Anlegerstudie: Vertrauen in die deutsche Wirtschaft steigt / Anleger meiden Aktien / Insbesondere junge Menschen schöpfen ihre Potenziale beim langfristigen Vermögensaufbau nicht aus
Geschrieben am 17-03-2014 |
Frankfurt (ots) - Deutsche Anleger glauben an die
Wirtschaftsstärke ihres Landes: In den nächsten sechs Monaten rechnen
29 Prozent mit einem konjunkturellen Aufschwung. Damit steigt der
Anteil der Optimisten um acht Prozentpunkte im Vergleich zur letzten
Erhebung und erreicht den höchsten Stand seit dem zweiten Quartal
2011. Aktien werden vor diesem Hintergrund attraktiver eingeschätzt
als vor einem Jahr. Dennoch bleiben die Deutschen Aktienmuffel. Vor
allem junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren bevorzugen
weiterhin das renditearme Sparbuch. "Großen Teilen der jungen
Generation ist offenbar nicht bewusst, wie wichtig die private
Altersvorsorge ist. Deshalb nutzen sie auch die Chancen beim
Vermögensaufbau nicht, die ihnen ihr langfristiger Anlagezeitraum
bietet", sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.
Dies ist das Ergebnis des aktuellen Anlegerbarometers von Union
Investment, einer repräsentativen Befragung deutscher
Finanzentscheider in privaten Haushalten.
Zum zweiten Mal in Folge nimmt das Vertrauen in die deutsche
Wirtschaft zu: Während 29 Prozent (Vorquartal: 21 Prozent) von einem
Konjunkturaufschwung in den nächsten sechs Monaten ausgehen, erwartet
nur noch knapp jeder Fünfte (19 Prozent) eine negative Entwicklung.
Im vierten Quartal 2013 waren es noch 24 Prozent. Auffällig ist, dass
insbesondere die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen mit einer
wirtschaftlichen Belebung rechnet (47 Prozent). Das sind fast doppelt
so viele wie unter den 40- bis 49-Jährigen (24 Prozent) oder den 50-
bis 59-Jährigen (25 Prozent). "Die Eurokrise ist für die Anleger
derzeit nicht mehr präsent. Bessere Wirtschaftsdaten aus den
südeuropäischen Ländern haben ihre Stimmung deutlich aufgehellt", so
Gay. Für den europäischen Währungsraum erwartet er eine Zunahme der
Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent in diesem Jahr. In Deutschland
rechnet er sogar mit einem Plus von 1,6 Prozent. Ungeachtet der
Streitigkeiten zwischen Russland und der Ukraine um die Halbinsel
Krim bleibe das globale Konjunkturumfeld weiter positiv und die
realwirtschaftlichen Auswirkungen begrenzt.
Anleger meiden Aktien bei ihrer Geldanlage trotz zunehmender
Attraktivität
Die Attraktivität von Aktien ist im Vergleich zum ersten Quartal
2013 um vier Prozentpunkte auf 28 Prozent gestiegen. Das Tagesgeld
hingegen verliert in der Gunst der Anleger. Hielt vor einem Jahr noch
gut jeder Zweite (51 Prozent) das Tagesgeld für attraktiv, sind es
aktuell nur noch 36 Prozent. Dennoch scheuen die Deutschen die
Direktanlage in Aktien. Lediglich 17 Prozent der Befragten besitzen
Aktien. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Vorquartal und
damit der niedrigste Wert seit vier Jahren (16 Prozent). "Auch wenn
man den Menschen die entgangenen Gewinne und das auf lange Sicht doch
sehr geringe Risiko einer Aktienanlage aufzeigt, werden wir aus den
Deutschen kurzfristig kein Volk der Aktionäre machen.
Erfolgversprechender ist es, sie langsam an höher rentierliche
Anlageformen heranzuführen, beispielsweise über
Aktienfondssparpläne", erklärt Gay.
Insbesondere junge Menschen schöpfen ihre Potenziale beim
langfristigen Vermögensaufbau nicht aus
Obwohl die Befragten angeben, dass Tagesgeld (59 Prozent) und
Sparbuch (83 Prozent) kaum Zinsen bringen, ziehen Anleger diese
Geldanlagen immer noch in Betracht. Das Tagesgeld kommt für 68
Prozent zum jetzigen Zeitpunkt als Geldanlage in Frage. Das Sparbuch
zieht aktuell jeder Zweite für sich als Anlageform in Erwägung.
