vdp sieht anhaltende Belebung im Immobilienkreditgeschäft der Pfandbriefbanken
Geschrieben am 07-04-2014 |
Berlin (ots) -
- Verbandspräsident Jan Bettink: Institute haben sich weitgehend
auf die neue Normalität nach der Finanzkrise eingestellt und
Geschäftsmodelle an veränderte Rahmenbedingungen angepasst
- Weiterhin positive Entwicklung im Aktivgeschäft und leicht
steigender Pfandbriefabsatz im laufenden Jahr erwartet
- vdp komplettiert Preisindexfamilie - Preisentwicklung auf dem
deutschen Immobilienmarkt erstmals in einer Kennzahl aggregiert
Das Immobilienfinanzierungsgeschäft der deutschen Pfandbriefbanken
hat sich im Verlauf des zurückliegenden Jahres spürbar belebt und
wird sich nach Einschätzung des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken
(vdp) auch im laufenden Jahr positiv entwickeln. Grund dafür ist
neben einer gestiegenen Nachfrage nach Krediten auch die weitgehende
Anpassung der Institute an das nach der Finanzkrise fundamental
veränderte Markt- und Regulierungsumfeld. "Die Pfandbriefbanken
stellen sich mehr und mehr auf die neue Normalität ein. Sie haben
ihre Kapitalbasis gestärkt und sowohl ihre Geschäftsmodelle als auch
ihre Geschäftspolitik, sofern notwendig, an die veränderten
Rahmenbedingungen angepasst. Damit haben sie die Voraussetzungen
dafür geschaffen, auch unter den neuen Vorzeichen nachhaltig
erfolgreich zu sein und ihrer volkswirtschaftlichen Rolle als
zuverlässiger Finanzierungspartner ihrer Kunden auch in Zukunft
gerecht werden zu können", erklärte vdp-Präsident Jan Bettink.
Im vergangenen Jahr stiegen die Darlehenszusagen in der
Immobilienfinanzierung auf 101,3 Mrd. Euro; das entspricht einer
deutlichen Zunahme um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die
Neuzusagen in der Wohnimmobilienfinanzierung legten dabei um 8,0
Prozent auf 48,2 Milliarden Euro zu. In der
Gewerbeimmobilienfinanzierung stieg das Neugeschäft sogar um 10,3
Prozent auf 53,1 Milliarden Euro. Dabei beschleunigten sich die
Zuwächse in beiden Kategorien im Jahresverlauf deutlich. Demgegenüber
setzte sich in der Staatsfinanzierung die seit Jahren zu beobachtende
Konsolidierung auch 2013 fort: Die Darlehensneuzusagen sanken von
21,7 Mrd. Euro im Jahr 2012 auf 19,1 Mrd. Euro; das entspricht einem
Rückgang um 12,1 Prozent. Allerdings zeigt sich zunehmend, dass das
Staatsfinanzierungsgeschäft, das durch die regulatorischen
Veränderungen besonders betroffen ist, auch auf dieser Basis eine
gute Zukunft hat, vor allem in Form einer Re-Fokussierung auf das
traditionelle Geschäft mit deutschen Kunden.
Leicht steigender Pfandbriefabsatz im laufenden Jahr erwartet
Eine fortschreitende Normalisierung ist auch auf der
Refinanzierungsseite zu beobachten. Dies drückt sich etwa in der
wieder problemlos möglichen Platzierung unbesicherter
Bankschuldverschreibungen aus, die während und unmittelbar nach der
Finanzkrise weitgehend zum Erliegen gekommen war. Im vergangenen Jahr
haben sich die Renditeaufschläge unbesicherter
Bankschuldverschreibungen im Vergleich zu gedeckten
Bankschuldverschreibungen weiter eingeengt. Emissionen wurden für die
Institute dadurch zunehmend attraktiv.
