Aachener Nachrichten: Kommentar
Armutsfalle Mini-Job
Gutachten zur sozialen Lage bietet realen Blick
Geschrieben am 24-04-2014 |
Aachen (ots) - Der Paritätische Gesamtverband warnt vor einer
wachsenden sozialen Spaltung in Deutschland. Auf den ersten Blick
will dieser Vorwurf nicht zu den Zahlen passen, mit denen die
Bundesrepublik in den vergangenen Monaten auftrumpfte. 300 Millionen
Euro mehr eingenommen als ausgegeben haben Bund, Länder, Gemeinden
und Sozialversicherungen im vergangenen Jahr. Über etwa 30 Milliarden
Euro an Reserven verfügten Krankenkassen und Gesundheitsfonds zum
Ende des Jahres, bei 32 Milliarden Euro lag die Rücklage der
Rentenversicherung. Als einziges Land in der Eurozone hat Deutschland
2013 einen Haushaltsüberschuss erzielt. Zu guter Letzt ist die Zahl
der Arbeitslosen deutlich zurückgegangen. Wissenschaftler der Agentur
für Arbeit erwarten, dass sie im Laufe des Jahres weiter sinkt.
Und jetzt behauptet der Sozialverband, die Schere zwischen Arm und
Reich klaffe weiterhin dramatisch auseinander. Unkenrufe notorischer
Miesmacher oder realitätsferner Sozialromantiker, die so etwas
schließlich immer behaupten? Mitnichten. In seinem Gutachten mit dem
Titel " Das Soziale - in der Krise?" schaut der Paritätische ganz
genau hin. Und kommt ebenfalls zu der Erkenntnis, dass Deutschlands
Wohlstand wächst. Allerdings profitieren davon auch immer weniger
Menschen.
Am deutlichsten wird das an der Realität auf dem Arbeitsmarkt. Vom
Jobwunder und einer Belebung durch den brummenden Konjunkturmotor war
in den vergangenen Monaten gerne die Rede. Tatsächlich ist aber vor
allem eins erkennbar: ein deutlicher Trend, dass der Anteil
sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung abnimmt. Mini-
und Midi-Jobs, jahrelange Leiharbeit, befristete Verträge und
unfreiwillige Teilzeitarbeit sind längst keine Ausnahmen mehr. Es
sind Armutsfallen, denen oft nur schwierig zu entkommen ist. Denn, so
heißt es ja gerne: immer noch besser so einen Job als keinen. Und das
wissen eben auch die Arbeitgeber. Die wiederum tun nichts anderes,
als die Möglichkeiten zu nutzen, die ihnen das Gesetz bietet.
Das wahre Gesicht des "Jobwunders" zeigt sich wesentlich besser am
Arbeitsvolumen als an den Arbeitslosenzahlen. Laut Statischem
Bundesamt ist die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden
innerhalb von zwölf Jahren kaum gestiegen: 2000 lag sie bei 57,7
Milliarden, 2012 bei 58 Milliarden. Das Wunder ist also eher ein
Märchen. Gut, dass Sozialverbände nicht müde werden, darauf
hinzuweisen.
Pressekontakt:
Aachener Nachrichten
Redaktion Aachener Nachrichten
Telefon: 0241 5101-388
an-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
524051
weitere Artikel:
- Landeszeitung Lüneburg: "Energiewende ist ein gutes Erbe" / Ministerpräsident Stephan Weil (SPD): "Die nächsten Generationen profitieren von sinkender Importabhängigkeit" Lüneburg (ots) - Noch steht die jüngste Reform des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) nicht im Bundesgesetzblatt, aber
Bund und Länder konnten sich zu einem Kompromiss zusammenraufen. Das
Kabinett hat einen Entwurf verabschiedet. Niedersachsens
Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) sieht einen "echten
Fortschritt", weil die EEG-Umlage drei Jahre lange nicht erhöht wird.
"Stetig steigende Strompreise waren Gift für die Energiewende." Nach
2019 will Weil zudem den Soli in andere Kanäle leiten:
"Entwicklungsbedarf haben viele Regionen, mehr...
- WAZ: Schichten ändern für die WM? Contra-Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Dass König Fußball nicht nur im einfältigen
70er-Schlager die Welt regiert, kann man daran erkennen, dass die
sonst so sittenstrenge nordrhein-westfälische Landesregierung für die
Zeit der Weltmeisterschaft in Brasilien die Lärmschutzregeln lockert.
Trotz Zeitverschiebung sollen freudetrunkene Fans nachts im
Biergarten Samba tanzen können. Wie groß muss aber erst die
gesellschaftliche Relevanz eines Sportereignisses sein, dass nun
ernsthaft über fußballfreundliche Arbeitszeiten diskutiert wird?
Obwohl seit Jahrzehnten mehr...
- WAZ: Schichten ändern für die WM? Pro-Kommentar von Frank Lamers Essen (ots) - Wenn der Ball bei der Weltmeisterschaft in Brasilien
rollt, sollten in Deutschland selbstverständlich nicht alle Räder
still stehen. Nicht einmal dann, wenn es der hartgesottene
Fußball-Fan so will. Was aber ist gegen Arbeitszeiten vorzubringen,
die sich ein bisschen einschmiegen in das Programm? Bei einer WM
handelt es sich schließlich nicht um eine Sause, nach der die Köpfe
dröhnen. Eine WM ist die Krönungsfeier des Fußballs. Und Fußball, das
ist der Sport, dem in Deutschland überragendes Interesse
entgegengebracht mehr...
- WAZ: Wohlstand - längst nicht für jeden. Kommentar von Christian Kerl Essen (ots) - Die Konjunktur brummt, die Löhne steigen, die
Regierung plant Rentenwohltaten - und da klagen Experten über eine
wachsende soziale Spaltung? Auf den ersten Blick erscheint das
Jahresgutachten zur sozialen Lage als realitätsferne Miesepetrigkeit.
Nicht jeder Minijob taugt als Beleg für eine soziale Kluft, und auch
die Aussagekraft der Armutsquote ist umstritten. Dennoch, zum guten
Teil haben die Kritiker mit ihrem Befund leider recht: Der Wohlstand
wächst zwar, erstaunlich viele aber profitieren davon nicht. Trotz
steigender mehr...
- DER STANDARD-Kommentar: "Mit denen kann man's ja machen" von Lisa Nimmervoll Eltern und Kinder sind viel bequemere Sparopfer im
Schulbereich als die Länder (Ausgabe ET 25.4.2014)
Wien (ots) - Es ist eine Schleife des Grauens, in der die
österreichische So-als-ob-Bildungspolitik zurzeit läuft. Eine
verheerende "Sparidee" für die Schulen löst die andere ab - und die,
die das verantworten, finden es wunderbar und gehen zufrieden
auseinander. Motto: Gutgegangen, nix geschehen, wieder einmal
davongekommen.
Die jüngste Ungeheuerlichkeit ereignete sich beim "Schulgipfel",
den Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|