Börsen-Zeitung: Zur Sache bitte! Kommentar zum IWF von Mark Schrörs
Geschrieben am 08-04-2014 |
Frankfurt (ots) - Wenn ein Jubilar seinen 70. Geburtstag
zelebriert, gibt es meist viele warme Worte und Geschenke. Im Fall
des Internationalen Währungsfonds (IWF), der wie die Weltbank dieses
Jahr 70 wird, ist das etwas anders: Vor der IWF-Frühjahrstagung Ende
dieser Woche gab es zuletzt vor allem seitens einiger
Euro-Notenbanker beißende Kritik am Fonds, und so mancher von ihnen
reist mit einigem Frust statt Geschenken nach Washington.
Schuld daran ist die Debatte, ob der Eurozone eine Deflation droht
und die EZB alle Geldschleusen öffnen sollte. IWF-Chefin Christine
Lagarde und EZB-Präsident Mario Draghi haben sich in der Frage gar
öffentlich beharkt. Das ist nicht gut und beide Seiten sollten die
Sache nicht weiter eskalieren - sonst nehmen am Ende alle Schaden.
Der IWF attestiert der Eurozone ein erhebliches Risiko einer
Deflation - so steht es auch im neuen Weltwirtschaftsausblick. Das
schmeckt nicht jedem, und es gibt tatsächlich vieles, was gegen diese
Einschätzung spricht. Der IWF ist aber eine, wenn nicht die
wichtigste Institution der Weltwirtschaft und nach der Krise
zusehends als Frühwarnsystem gefragt: Es ist sein gutes Recht, zu
warnen. Genauso richtig ist aber, dass er die Weisheit nicht mit
Löffeln gegessen hat. Eine interne Untersuchung hat jüngst ergeben,
dass er mit seinen Prognosen - wie andere auch - öfter mal
danebenliegt.
Auf der anderen Seite haben die Euro-Währungshüter jedes Recht auf
eine andere Sicht der Dinge. Es gibt viele gute Gründe dafür, warum
die Inflation aktuell niedrig ist, und dagegen, dass das ein Vorbote
einer Deflation ist. Richtig ist aber auch, dass der IWF etwa das
Ausmaß der Finanzkrise früh erahnt hatte. Es macht deshalb nun Sinn,
sich den Argumenten des IWF in Sachen Deflation zu stellen und sie zu
entkräften, statt die Einwürfe etwas dünnhäutig abzutun.
Beide Seiten sollten sich nun auf jeden Fall darauf besinnen, was
den IWF auch gegenüber anderen internationalen Organisationen
auszeichnet: die sachliche Zusammenarbeit. Sonst drohen nicht nur
beide an Reputation einzubüßen. Es bestünde auch die Gefahr, dass die
Fortschritte, die es - bei allen bestehenden Risiken - im Euroraum
eben auch gibt, überschattet werden. Daran kann keinem gelegen sein.
Zudem drohte der Streit zu verdecken, dass es auch andernorts
Probleme und Risiken gibt: in vielen Schwellenländern, in Japan, aber
auch in den USA. Den Verantwortlichen dort würde das zupasskommen.
Aber sie dürfen nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Es gibt
noch viel zu tun, ehe die Weltwirtschaft aufatmen und feiern kann.
Pressekontakt:
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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