Drei große Hürden für den Lern-Erfolg von Schülern und wie Lehrer helfen können, sie zu überwinden
Geschrieben am 11-03-2014 |
Düsseldorf (ots) - Eine Studie im Auftrag der Vodafone Stiftung
zeigt auf, wie Lehrer verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse nutzen
können, um Schüler besser zu motivieren.
Der Lern-Erfolg eines Schülers hängt unter anderem von drei
Faktoren ab: dem eigenen Selbstbild des Schülers, eingefahrenen
Denkmustern und dem Lern-Umfeld. Wie diese durch einfache, oft sogar
kostenfrei umsetzbare Anregungen positiv beeinflusst werden können,
zeigt eine neue Studie im Auftrag der Vodafone Stiftung. Erstellt
wurde die Studie vom Forschungszentrum der Royal Society RSA London
in enger Zusammenarbeit mit Lehrern. "Lehrer leisten jeden Tag
Schwerstarbeit", so der Geschäftsführer der Vodafone Stiftung, Dr.
Mark Speich, "besonders um Schüler aus benachteiligten Verhältnissen
zu fördern. Und wir wollen sie dabei unterstützen." Hierfür wurde das
Internetforum www.lehrerdialog.net eingerichtet, in dem alle
Vorschläge aus der Studie vorgestellt werden und in dem sich Lehrer
aus ganz Deutschland zudem gegenseitig weitere Tipps zur
Schüler-Motivation geben können.
"Als Lehrer hat man zwar im Studium irgendwann einmal kurz gehört,
wie bestimmte innere Hürden einen Schüler zurückhalten können, aber
dies war nicht wirklich ausreichend und ist oft schon lange her", so
Ingrid Baumgartner-Schmitt, Realschul-Rektorin und Vorsitzende des
Schulleitungsverbandes Rheinland-Pfalz anlässlich der Vorstellung der
Studie. Deshalb müsse man als Lehrer immer wieder darüber nachdenken,
so Baumgartner-Schmitt weiter, wie man durch kleine Impulse von außen
dem Schüler über diese Hürden helfen kann. Hier setzt die Studie an.
Das Selbstbild der Schüler durch das richtige Feedback verbessern
Das Selbstbild eines Kindes hat deutliche Auswirkungen auf seinen
schulischen Erfolg, kann jedoch durch die richtige Art des Feedbacks
verbessert werden. Schüler haben es demnach beim Lernen schwerer,
wenn sie das Bild im Kopf haben, dass ihre geistigen Fähigkeiten von
vornherein festgefügt sind. Sie können dagegen besser lernen und
leichter mit Rückschlägen umgehen, wenn sie davon überzeugt sind,
dass ihre geistigen Leistungen - ähnlich wie beim Sport - durch Übung
verbessert werden können. Deshalb sollten Lehrer und Eltern genau
dieses Selbstbild bei den Schülern fördern. Sie sollten sie nicht für
ein bestimmtes Ergebnis oder gar ihre Klugheit loben, sondern dafür,
wie sehr sie sich angestrengt haben. Dies kann bei den Schülern die
Überzeugung fördern: Geistige Fähigkeiten sind keine unveränderbaren
Eigenschaften, sondern es kommt stark auf den Fleiß an.
Eingefahrene Denkmuster immer wieder bewusst machen
Die meisten Menschen glauben, dass sie wohlüberlegt und
unvoreingenommen urteilen, doch die Verhaltensforschung zeigt, dass
sie in ihrem Denken zu Verzerrungen neigen. Sie neigen beispielsweise
dazu, nach Informationen zu suchen, die ihre bestehenden
Überzeugungen stützen und Informationen, die sie zuerst erhalten
haben, überzubewerten. Solche Verzerrungen können den Lern-Erfolg
beeinflussen. Lehrer können dem entgegenwirken, indem sie
beispielsweise immer wieder mit den Schülern ihre Denkmuster
reflektieren und sie für das Berücksichtigen von Gegenargumenten
loben. Es gibt aber auch ein menschliches Denkmuster, das man sich
möglicherweise zunutze machen kann, um Schüler zu besseren Leistungen
anzuregen. Die meisten von uns ärgern sich nämlich mehr, wenn sie
eine Sache verlieren, als sie sich freuen, wenn sie die gleiche Sache
gewinnen. Dies wird in der Wissenschaft als Verlust-Aversion
bezeichnet und ist bereits im Schulwesen erprobt worden. Bei Tests
fielen die Ergebnisse besser aus, wenn die Schüler vorher eine
Belohnung bekamen, die sie nur bei einer guten Prüfungsleistung
behalten durften, als wenn sie sich dieselbe Belohnung durch eine
gute Prüfungsleistung erst verdienen mussten. Dabei muss die
Belohnung nicht finanzieller Natur sein. Vielmehr sollten Lehrer und
Bildungspolitiker einmal ganz offen prüfen, ob sich diese Erkenntnis
im Anreizsystem in der Schule einsetzen lässt.
