Lausitzer Rundschau: Kritik aus Prinzip
Zum Frühjahrsgutachten der Forschungsinstitute
Geschrieben am 10-04-2014 |
Cottbus (ots) - Prognosen sind bekanntlich riskant, weil sie die
Zukunft betreffen. Und es wird nicht besser, wenn man einfach
widersprüchliche abgibt, wie die deutsche Wirtschaftsforscher-Elite
in ihrem aktuellen Frühjahrsgutachten. Einerseits wird darin wegen
des geplanten Mindestlohns ein massenhafter Arbeitsplatzverlust
vorhergesagt. Andererseits attestiert man dem Arbeitsmarkt weiter
eine bemerkenswerte Robustheit. Die Wahrheit ist: Auch der
ökonomische Sachverstand stochert im Nebel, wenn es um mögliche
Auswirkungen einer flächendeckenden Lohnuntergrenze geht. Was die
Experten übrigens auch selbst einräumen. Schon deshalb wäre es besser
gewesen, sich mit markigen Zahlen zurückzuhalten. Zumal der positive
Gesamtbefund über die wirtschaftliche Lage in merkwürdigem Kontrast
dazu steht. Es bleibt der Eindruck, dass der Kassandra-Ruf der
Wirtschaftsforscher in Sachen Mindestlohn aus Prinzip erschallt. Aus
ideologischen Motiven, mit denen die Wissenschaftler auch jeden
Tariflohn verdammen könnten. Gewiss ist der Mindestlohn ein gewagter
Feldversuch. Aber die deutsche Wirtschaft ist ungleich stärker als
noch vor ein paar Jahren. Fest steht außerdem, dass eine miese
Bezahlung leider zum Geschäftsmodell nicht weniger Betriebe geworden
ist. Der Markt kann solche Auswüchse nicht selbst heilen. Also muss
der Gesetzgeber ran. Den Ökonomen ist allerdings zuzustimmen, wenn
sie die Regierung mahnen, die künftigen Anpassungen des Mindestlohns
immer auch unter dem Aspekt der Beschäftigungswirkung zu sehen. In
wirtschaftlich schwierigen Zeiten könnte das auch eine Absenkung der
Lohnuntergrenze bedeuten, was dann ebenfalls frei von ideologischen
Scheuklappen zu diskutieren wäre.
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Lausitzer Rundschau
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