Lausitzer Rundschau: Das Ende der Naivität
Zu den längerfristigen Folgen der Krim-Krise
Geschrieben am 14-03-2014 |
Cottbus (ots) - Mit dem Referendum am morgigen Sonntag ist der
Anschluss der Krim an Russland kaum noch aufzuhalten. Putin hat sich
mit brachialer Gewalt durchgesetzt, alle Bemühungen um eine
diplomatische Lösung sind gescheitert. Europa wirkt hilflos. Was hier
passiert, ist ein Schock, der noch lange nachwirken wird. Auch bei
uns. Deutschland sei nur noch von Freunden umgeben. So lautete die
freudige Erkenntnis nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Jetzt gebe
es endlich eine Friedensdividende, hieß es. Die deutschen
Rüstungsausgaben sanken rasant auf nur noch zehn Prozent des
Haushalts, statt wie früher 25 Prozent. Und selbstverständlich hatte
Deutschland nichts dagegen, sich in der Energieversorgung vom
ehemaligen großen Gegner Russland abhängig zu machen, der war ja
keiner mehr. Auch gegenüber den Freunden war man treuherzig, wie die
NSA-Affäre zeigte. Die geschrumpften deutschen Sicherheitsdienste
merkten nicht einmal die Abhörung der Kanzlerin. Nun aber zeigt sich:
Die Welt ist nicht so freundlich und friedlich, wie wir sie uns
wünschen, und wie sie sein könnte. Und es geht nicht nur um die neuen
asymmetrischen Bedrohungen durch Terroristen irgendwo am Hindukusch.
Es geht um ganz klassische Konflikte zwischen Staaten und sogar
wieder um Landeroberung. Nicht in der Ferne, sondern auf dem eigenen
Kontinent gibt es weiterhin eine unberechenbare Macht, Russland, die
über Atomwaffen verfügt und immer mehr zur Autokratie, wenn nicht
Diktatur geworden ist. Putin folgt nicht dem integrativen
europäischen Konzept, sondern einem konfrontativen. Mindestens einem
konkurrierenden. Und in der Türkei des Recep Erdogan entwickeln sich
die Dinge derzeit in eine ganz ähnliche Richtung. Was, wenn sich
dieses wirtschaftlich und militärisch immer stärker werdende Land
künftig ebenfalls aggressiv gebärdet, zum Beispiel im Mittelmeerraum
gegenüber engen Partnern Deutschlands wie Griechenland oder Israel?
Von den unkalkulierbaren Entwicklungen in vielen arabischen
Mittelmeer-Anrainerstaaten gar nicht zu reden. Schweden, viele Jahre
neutral, denkt wegen der aktuellen Entwicklungen bereits über eine
stärkere Zusammenarbeit mit der Nato nach. Polen verlangt, dass
Europa bei der Energieversorgung autarker wird. Und im Baltikum rufen
sie nach mehr militärischem Schutz. Die Krim-Krise verändert die
Stimmung auf dem Kontinent, und zwar nachhaltig. Europa ist nicht
Teletubbie-Land. Das ist die Erkenntnis dieser Tage. Wie sie sich im
Detail auswirken wird, ist noch nicht abzusehen. Nur dies: Die
Blauäugigkeit, die Naivität, ist weg.
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Lausitzer Rundschau
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