Das Lern-Umfeld anregend gestalten
Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst kleine Reize aus dem
direkten Lern-Umfeld große Leistungssteigerungen bewirken können:
wenn der Lehrer die Schüler vor einem Test eine Eins oben auf ihren
Antwortbogen schreiben lässt oder sie unbewusst mit bestimmten
Schlüsselwörtern konfrontiert, die für Intelligenz stehen, kann dies
ihre Prüfungsergebnisse verbessern. Aber auch die Gestaltung des
Schulgebäudes und des Schulgeländes spielen eine große Rolle. Jede
Art von Bäumen, Grünflächen oder auch schon Zimmerpflanzen
beispielsweise können die geistige Erholung fördern und das
Aggressionspotenzial senken. Dagegen sollten sichtbare Anzeichen von
Armut oder Verwahrlosung so gut es geht vermieden werden, denn sie
können die Impulsivität der Schüler steigern und ihre Leistungen
negativ beeinflussen. Dies sollte eigentlich selbstverständlich sein,
doch dass es hier scheinbar Nachholbedarf gibt, zeigt die aktuelle
Situation in Berlin. Dort wird der Zustand in vielen Schulen
inzwischen sogar schon als unhygienisch bezeichnet, so dass sich
bereits eine Eltern-Initiative dagegen bildet. Aber auch die Kinder,
deren Eltern sich nicht so effektiv organisieren können, sollten in
einer sauberen und anregenden Schule lernen dürfen.
Über die Studie
Die Studie Schüler richtig motivieren - Wie
verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse im Bildungsbereich genutzt
werden können wurde vom Forschungszentrum der Royal Society RSA
London im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland erstellt. Sie
fasst die neuesten Erkenntnisse aus Theorie und Empirie der
Verhaltenswissenschaften (v. a. der Sozialpsychologie und
Verhaltensökonomie) zusammen. Hierfür wurde der aktuelle Stand der
Forschungsliteratur ausgewertet, Expertengespräche geführt sowie
bestehende repräsentative Umfragedaten unter Lehrern, Schülern und
Eltern hinzugezogen. Die Ergebnisse wurden in zwei Fokusgruppen mit
Lehrern aus unterschiedlichen Schulformen, Unterrichtsfächern und
Altersjahrgängen in Berlin getestet und diskutiert, um deren
Einschätzungen in die Studie einfließen zu lassen und somit ihre
praktische Anwendbarkeit zu erhöhen.
Die vollständige Studie mit einer Zusammenfassung und einer
Info-Grafik zu den wichtigsten Ergebnissen steht zum kostenfreien
Download bereit: www.lehrerdialog.net.
Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die Vodafone Stiftung ist eine der großen unternehmensverbundenen
Stiftungen in Deutschland und Mitglied einer weltweiten
Stiftungsfamilie. Als eigenständige gemeinnützige Institution und
gesellschaftspolitischer Thinktank fördert und initiiert sie
Programme mit dem Ziel, Impulse für den gesellschaftlichen
Fortschritt zu geben, die Entwicklung einer aktiven
Bürgergesellschaft anzustoßen und gesellschaftspolitische
Verantwortung zu übernehmen. Das Förderprofil steht unter dem
Leitmotiv "Erkennen. Fördern. Bewegen." und konzentriert sich auf den
Bereich Bildung, Integration und soziale Mobilität. Nähere
Informationen: www.vodafone-stiftung.de
Über die RSA
Die RSA (Royal Society for the encouragement of Arts, Manufactures
and Commerce) ist eine 1754 im Zuge der Aufklärung in London
gegründete Organisation, die innovative praktische Lösungen für die
sozialen Herausforderungen von heute sucht. Durch ihre Ideen, ihre
Forschung und ihre 27.000 Fellows in 101 Ländern will die RSA
menschliche Fähigkeiten verstehen und weiterentwickeln, um die Kluft
zwischen der heutigen Realität und den Hoffnungen der Menschen auf
eine bessere Welt zu überbrücken. RSA Animate, die animierten
Vorlesungen auf Youtube, wurden weltweit bisher mehr als 60 Millionen
Mal angesehen. Zum Forschungszentrum der RSA gehören u.a. das RSA
Social Brain Centre und RSA Education. Das RSA Social Brain Centre
befasst sich mit drei zentralen Aspekten der menschlichen Natur:
Gewohnheiten, Entscheidungen und Aufmerksamkeit. Unter Nutzung
neuester Erkenntnisse in den Neurowissenschaften, der
Verhaltensökonomie und der Psychologie berät das Social Brain Centre
Politik auf nationaler Ebene und unterstützt die Weiterentwicklung
von institutioneller und individueller Praxis in den Bereichen
Soziales, Umwelt und Bildung. RSA Education will allen Lernenden zu
ihrem vollen Potenzial verhelfe, und befasst sich mit Themen wie
curricularer Innovation sowie der Förderung der Demokratie und
sozialer Gerechtigkeit in der Bildung. Neben Projekten in diesen
Bereichen unterstützt die RSA auch die "RSA Family of Academies",
eine Gruppe öffentlicher Schulen, die Ansätze guter Praxis teilen.
Nähere Informationen: www.thersa.org
Pressekontakt:
Danyal Alaybeyoglu
Leiter Kommunikation
Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH
Tel.: 030 / 206 176 13
Mobil: 0172 / 240 33 59
Fax: 030 / 206 176 29
E-Mail: danyal.alaybeyoglu@vodafone.com
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