Studie von Accenture: Jedes zweite europäische Krankenhaus ist wirtschaftlich angeschlagen
Geschrieben am 04-04-2014 |
Kronberg im Taunus (ots) - Fast die Hälfte (46 Prozent) der
europäischen Krankenhäuser ist in einer wirtschaftlichen Schieflage
und nahezu jedes fünfte hat ein stark erhöhtes Insolvenzrisiko. Zu
diesem Ergebnis kommt die Studie "European Hospital Rating Report"
des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters
Accenture in Zusammenarbeit mit dem Rheinisch-Westfälischen Instituts
für Wirtschaftsforschung (RWI). Die Ergebnisse zeigen eine starke
paneuropäische Streuung: Während in Portugal fast 60 Prozent der
Krankenhäuser finanziell angeschlagen sind, diagnostiziert der Report
in Deutschland und der Schweiz bis zu 80 Prozent gesunde
Krankenhäuser.
Für den europaweiten Vergleich hat Accenture mit Hilfe des RWI
über 1.500 Jahresabschlüsse von Krankenhäusern aus neun Ländern
untersucht, die rund 30 Prozent des Krankenhausmarkts der
untersuchten Länder abdecken. Im Fokus stand die Finanzkraft der
Krankenhäuser aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien,
Norwegen, Österreich, Portugal, Spanien und der Schweiz. Portugal und
Frankreich stehen mit ihrem Krankenhauswesen insgesamt im
insolvenzgefährdeten Bereich. Nur in Deutschland, der Schweiz und
Belgien befindet sich die große Mehrheit der Krankenhäuser im
wirtschaftlich gesunden Spektrum. Da ein Klassifikationsmodell
verwendet wurde, das einen internationalen Vergleich erlaubt, weichen
die Ergebnisse für Deutschland von denen des Krankenhaus Rating
Report 2013 ab.
"Auch wenn die deutschen Krankenhäuser im Vergleich zu anderen
europäischen Ländern zu den Klassenbesten gehören, ist das kein Grund
zur Entwarnung. Denn die Kluft zwischen finanziell erfolgreichen und
finanziell schlecht aufgestellten Kliniken wächst rasant", erklärt
Dr. med. Sebastian Krolop, Leiter Accenture Strategy im
Geschäftsbereich Healthcare bei Accenture Deutschland und Autor der
Studie. So hat sich die Profitabilität der wirtschaftlich
erfolgreichsten Kliniken zwischen 2008 und 2011 kontinuierlich
verbessert und die der unwirtschaftlichsten kontinuierlich
verschlechtert. Die Studie zeigt auch, dass 33 Prozent der
europäischen Klinken 2011 rote Zahlen geschrieben haben.
"Die Situation im Krankenhauswesen hat sich für Deutschland, aber
insbesondere für unsere südlichen Nachbarn, seither nicht
verbessert", sagt Sebastian Krolop. Unabhängig von der Bonität können
Krankenhäuser auch mit einer höheren Profitabilität über den
operativen Cash Flow Investitionen tätigen. Die Profitabilität der
deutschen Krankenhäuser ist mit 8,5 Prozent überdurchschnittlich und
lediglich 19 Prozent der Krankenhäuser befinden sich im finanziellen
Risikobereich. Im europäischen Vergleich weisen italienische
Krankenhäuser mit 12,1 Prozent die höchste Profitabilität auf, diese
ist viermal so hoch wie diejenige der Schweiz.
"Die finanzielle Schräglage vieler Krankenhäuser in Europa ist
häufig strukturbedingt. Diese Krankenhäuser müssen nun gezielt ihr
Verbesserungspotential ermitteln, um wettbewerbsfähig zu werden.
Spezialisierung, Verbundbildung und Qualität sind die wichtigsten
Erfolgsfaktoren. Unsere Studie zeigt, dass die europäischen
Gesundheitssysteme dringend die Fragen bezüglich adäquater
Finanzierung, Krankenhausstruktur und Qualität beantworten müssen.
Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich diese beunruhigende Situation
zu einer Krise entwickelt", erklärt Sebastian Krolop.
