Industrie 4.0: Digitale Welt eröffnet neue Möglichkeiten für eine neue Ära der europäischen Industrie
Geschrieben am 03-04-2014 |
Stuttgart/Paris (ots) -
- Die nächste Revolution durch Industrie 4.0 ist eine Chance für
Europa - und passt zum europäischen Modell
- Die europäische Industrie hat in den vergangenen 20 Jahren mehr
als zehn Prozent Marktanteil weltweit verloren
- Im gleichen Zeitraum haben aufstrebende Länder ihren weltweiten
Marktanteil auf 40 Prozent verdoppelt
- Starker Jobverlust in der europäischen Industrie in den
vergangenen Jahren: Etablierte Märkte wie Großbritannien (-29%),
Frankreich (-20%) und Deutschland (-8%) sind davon betroffen
- Zusammenwachsen von Industrie und Digitalisierung: Europa kann
durch eine neue Industrierevolution erneut an Gewicht gewinnen
und muss diese Chance nutzen
- Investitionen in Höhe von 1.350 Milliarden Euro sind in den
kommenden 15 Jahren europaweit notwendig, um der Industrie 4.0
zum Durchbruch zu verhelfen
Die Industrie spielt eine zentrale Rolle in der europäischen
Wirtschaft: Sie trägt 15 Prozent zur Wertschöpfung bei, macht 80
Prozent der Innovationen und 75 Prozent der Exporte aus. Rechnet man
noch die industrienahen Dienstleistungen dazu, kann sie als
sozialwirtschaftlicher Motor Europas bezeichnet werden. Allerdings
ist das produzierende Gewerbe zunehmend unter Druck geraten: Die
sinkende Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie aufgrund
neuer Marktteilnehmer - vor allem aus Asien - hat in den vergangenen
10 Jahren zu einem deutlichen Stellenabbau in etablierten Märkten wie
Großbritannien (-29%), Frankreich (-20%) und Deutschland (-8%)
geführt.
Darüber hinaus entwickeln sich die europäischen Länder sehr
heterogen: Während Deutschland und Osteuropa ihre
Industriemarktanteile weiter erhöhen, steuern andere EU-Staaten auf
eine De-Industrialisierung hin. "Diese Entwicklung wird Europa
insgesamt schwächen, denn so werden weitere Jobs und Know-how in der
Industrie verloren gehen. Nach Mechanisierung, Elektrifizierung und
Digitalisierung der Industrie läutet der Einzug des Internets der
Dinge in der Fabrik eine vierte industrielle Revolution ein", sagt
Max Blanchet, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. Und für
diese neue industrielle Revolution ist Europa besser gerüstet, als
viele glauben. In der neuen Studie "Industrie 4.0 - The new
industrial revolution - how Europe will succeed" zeigen die Roland
Berger-Experten, was Unternehmen und Politik tun sollten, um die
Entwicklung der Industrie 4.0 zu unterstützen und diese Chance für
Europa wahrzunehmen.
Industrieproduktion: starke Verschiebung der Märkte
Das globale Umsatzvolumen des produzierenden Gewerbes stieg in den
letzten 20 Jahren von knapp 3.500 auf über 6.500 Milliarden Euro im
Jahr 2011. Doch der Anteil der Länder an diesem weltweiten
Umsatzvolumen hat sich deutlich verändert: Westeuropäische
Industrienationen mit einer traditionell starken Industrie haben in
diesem Zeitraum über zehn Prozent Marktanteil an aufstrebende
Regionen wie Asien, Russland, Südamerika und Afrika verloren. Diese
Länder konnten so ihren industriellen Marktanteil auf 40 Prozent
steigern.
"Diese Entwicklung und die immer stärkere Auslagerung weiterer
Aktivitäten wie z.B. Logistik, Wartung und anderer
Servicedienstleistungen haben die Beschäftigtenzahlen in Europa noch
weiter sinken lassen", erläutert Roland Berger-Partner Thomas Rinn.