Für die Pfandbriefbanken bedeutet dies, dass sie - bis auf
Verbriefungen - den jeweils gewünschten Mix der
Refinanzierungsinstrumente wieder individuell steuern können. Der
Pfandbrief ist dabei für immer mehr Institute ein strategisch
wichtiges Refinanzierungsinstrument. Im vergangenen Jahr stieg die
Zahl der Institute mit einer Pfandbrieflizenz auf 79, im laufenden
Jahr dürften weitere Institute hinzukommen. Dennoch sank - nicht
zuletzt aufgrund der reichlich vorhandenen Zentralbankliquidität -
das Neuemissionsvolumen. Insgesamt beliefen sich die Neuemissionen
auf 49,5 (56,5) Mrd. Euro. Davon entfielen 33,6 (38,5) Mrd. Euro auf
Hypothekenpfandbriefe, 15,6 (14,3) Mrd. Euro auf Öffentliche
Pfandbriefe und 0,3 (3,2) Mrd. Euro auf Schiffspfandbriefe.
Vom Gesamtumlauf in Höhe von 452,2 (Vorjahr: 524,9) Mrd. Euro per
31. Dezember 2013 entfielen gut 44 (41) Prozent auf
Hypothekenpfandbriefe. Nach wie vor ungebrochen ist die positive
Entwicklung bei großvolumigen Emissionen. Im vergangenen Jahr gab es
26 (2012: 25) solcher Emissionen mit einem Gesamtvolumen von 16,6
(14,5) Mrd. Euro. Auch 2013 hatte kein anderer Covered Bond-Markt
eine vergleichbare Zahl großvolumiger Emissionen vorzuweisen. Die
Benchmark-Position des Pfandbriefs kommt auch im nach wie vor
vorhandenen Renditeabstand zu ähnlichen Papieren aus anderen Ländern
zum Ausdruck. So müssen ausländische Covered Bond-Emittenten ihren
Investoren trotz der im Zuge der allgemeinen Beruhigung der
Kapitalmärkte weiter eingeengten Spreads immer noch signifikante
Aufschläge im Vergleich zum Pfandbrief bieten.
Für das laufende Jahr erwartet der vdp auf Basis einer Umfrage
unter seinen Mitgliedern einen leichten Anstieg des
Neuemissionsvolumens auf 52,5 Mrd. Euro, getragen vor allem von einem
deutlichen Anstieg des Absatzes von Hypothekenpfandbriefen.
"Der Pfandbrief ist in den letzten Jahren für immer mehr Institute
ein wichtiges Element im Rahmen eines nachhaltigen Refinanzierungsmix
geworden. Dabei spielt auch die Wertschätzung eine Rolle, die der
Pfandbrief durch zahlreiche Privilegierungen bei der Umsetzung
aktueller Regulierungsvorhaben erfahren hat", erklärte vdp-Präsident
Jan Bettink.
Noch offene Fragen bei der künftigen Regulierung
Das künftige Regulierungsumfeld für die Pfandbriefbanken und den
Pfandbrief hat sich im Laufe des vergangenen Jahres zunehmend
konkretisiert, so dass die Auswirkungen der neuen bzw. künftigen
Regulierung auf einzelne Geschäftsarten und die Geschäftsmodelle
insgesamt inzwischen für die Institute weitgehend quantifizierbar
sind. Gleichwohl gibt es auf EU-Ebene noch reichlich
Herausforderungen, insbesondere im Vorfeld der Übernahme der
EZB-Aufsicht - so Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp. Als
Beispiele nennt er insbesondere die Gefahr, dass wichtige Spezifika
nationaler Covered Bond-Gesetze nicht berücksichtigt werden sowie das
Risiko möglicher Verwerfungen auf den Finanzmärkten aufgrund der
laufenden EZB-Prüfungen und der anstehenden Stresstests.
Der Verband setzt sich derzeit insbesondere dafür ein, dass
Pfandbriefe in angemessener Weise als Liquiditätspuffer bei der
Liquidity Coverage Ratio (LCR) berücksichtigt werden und dass der
hohe Qualitätsstandard des Pfandbriefs im Zuge einer möglichen
Harmonisierung des europäischen Covered Bond-Rechts nicht
beeinträchtigt wird.
