DER STANDARD-Kommentar: "Keine zweite Chance für Burgchef" von Andrea Schurian
Geschrieben am 11-03-2014 |
Hartmanns Hinauswurf überrascht weniger als Springers Verbleib
(Ausgabe ET 12.3.2014)
Wien (ots) - Schockartig schön sei die Woge aus Neugier und
Interesse zu seinem Wien-Einstand gewesen. Daran müsse man sich
erinnern, wenn es irgendwann nicht mehr so ist, sagte Matthias
Hartmann in seinem ersten Standard-Interview als Burgtheaterdirektor
im Herbst 2009. Und als habe er damals schon sein abruptes Ende
vorhergesehen, fügte er hinzu: "Theater ist eine reine Glückssache.
Man kann nicht programmieren, erfolgreich zu sein."
Nun ist ihm das Glück abhold, Kulturminister Josef Ostermayer hat
als eine seiner ersten Amtshandlungen Hartmanns Chefsessel vor die
Burgtür gestellt. Dass Hartmann, der dem Burgtheater ein Besucherplus
bescherte, gefeuert wird, während Georg Springer Geschäftsführer der
Bundestheaterholding bleibt und nur seine Aufsichtsratsposten in den
Töchtergesellschaften zurücklegt, ist ein Treppenwitz: Der geniale
Netzwerker hat in beiden Funktionen kläglichst versagt. Wer, wenn
nicht er hätte als oberste Kontrollinstanz den Durchblick haben,
Silvia Stantejskys Buchführung enttarnen und den künstlerischen
Direktor darauf aufmerksam machen müssen?
Hartmann hat daher schon recht, wenn er klagt: "Man möchte meinen,
dass sich der künstlerische Geschäftsführer auf die kaufmännische
Direktion, die Kontrollfunktion der Holding und die Wirtschaftsprüfer
verlassen könnte. Da wurde ich offensichtlich völlig im Stich
gelassen und muss dafür jetzt büßen." Und seine Kinder offenbar auch:
Wenn man die Postings, auch im Standard-Forum, liest, kann man sich
das Ausmaß der Pöbeleien lebhaft vorstellen.
Hartmann, ein Mann mit Hang zu Megalomanie, hat gewiss Fehler
gemacht. Zuletzt beauftragte Theaterdirektor Hartmann Regisseur
Hartmann mit der Inszenierung eines Hartmann-Stückes. Dass ihm der
Vertrag neben seiner Fixgage auch Regiehonorare garantierte, ist aber
weniger ihm als den zuständigen Politikern anzulasten.
Dass er sich dann offenbar höhere als vertraglich vereinbarte
Honorare von der damaligen kaufmännischen Direktorin ausbezahlen
ließ, während er beim Ensemble sparte, raubte ihm den nötigen
Rückhalt im Haus. Und entkräftet seine Verteidigung, er habe von
Stantejskys Gepflogenheiten nichts gewusst, Honorare unter Umgehung
des Vieraugenprinzips bar auf die Hand zu zahlen. Dass er
andererseits nicht unterschreiben könne, was man ihm nicht vorlege,
hat allerdings auch eine gewisse Logik.
Die politisch hausgemachte Krise datiert mit der Ausgliederung der
Bundestheater im Jahr 1999. Bis dahin dirigierten die künstlerischen
Direktoren Staats- und Volksoper sowie Burgtheater. Der Geldhahn aber
wurde vom Bundestheatergeneral als oberste kaufmännische Instanz auf-
und, bei Bedarf, zugedreht. Diese klare Aufgabenteilung sollte man
auch bei der Nachfolgesuche bedenken: Ausgestattet mit einer
Überdosis Ensemblestimmungsaufheller, sollte sich der künstlerische
Direktor / die künstlerische Direktorin mit einem vertrauenswürdigen
und gleichberechtigten Kaufmann verpartnern müssen.
In eingangs zitiertem Interview verglich sich Matthias Hartmann
mit Peer Gynt: "Das ist auch so einer, der eine zweite Chance
braucht, wie ich. Oder der junge Parsifal, der Stümper. Mich
interessieren Figuren, die Sehnsucht nach etwas hatten, das sie nicht
gekriegt haben." Er hat diese zweite Chance nun nicht mehr gekriegt.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
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