Weltwirtschaft mit umgekehrten Vorzeichen / Deloitte Global Economic Outlook: Industrieländer erholen sich, Schwellenländer straucheln
Geschrieben am 30-04-2014 |
München (ots) - Der aktuelle Global Economic Outlook von Deloitte
für das zweite Quartal 2014 zeigt eine Trendumkehr: Während die
Industrieländer deutliche Zeichen der wirtschaftlichen Erholung
zeigen, sehen sich die aufstrebenden Märkte erheblichen
Herausforderungen ausgesetzt, die für geringere Zuwachsraten sorgen.
Sowohl China als auch Indien müssen strukturelle Probleme bewältigen.
In China stehen das Schattenbanksystem, eine verstärkte Hinwendung zu
marktwirtschaftlichen Prinzipien im Finanzwesen und die
Konvertierbarkeit der Währung im Fokus sowie die Entscheidung
zwischen Wachstum und Stabilisierung. In Indien spielen die
anstehenden Wahlen, die Inflation und die schlechte Infrastruktur
eine zentrale Rolle. Auch Russland und Brasilien sind weit von
früheren Wachstumsraten entfernt. Auf der anderen Seite erholt sich
die EU bzw. die Euro-Zone - wenn auch in unterschiedlicher
Geschwindigkeit. Vergleichsweise gut sind die Perspektiven für die
USA: Hier stehen alle Zeichen auf eine nachhaltig positive
Entwicklung. Weniger Grund zum Optimismus hat Japan - die aktuellen
Werte enttäuschen.
"Die Umkehrung der Wachstumsdynamik zwischen Industrienationen und
aufstrebenden Märkten zeigt, dass die USA und Europa immer noch
Motoren der Weltwirtschaft sein können. Die langfristigen Aussichten
für die aufstrebenden Märkte bleiben positiv, der Aufholprozess wird
weitergehen, auch wenn länderspezifische Faktoren wichtiger werden",
erklärt Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Deutschland bei
Deloitte.
Euro-Zone: zwei Geschwindigkeiten, eine Richtung
Die Euro-Zone setzt ihren Erholungskurs fort. Zwar mangelt es
nicht an potenziellen Risiken wie die teilweise immer noch prekäre
Finanzlage einiger Mitglieder, die schwache Kreditnachfrage und die
geringe Investitionsneigung. Dennoch scheint sich die Zone seit Q3
2013 auf moderatem Wachstumspfad zu befinden - insbesondere
Deutschland und andere nordeuropäische Länder. Die Dynamik des
Aufschwungs hängt stark von den jeweiligen Ausgangsbedingungen ab.
Dadurch bleiben die großen Unterschiede, die in der Rezession
entstanden sind, bestehen. Gerade beim "Exportweltmeister"
Deutschland fällt auf, dass die Binnennachfrage die Ausfuhren als
Konjunkturmotor abgelöst hat - für 2014 wird mit einem Wachstum von
etwa zwei Prozent gerechnet.
USA: Tempo der Erholung steigert sich
Noch deutlicher fällt die Erholung in den USA aus. Nachdem die
Querelen zwischen Regierung und Kongress weitgehend überwunden sind,
stehen die Zeichen auf Wachstum - mit einem höheren Tempo als
bislang. Dabei haben die Exporte eine ungewohnte Treiberfunktion: Sie
wachsen schneller als die Importe. Obwohl Binnennachfrage und
Inlandsinvestitionen unverändert wichtige Faktoren sind, entwickeln
sich die USA verstärkt wieder zu einer Exportnation, was zu einer
zunehmend ausgeglichenen Handelsbilanz führt. Grund ist unter anderem
die verbesserte Situation der EU als zentraler Handelspartner und die
wachsende Bedeutung von Dienstleistungsexporten.
Japan: Abenomics auf dem Prüfstand
Das Wachstum der japanischen Wirtschaft hingegen enttäuscht mit
0,7 Prozent in Q4 2013. Der Export bleibt hinter den Erwartungen
zurück, das Leistungsbilanzdefizit steigt. Im Februar 2014 wuchs der
Export um 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und damit
deutlich weniger als erwartet. Auch die Yen-Abwertung konnte den
Trend nicht stoppen - und enttäuscht bei der angestrebten Veränderung
der Inflation. Auf der anderen Seite zog die Fertigungsindustrie
Anfang 2014 unerwartet stark an, auch der Handel legte zu. Über allem
schwebt jedoch die angekündigte Steuererhöhung, die bei allen
Akteuren für Unsicherheit sorgt.
