Ostthüringer Zeitung: Christian Kerl kommentiert den Besuch des Bundespräsidenten in Griechenland: Der richtige Ton
Geschrieben am 07-03-2014 |
Gera (ots) - Das war kein leichter Gang für den Präsidenten, aber
es hat sich gelohnt: Bewegend hat sich Joachim Gauck in Griechenland
für deutsche Kriegsverbrechen entschuldigt. Die Bitte um Verzeihung
war überfällig, aber Gauck hat sich leider einen ungünstigen Termin
ausgesucht: In Griechenland ist Wahlkampf, die Opposition will die
Europawahl zur Volksabstimmung gegen den Euro-Rettungskurs machen. Da
kommt eine Debatte nicht nur über deutsche Schuld, sondern auch über
deutsche Schulden nur recht. Doch in Athen weiß man, dass es
Verhandlungen über dreistellige Milliardenzahlungen nicht geben wird.
Ja, Griechenland ist bei Entschädigungen in der Nachkriegszeit zu
kurz gekommen. Und ja, für die letzten überlebenden Opfer sollte sich
eine unbürokratische Lösung finden lassen. Aber Berlin müsste bei
Anerkennung von Reparationspflichten heute eine Welle neuer
Forderungen aus aller Welt befürchten - dafür ist die Zeit
abgelaufen. Gauck hat besonnen die Rechtsfragen getrennt vom klaren
Bekenntnis zur moralischen Schuld. Damit hat er den richtigen Ton
gefunden. Es ist eine angemessene Geste, wenn mit deutscher
Finanzhilfe die Erinnerung an die Gräuel der Wehrmacht wachgehalten
wird. Aber im Kern sind nicht alte Aufrechnungen gefragt, sondern ein
gemeinsamer Blick in die Zukunft - das geplante deutsch-griechische
Jugendwerk ist deshalb die richtige Antwort in dieser Debatte.
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