"Um dieser Abwärtsspirale der europäischen Industrie ein Ende zu
setzen, sollte Europa die neuesten Entwicklungen der digitalen Welt
auch in der Produktion intelligent einsetzen, um eine höhere
Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit in der Industrie zu erreichen und
um damit den Anteil der industriellen Produktion zu erhöhen."
Industrie 4.0: die europäische Revolution
Firmen werden künftig ihre Maschinen, Lagersysteme und
Betriebsmittel durch digitale Systeme weltweit vernetzen. Durch den
permanenten Informationsaustausch rund um die Uhr und den Globus
werden vernetzte Maschinen in der Lage sein, sich selbstständig zu
steuern, effizienter zu arbeiten und Fehler schnell zu erkennen.
Voraussetzung dafür ist die Möglichkeit, große Datenmengen durch
geeignete IT-Infrastrukturen zu übertragen.
"Die gute Nachricht ist: Europa ist für die Industrie
4.0-Revolution besser vorbereitet, als viele denken", sagt Blanchet.
"Doch die Wiederbelebung der europäischen Industrie hängt davon ab,
ob Wirtschaft und Politik in der Lage sind, zügig eine gemeinsame
Agenda zu entwickeln." Mit einer Investition von rund 90 Milliarden
Euro jährlich in den kommenden 15 Jahren würde es Europa schaffen,
sich als Vorreiter der neuen Industriewelt zu etablieren.
Europaweites Engagement ist gefragt
Um diesen Prozess voranzutreiben, sind wesentliche Maßnahmen auf
europäischer Ebene notwendig - allen voran eine einheitliche
Gesetzgebung für alle europäischen Länder. "Stimmen die
Rahmenbedingungen, um die Digitalisierung der Industrie zu
ermöglichen, so steigt auch die Investitionsbereitschaft der
Unternehmen in den einzelnen Ländern", sagt Berger Experte Thomas
Rinn.
Außerdem benötigt Europa eine einheitlichere IT-Infrastruktur,
nachhaltige Finanzierungspläne und geeignete
Ausbildungsmöglichkeiten, etwa in den Bereichen
Softwareprogrammierung oder Datengewinnung und -auswertung. Denn mit
dem Voranschreiten der Industrie 4.0 werden in verschiedenen
Industriebereichen neue Expertenprofile benötigt, mit Erfahrung und
Knowhow in der Vernetzung von Industrieprozessen . "Gezielte
Partnerschaften zwischen verschiedenen Branchen und oft auch
länderübergreifend werden hier eine wesentliche Rolle spielen, um die
Expertise im Bereich der Digitalisierung effizienter zu nutzen",
prognostiziert Roland Berger-Stratege Max Blanchet.
An dieser Stelle sollte die Politik diesen Prozess mit
europaweiten Forschungs- und Entwicklungsprogrammen unterstützen.
Denn so lassen sich langfristige und kostspielige Forschungsprojekte
und Innovationsentwicklung fördern: Ein wichtiger Aspekt, um die
europäische Industrieführerschaft auf dem weltweiten Markt zu
stärken. Denn die immer kürzeren Produktlebenszyklen zwingen die
Industrie zu immer schnelleren Innovationen, um wettbewerbsfähig zu
bleiben.
Doch nicht nur die Politik sollte den Weg für die Industrie 4.0
ermöglichen. Jedes Unternehmen sollte seine eigene
Produktionsstrategie überprüfen, um die neuen digitalen Möglichkeiten
der Vernetzung optimal zu nutzen. "Auf diesem Weg stehen Firmen
verschiedene Optionen zur Verfügung", meint Berger-Partner Rinn.
"Durch die Modernisierung bestehender Fabriken sowie Investitionen in
neue Produktionsstätten und in innovative IT-Systeme können Firmen
ihre Produktivität in Europa steigern und einen bedeutenden Beitrag
zur europäischen Reindustrialisierung leisten."
Die Studie können Sie bestellen unter:
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