China: Stabilität hat Priorität
Die ganz hohen Wachstumsraten Chinas gehören der Vergangenheit an
- mit Billigung der politischen Führung. Diese strebt derzeit nach
stabilisierenden Reformen, insbesondere im Finanzsektor. Hier sollen
künftig mehr marktwirtschaftliche Prinzipien herrschen, auch muss das
risikoreiche Schattenbanksystem mit seiner unkontrollierten
Kreditvergabepraxis eingedämmt werden. Der Renminbi soll sich weiter
in Richtung einer frei konvertierbaren Währung entwickeln.
Indien: Schwarzer Himmel mit Silberstreif?
In Indien steht die wirtschaftliche Entwicklung im Zeichen der
bevorstehenden Parlamentswahlen, deren Ausgang für Unsicherheit
sorgt. Auch hier schrumpft das Wachstum - möglicherweise aber ist die
Talsohle erreicht oder zumindest in Sicht. Zu den größten Problemen
Indiens gehören die schwache Infrastruktur und die hohe Inflation,
weshalb der Fiskalpolitik eine Schlüsselfunktion zukommt.
Russland und Brasilien: Wachstum auf Sparflamme
Für Russland scheinen die guten Zeiten vorbei: 2013 schrumpfte das
Wachstum im dritten Jahr in Folge, in Q4 2013 lag es bei gerade mal
1,2 Prozent. Die Rohstoffexporte sinken ebenso wie die
Auslandsinvestitionen. Die Sanktionsandrohung seitens des "Westens"
trägt zur Negativentwicklung bei. Kaum besser sieht es in Brasilien
aus: Steigende Verschuldung, hohe Inflation und schwache Exporte
sowie ein Wachstum von 0,7 Prozent in Q4 2013 sind Indikatoren für
die Probleme des Landes - zuzüglich zu den sozialen Unruhen.
"In der Eurozone konsolidiert sich der Aufschwung und schließt
immer mehr Länder ein. Im Vergleich zu der vorangegangenen Rezession
sind das gute Nachrichten, allerdings verläuft der Aufschwung
kraftloser und langsamer als normal. Die Rückkehr zu stärkerem
Wachstum wird dauern, ein moderater, aber stabiler Aufwärtstrend ist
eine wichtige Grundvoraussetzung", resümiert Dr. Alexander Börsch.
Den kompletten Report finden Sie unter http://ots.de/lSPtz zum
Download.
Über Deloitte
Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate Finance
für Unternehmen und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen.
Rechtsberatung wird in Deutschland von Deloitte Legal erbracht. Mit
einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150
Ländern verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen
Leistungen und steht Kunden so bei der Bewältigung ihrer komplexen
unternehmerischen Herausforderungen zur Seite. "To be the Standard of
Excellence" - für rund 200.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies
gemeinsame Vision und individueller Anspruch zugleich.
Die Mitarbeiter von Deloitte haben sich einer Unternehmenskultur
verpflichtet, die auf vier Grundwerten basiert: absolute Integrität,
erstklassige Leistung, gegenseitige Unterstützung und kulturelle
Vielfalt. Sie arbeiten in einem Umfeld, das herausfordernde Aufgaben
und umfassende Entwicklungsmöglichkeiten bietet und in dem jeder
Mitarbeiter aktiv und verantwortungsvoll dazu beiträgt, dem Vertrauen
von Kunden und Öffentlichkeit gerecht zu werden.
Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited
("DTTL"), eine "private company limited by guarantee" (Gesellschaft
mit beschränkter Haftung nach britischem Recht), ihr Netzwerk von
Mitgliedsunternehmen und ihre verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes
ihrer Mitgliedsunternehmen sind rechtlich selbstständig und
unabhängig. DTTL (auch "Deloitte Global" genannt) erbringt selbst
keine Leistungen gegenüber Mandanten. Eine detailliertere
Beschreibung von DTTL und ihren Mitgliedsunternehmen finden Sie auf
www.deloitte.com/de/UeberUns.
© 2014 Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Pressekontakt:
Isabel Milojevic
Leiterin Presse
Tel: +49 (0)89 29036 8825
imilojevic@deloitte.de
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