Lausitzer Rundschau: Was auf dem Teller liegt
Agrarministerkonferenz in Cottbus
Geschrieben am 04-04-2014 |
Cottbus (ots) - Die regelmäßigen Ministertreffen von Bund und
Ländern sind staubtrockene Arbeitsrunden. Dort werden gemeinsame
Linien für die Politik der nächsten sechs Monate verhandelt. Keine
Schauplätze großer Entscheidungen, eher die Suche nach dem kleinsten
gemeinsamen Nenner. Doch manchmal zeigen solche Treffen auch
deutlich, wohin die politische Reise einzelner Ressorts gerade geht.
Für das Agrarministertreffen in Cottbus ist das die Suche nach mehr
Tierschutz bei der Nutztierhaltung und nach mehr Naturverträglichkeit
einer immer industrialisierteren Landwirtschaft. Die Ursache dafür
ist ein steigender Druck von unten. Ställe mit mehreren Zehntausend
Schweinen oder Hunderttausenden Hühnern sind nicht nur für
Tierfreunde ein Grund zum Protest. Die Auswirkungen solcher Anlagen
auf die unmittelbare Umgebung durch Gülle und Gestank rufen den
Widerstand von Anwohnern und Naturschutzverbänden hervor. Und
Berichte über das Beschneiden von Schnäbeln der Legehennen oder die
Massentötung männlicher Küken, die wie Abfall behandelt werden, lässt
manchen Verbraucher nachdenklich werden, der sich sonst über niedrige
Preise für Fleisch und Eier nur zu gern freut. Denn auch
Billigfleisch und Billigeier haben ihren Preis, den bezahlen zum Teil
die Nutztiere über die Haltungsbedingungen. Dabei geht es nicht um
eine romantische Idealisierung der Bauernhöfe vor einhundert Jahren.
Aber es geht um eine artgerechte Haltung, die die Achtung vor jedem
Nutztier als Lebewesen einschließt. Insofern hat die
Agrarministerkonferenz in Cottbus kleine Schritte in die richtige
Richtung unternommen. Auch wenn noch kein fester Termin verbindlich
fixiert wurde, die Ländervertreter waren sich darin einig, dass mit
dem Schnäbelbeschneiden und Küken-Massentötungen so schnell wie
möglich Schluss sein muss. Und dass aus Deutschland kein Geld für
Anlagen im Ausland kommen soll, die nach europäischem Standard nicht
genehmigungsfähig wären. Das Thema Tierschutz wird ganz sicher auch
auf den nächsten Agrarministertreffen eine Rolle spielen. Denn die
Größe der Anlagen, in denen Hühner, Schweine und Rinder gehalten
werden, wächst. Doch gleichzeitig steigt die Zahl der Verbraucher,
die sich nicht nur über Lebensmittelpreise Gedanken machen, sondern
auch über die Herkunft dessen, was auf ihrem Teller liegt.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
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