DER STANDARD - Kommentar: "Belohnung mit Augenmaß" von Bettina Pfluger
Geschrieben am 14-04-2014 |
Ausgabe vom 15/4/2014)
Wien (ots) - Privataktionäre kann man in Österreich mit der Lupe
suchen. Nur wenige Prozent der Bevölkerung wagen diese Form der
Unternehmensbeteiligung. Zu groß ist vielen das Risiko der
Kursschwankung, zu stark die Angst vor dem Verlust des eingesetzten
Kapitals. Dass sich mit Aktien auch gut verdienen lässt, haben die
vergangenen Jahre aber deutlich gezeigt. Und wer sich für jene
Papiere entscheidet, die eine Dividende ausschütten, bekommt auch
noch einen Bonus für Mut und Treue. Dass Unternehmen ihre jährliche
Ausschüttung erhöhen, obwohl die Gewinne sinken, muss allerdings
hinterfragt werden. Warum sollen Aktionäre einen Bonus bekommen, wenn
im Betrieb Sparpakete geschnürt und Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze
gebracht oder die Konzerne wegen anderer Probleme umgebaut werden
müssen? Wäre es nicht klüger, dass Unternehmen Kapitalpolster
aufbauen, Liquidität sichern, Mitarbeiter behalten oder umschulen
anstatt wegen Kostendrucks zu kündigen - um dann die Aktionäre zu
belohnen? Investitionen in Forschung und Entwicklung wären ebenfalls
ein Ansatz, um im Wettbewerb langfristig eine Rolle spielen zu
können. Auch das würde Aktionären zugutekommen - sogar langfristig.
Ja, die Zufriedenstellung der Anteilseigner ist ein wichtiger Punkt,
sie stellen schließlich ihr Geld zur Verfügung. Eine Belohnung um
jeden Preis, nämlich auf Kosten der Substanz des Unternehmens,
rechtfertigt dies aber nicht.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
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