Besonders stark ausgeprägt ist dies bei den 20- bis 29-Jährigen,
unter denen zwei Drittel für ein Sparbuch offen sind. "Das Ergebnis
zeigt, dass vor allem junge Menschen bei der Geldanlage extrem
zurückhaltend sind. Dabei hätten gerade sie die Zeit,
Aktienschwankungen aussitzen zu können. Auf lange Sicht weisen Aktien
das beste Chance-Risiko-Verhältnis auf", sagt Gay. Durch den
fehlenden Mut zur Aktie verzichte diese Altersgruppe auf langfristig
attraktive Erträge über der Inflationsrate und nehme damit geringere
Sparerfolge in Kauf.
Bei der Frage nach der aktuellen Sparbuchverzinsung wird deutlich,
dass junge Erwachsene von einem höheren Zinsniveau ausgehen als die
Älteren. Knapp ein Viertel (24 Prozent) der 20- bis 29-Jährigen gibt
an, weniger als 0,5 Prozent Zinsen auf ihr Sparbuch zu erhalten.
Unter den 30- bis 39-Jährigen sind es 28 Prozent und unter den 50-
bis 59-Jährigen 40 Prozent. Die jungen Befragten berichten hingegen
am häufigsten von zwei Prozent Zinsen und mehr (acht Prozent). In der
Gruppe der 30- bis 39-Jährigen sind es vier Prozent und unter den
Ältesten (50 bis 59 Jahre) keiner mehr. "Neben der Risikoaversion tut
die fehlerhafte Zinseinschätzung ihr Übriges, dass die junge
Generation falsch spart und somit die Ertragspotenziale bei der
Geldanlage nicht optimal nutzt", so der Experte.
Junge Erwachsene haben das geringste Interesse an der privaten
Altersvorsorge
Die private Altersvorsorge bleibt mit 77 Prozent eins der
wichtigsten Sparziele der deutschen Anleger (Vorquartal: 81 Prozent).
Bei genauer Betrachtung wird allerdings deutlich, dass dieses
Sparmotiv mit zunehmendem Alter immer mehr in den Fokus rückt: Zwei
Drittel der Befragten im Alter von 20 bis 29 Jahren halten die
private Vorsorge für wichtig. Unter den 50- bis 59-Jährigen sind es
immerhin 81 Prozent (30- bis 39-Jährige: 76 Prozent / 40- bis
49-Jährige: 78 Prozent). "Je früher man mit der Vorsorge beginnt,
desto besser. Denn bei einem Start in jungen Jahren reichen kleine
regelmäßige Sparbeiträge aus, um langfristig ein beachtliches
Vermögen aufzubauen", erklärt Gay. Legt ein 32-Jähriger bis zu seinem
65. Lebensjahr monatlich 100 Euro zurück, hat er bei einer Verzinsung
von vier Prozent zum Rentenbeginn ein Vermögen von 81.200 Euro. Fängt
er mit dem Sparen nur ein Jahr später an, verzichtet er dadurch am
Ende auf rund 4.300 Euro. Bei einer Verzinsung von sechs Prozent
entgehen ihm durch sein Abwarten sogar fast 8.000 Euro. "Jungen
Menschen scheint das Ausmaß an verschenkten Erträgen durch ihre
Zurückhaltung offensichtlich nicht bewusst zu sein. Das zeigt, dass
hier noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss. Denn sie
gefährden durch ihre Risikoneigung sowie ihr geringeres Interesse an
der privaten Vorsorge die Sicherung des Lebensstandards im Alter",
ist Gay überzeugt.
Seit Anfang 2001 ermittelt das Marktforschungsinstitut Forsa im
Auftrag von Union Investment quartalsweise das Anlegerverhalten.
Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter
von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Für
das erste Quartal erhob Forsa die Daten vom 3. bis 11. Februar 2014.
Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100 Prozent addieren, gibt die
Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.
Pressekontakt:
Union Asset Management Holding AG
Sandra Lorke
Pressesprecherin
Wiesenhüttenstraße 10
60329 Frankfurt am Main
Tel. 069 2567-2616
Fax 069 2567-2371
Mobil 0173 3459619
sandra.lorke@union-investment.de
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