Auf nationaler Ebene richtet sich das Augenmerk nach dem
Inkrafttreten der jüngsten Novelle des Pfandbriefgesetzes zum
Jahresbeginn, die vor allem erweiterte Transparenzpflichten für die
Emittenten von Pfandbriefen gebracht hat, auf die bereits in
Vorbereitung befindliche nächste Novelle.
"Für uns haben die permanente Verbesserung der Qualität des
Pfandbriefs sowie die angemessene Berücksichtigung seiner Spezifika
bei allen Gesetzes- und Regulierungsvorhaben absolute Priorität, sei
es auf nationaler oder auf europäischer Ebene. Auf diese Weise
sichern wir sowohl die ungebrochen hohe Akzeptanz des Pfandbriefs bei
Investoren als auch seine Attraktivität für die Emittenten dauerhaft
ab. Bisher ist uns das gelungen, und wir werden alles daran setzen,
dass dies auch in Zukunft so bleibt", erklärte Jens Tolckmitt.
Preisindex für deutschen Immobilienmarkt komplettiert
Neben der Vertretung der Pfandbrief-Interessen im politischen Raum
und bei der Begleitung von Regulierungsvorhaben steht der vdp seinen
Mitgliedern auch in vielfältiger Weise als Servicepartner zur
Verfügung, etwa bei der Beratung in pfandbriefrechtlichen Fragen oder
der Beurteilung der Deckungsfähigkeit von Kreditengagements.
Besonderer Schwerpunkt des auf die praktische Unterstützung der
Mitgliedsbanken ausgerichteten Teils der Verbandsarbeit war in der
jüngeren Vergangenheit der Ausbau der Immobilienkompetenz des vdp. So
ermöglicht die im Jahr 2010 vorgestellte "vdp-Transaktionsdatenbank"
die Betrachtung der Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt - sowohl
für Deutschland insgesamt als auch für die einzelnen regionalen und
objektartspezifischen Teilmärkte. Mittlerweile ist die Zahl der
einliefernden Institute auf 260 gewachsen, die Datenbank umfasst
heute rund 2,1 Mio. Datensätze tatsächlicher Transaktionen. Sie
enthält Informationen auf der Ebene einzelner Immobilien - neben
Kaufpreisen und Mieten, Angaben zu den wertbeeinflussenden
Eigenschaften - und kann so den teilnehmenden Kreditinstituten
wertvolle Entscheidungshilfen bei der Kreditvergabe liefern.
Die Transaktionsdatenbank ist zugleich Grundlage für die vom vdp
errechneten Immobilienpreisindizes für den deutschen Immobilienmarkt.
Die vdp-Indexfamilie, die vor vier Jahren mit Preisindizes für selbst
genutztes Wohneigentum gestartet war, wurde seither sukzessive um
Teilindizes für Büroimmobilien und Mehrfamilienhäuser erweitert. Mit
der Veröffentlichung neuer Preisindizes für Einzelhandelsimmobilien
ist die Indexfamilie nun komplett. In ihrer letzten Ausbaustufe kann
sie sowohl die Preisentwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt
("Preisindex Wohnen") als auch auf dem Gewerbeimmobilienmarkt
("Preisindex Gewerbe") abbilden. Zudem ermöglicht sie die aggregierte
Darstellung beider Sammelindizes in einem "Preisindex Immobilienmarkt
Deutschland".
"Mit der Komplettierung unserer Indexfamilie ist es erstmals
möglich, auf Grundlage echter Transaktionen die Preisentwicklung auf
dem deutschen Immobilienmarkt in einer einzigen Kennzahl aggregiert
darzustellen. Damit leistet der vdp einen wichtigen Beitrag zur
Verbesserung der Transparenz auf dem deutschen Immobilienmarkt", so
Jens Tolckmitt.
Pressekontakt:
Dr. Helga Bender
E-Mail bender@pfandbrief.de
Tel. (0 30) 2 09 15 - 330
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