftigen DGB-Vorsitzenden Reiner
Hoffmann nach moderaten Steuerentlastungen für kleinere und mittlere
Einkommen begrüßt. "Es freut mich, wenn jetzt auch der designierte
DGB-Vorsitzende für den Abbau der Steuerprogression ist", sagte der
Chef des Parlamentskreises Mittelstand in der Unionsfraktion,
Christian von Stetten, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen
Post" (Freitagausgabe). Hoffmann solle sich nun dafür einsetzen, auch
die mehr...
- Rheinische Post: Arbeitgeberpräsident Kramer lehnt Frauenquote ab Düsseldorf (ots) - Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat die
geplante Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für
Spitzenpositionen in der Wirtschaft scharf kritisiert. "Die
Unternehmen werden künftig deutlich mehr Interesse daran haben,
Spitzenfrauen im Betrieb zu fördern und zu halten", sagte Kramer der
in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Das
lässt sich aber nicht über eine Quote lösen, weil damit nicht die
Qualifikation einer Kandidatin, sondern ihr Geschlecht das
Auswahlkriterium wird", sagte der mehr...
- Rheinische Post: Arbeitgeberpräsident fordert Altersgrenze beim Mindestlohn Düsseldorf (ots) - Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat gefordert,
junge Menschen ohne Berufsausbildung bis zu einer festzulegenden
Altersgrenze vom gesetzlichen Mindestlohn auszunehmen. "Für junge
Menschen bis zu einer bestimmten Altersgrenze ohne Berufsausbildung
muss es eine Ausnahme vom Mindestlohn geben", sagte Kramer der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Wir
müssen verhindern, dass junge Menschen lieber einen Hilfsarbeiterjob
annehmen als eine Berufsausbildung zu beginnen, die in der Lehrzeit mehr...
- Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin - Finanzhilfen für die Ukraine: Mehrheit für EU-Beteiligung Köln (ots) -
Sperrfrist: 28.02.2014 00:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Knapp zwei Drittel der Deutschen (62 Prozent) spricht sich für
eine Beteiligung der Europäischen Union an den Finanzhilfen für die
Ukraine aus. Ein Drittel (33 Prozent) meint, die EU solle sich
finanziell nicht an der Unterstützung des Landes beteiligen.
Internationale Konflikte: Stärkere diplomatische Verantwortung
Deutschlands findet breite Zustimmung
Drei mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Ära Meisner endet Freitag - Annahme des Rücktrittsgesuchs durch den Papst wird am Mittag bekannt gegeben.
Reform-Katholiken ziehen kritische Bilanz Köln (ots) - Fast auf den Tag genau nach 25 Jahren endet am
Freitag die Zeit von Kardinal Joachim Meisner als Erzbischof von
Köln. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe) unter
Berufung auf Meisners Umgebung berichtet, soll um 12 Uhr - zeitgleich
in Köln und Rom - die Annahme seines Rücktrittsgesuchs durch Papst
Franziskus bekannt gegeben werden. Unmittelbar danach werde das
15-köpfige Domkapitel unter der Leitung von Dompropst Norbert
Feldhoff zur Wahl des Diözesanadministrators (Bistumsverwalter)
zusammen treten, berichtet mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|