Anders als im deutschen Krankenhaus Rating Report 2013
(Krankenhausversorgung zwischen Euro-Krise und Schuldenbremse.
medhochzwei. Heidelberg) werden die Mittel aus dem
Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG Mittel, auch Sonderposten) als
Eigenkapital gewertet. Hierdurch ist die durchschnittliche
Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability of Default. PD) für
Deutschland in dem European Hospital Rating Report mit 0,6 Prozent
niedriger als in dem deutschen Krankenhaus Rating Report mit 1,2
Prozent. Somit ergibt sich eine Abweichung in der Methodologie,
welche auf die Datenstruktur der ORBIS Datenbank zurückzuführen ist.
Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurde für alle Länder eine
identische Vorgehensweise bei der Ermittlung der
Ausfallwahrscheinlichkeit angewendet. Wenn man für die Stichprobe der
Krankenhäuser des deutschen Krankenhaus Rating Report diese
Methodologie adaptiert, erhält man die gleiche durchschnittliche
Ausfallwahrscheinlichkeit für deutsche Krankenhäuser (0,6 Prozent).
Die Addition der Sonderposten zum Eigenkapital wirkt sich zudem auf
die EBITDA Marge aus. Die durchschnittliche EBITDA Marge für deutsche
Krankenhäuser ist durch den Effekt im European Hospital Rating
Report mit 8,5 Prozent höher als in dem deutschen Krankenhaus Rating
Report, welcher eine durchschnittliche EBITDA Marge von 5,2 Prozent
ausweist.
Über die Studie:
Mit dem Ziel, die finanzielle Leistungsfähigkeit des europäischen
Krankenhausmarkts zu beurteilen, hat Accenture in Zusammenarbeit mit
dem RWI mehr als 1.500 Jahresabschlüsse des Jahres 2011 von
Krankenhäusern in neun europäischen Ländern untersucht: Belgien,
Deutschland, Frankreich, Italien, Norwegen, Österreich, Portugal,
Spanien und die Schweiz. Ein Accenture-Klassifikationsmodell,
angelehnt an die modeFinance MORE Rating-Klassen des Bureau van Dijk,
bietet eine Einschätzung der Kreditwürdigkeit dieser Krankenhäuser
und beurteilt deren Ausfallwahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres
auf der Grundlage einer Bilanz und Gewinn- und Verlustanalyse. Um
einen internationalen Vergleich zu ermöglichen, weicht die hier
eingesetzte Methodik von der im Krankenhaus Rating Report verwendeten
ab, unter anderem wurden Sonderposten als Eigenkapital gewertet. Die
Höhe der Ausfallwahrscheinlichkeit ist daher eine andere als im
deutschen Krankenhaus Rating Report. Die folgenden zwei Faktoren
standen bei der Analyse im Zentrum: die Ausfallwahrscheinlichkeit
(die Wahrscheinlichkeit, dass eine Organisation insolvent wird) und
die EBITDA Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen),
welche die operative Leistungsfähigkeit vor Investitionsaufwand
angibt.
Über Accenture:
Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-,
Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit rund 289.000
Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als
Partner für große Business-Transformationen bringt das Unternehmen
umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen
und Unternehmensbereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten
Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture
erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2013) einen
Nettoumsatz von 28,6 Mrd. US-Dollar. Die Internetadresse lautet
www.accenture.de.
Über das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung:
Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI)
ist eines der führenden Zentren für wissenschaftliche Forschung und
evidenzbasierte Politikberatung in Deutschland. Sein Leitmotiv ist
die "Analyse der individuellen Prosperität und der
wirtschaftspolitischen Handlungsmöglichkeiten im demographischen und
gesellschaftlichen Wandel". Das RWI stützt seine Arbeiten auf neueste
theoretische Konzepte und aktuelle empirische Methoden. Es informiert
mit seinen Arbeiten über ökonomische Entwicklungen und deren
Ursachen, erleichtert Wirtschaft und Politik sachgerechte
Entscheidungen und fördert in der Öffentlichkeit das Verständnis für
wirtschaftliche Zusammenhänge. Seine Studien werden deshalb in der
Regel veröffentlicht. Die Forschungen werden durch einen
international besetzten wissenschaftlichen Beirat kritisch begleitet,
das Institut wird regelmäßig evaluiert. Das Institut wurde 1926
gegründet. Seit 1943 arbeitet es in rechtlicher Selbständigkeit als
eingetragener Verein; es dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken.
Pressekontakt:
Accenture
Campus Kronberg 1
61476 Kronberg im Taunus
www.accenture.de
Uwe Schick
Tel.: (06173) 94 698 19
E-Mail: uwe.schick@accenture.com
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