Mittelbayerische Zeitung: Fressen und Moral / Kommentar zu Giftgas
Geschrieben am 19-03-2014 |
Regensburg (ots) - Keiner, der die Bilder der Opfer des
Gasangriffs vom August 2013 in Syrien gesehen hat, kann sie
vergessen. Das Entsetzen ist den Männern, Frauen und Kindern noch im
Tod ins Gesicht geschrieben. Sollte sich nun herausstellen, dass
deutsche Unternehmen einen vielleicht entscheidenden Anteil am Ausbau
von Assads Giftgasprogramm - und damit auch am Tod der 1400 Menschen
- haben, wäre das ein Skandal. Umso folgerichtiger ist es daher, wenn
nun die Generalbundesanwaltschaft die Vorwürfe untersucht. Die Frage
ist, ob sich für die beteiligten Firmen Konsequenzen ergeben. Selbst
wenn sich herausstellt, dass die Lieferungen illegal waren, könnte es
sein, dass die Straftaten längst verjährt sind. Vermutlich aber waren
zum Zeitpunkt, zu dem sie abgewickelt wurden, legal. Aber selbst
wenn: Geschäfte mit Diktaturen müssten sich von selbst verbieten.
Dass im Sinne des Brecht'schen Ausspruchs im Zweifel erst das Fressen
und dann die Moral kommt, zeigt sich nicht erst in Syrien: Während
sich die Welt darüber empört, was auf der Krim passiert, werden die
Stimmen derer laut, die um ihre Geschäfte mit Russland fürchten.
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Mittelbayerische Zeitung
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