DER STANDARD - Kommentar: "Musterland mit Nachholbedarf" von Conrad Seidl
Geschrieben am 05-05-2014 |
Die Kernanliegen des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens von 1984
bleiben aktuell. (Ausgabe vom 6.5.2014)
Wien (ots) - Wann haben wir zuletzt vom Waldsterben gehört? Kann
man sich ein Österreich ohne Nationalparks vorstellen? Oder eine
Donau ohne freie Fließstrecke?_Schließlich: Käme irgendjemand auf die
Idee, in Österreich ein Atomkraftwerk in Betrieb zu nehmen? Es sind
wirklich ziemlich angestaubte Themen, mit denen vor 30 Jahren das
Konrad-Lorenz-Volksbegehren gestartet wurde. Vordergründig ging es
darum, den Bau eines Donaukraftwerks in der Hainburger Au zu
verhindern, den SPÖ_und FPÖ_mit aller Gewalt und unter Beugung
internationalen Rechts durchsetzen wollten. Die Kronen Zeitung war
dagegen, aber nicht nur sie:_Eine ganze Generation fühlte sich 1984
zum Umdenken im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes verpflichtet -
und viele ältere Mitstreiter, allen voran der Namensgeber des
Volksbegehrens, führten zusammen, was sich bald als Grün-Bewegung
etablierte und seit 1986 auch im Nationalrat vertreten ist. Das
Volksbegehren wurde, der medialen Unterstützung zum Trotz, kein
großer Erfolg; 353.906 Unterschriften reichten aber aus, um einen
umweltpolitischen Aufbruch zu bewirken. Da gab es zunächst ein paar
unspektakuläre, aber sehr wirksame Maßnahmen im technischen
Umweltschutz: Der Schwefel verschwand aus dem Heizöl (und in der
Folge verschwand der saure Regen), die Auspuffe der Autos bekamen
Katalysatoren, die Kraftwerke DeNox-Anlagen. Politiker gefielen sich
darin, Kraftwerksprojekte abzusagen (das Donaukraftwerk Hainburg
wurde nicht gebaut, das AKW Zwentendorf nicht in Betrieb genommen)
und stattdessen Nationalparks zu eröffnen. Der Umweltschutz ist in
der Mitte der Gesellschaft angekommen. Keiner, auch kein Unternehmer,
stellt ihn mehr offen infrage. Dass Österreich deswegen zum
Umweltmusterland geworden wäre, ist allerdings einer jener nationalen
Mythen, die einer ernsthaften Überprüfung nicht standhalten. Noch
immer sind wichtige Biotope an den Rändern der Nationalparks nicht in
die Schutzgebiete einbezogen - und es scheint niemanden ernsthaft zu
stören, nicht einmal beim Nationalpark Donauauen, mit dem die
Diskussion vor 30 Jahren begonnen hat. In der Energiepolitik, die ja
den Überbau zur damaligen Kraftwerksdiskussion darstellen sollte, ist
man über einige ambitionierte Projekte in der thermischen Sanierung
und der Nutzung von Biomasse nicht hinausgekommen - der vor 30 Jahren
noch nicht als Problem erkannte Klimawandel wird de facto als
unabwendbar hingenommen. Ansätze für ökosoziale Steuerreformen werden
heute ebenso zerredet wie vor drei Jahrzehnten. Und wenn es an den
Kern des Geschäfts mit umweltbelastender Produktion geht, ist die
Konfrontation zwischen Unternehmen und Umweltschützern so hart wie eh
und je - was sich zuletzt etwa in der Klage der Voest gegen ihre
Kritiker im Umweltdachverband manifestiert hat. Was 1984 niemand
geahnt hat (und auch heute viele noch nicht wahrhaben wollen): Die
Umweltschützer haben ausgerechnet in der EU einen Partner gewonnen,
der sich eben nicht nur für die Interessen der Wirtschaft einsetzt.
Es ist - zum Beispiel bei der Schwarzen Sulm oder bei der Isel -
gerade die EU, die die Republik Österreich dazu zwingt, ihre
Schutzfunktion für Gewässer und Landschaften, für Tiere und Pflanzen
auch wahrzunehmen. Die Anliegen des Volksbegehrens sind noch nicht
umgesetzt.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
525628
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Jean-Claude Juncker warnt vor Demokratie-Krise in Europa Bielefeld (ots) - Jean-Claude Juncker, christdemokratischer
Spitzenkandidat bei der Europawahl, warnt die Staats- und
Regierungschefs der EU-Staaten davor, sich auf einen
Kompromisskandidaten für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten zu
einigen.
"Wenn der Europäische Rat keinen der beiden Spitzenkandidaten
benennen sollte, käme es zu einer institutionellen Krise in Europa,
und zwar zwischen Rat und Parlament, die die Europäische Union auf
Monate ihrer Handlungsfähigkeit berauben könnte. Außerdem könnte es
sich zu einer Demokratie-Krise mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Die Rentenreform schafft mehr Probleme, als sie löst =
von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Diskussionen werden normalerweise dann
langweilig, wenn alles gesagt wurde, aber nicht von jedem. Im Streit
um die Rentenreform der großen Koalition ist das ausdrücklich anders.
Sie hat gestern Fahrt aufgenommen, obwohl sattsam bekannte Argumente
aufs Tapet kamen. Wenn aber Arbeitgeberverbände und der Deutsche
Gewerkschaftsbund sich an ein und demselben Tag aufschwingen, dieser
Reform den Kampf anzusagen, dann ist das schon etwas Besonderes.
Dabei ist es noch nicht einmal störend, dass die einzelnen
Gruppierungen mehr...
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Edathy Frankfurt/Oder (ots) - Der Verdacht scheint sich zu bestätigen,
dass sich Edathy mit den bisher beschlagnahmten, straffreien
Aufnahmen nicht begnügt hat. Und was macht der Abgetauchte? Er führt
sich als verfolgte Unschuld auf, legt Beschwerde ein, zieht bis vors
Verfassungsgericht. Das ist sein gutes Recht, wirkt aber mit jedem
Schritt und im Lichte der neuesten Ermittlungsergebnisse immer
unglaubwürdiger. Was die Staatsanwaltschaft nun eine neue Front
eröffnen lässt, ist der Verdacht, dass diese Ergebnisse an die
Öffentlichkeit mehr...
- Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Einheitskosten Frankfurt/Oder (ots) - Fakt ist: Es ist eine Menge Geld von West
nach Ost geflossen. Die Frage ist allerdings, welchen Effekt das
hatte. Dass dieses Geld vieles beschleunigt hat, lässt sich leicht
erkennen, wenn man die Entwicklung in den ehemaligen "Bruderländern"
der DDR in Osteuropa verfolgt, wo kein reicher Landesteil als
Zahlmeister zur Verfügung stand - sondern nur Brüssel. Und so gibt es
in den längst nicht mehr so neuen Ländern tatsächlich erfreuliche
Entwicklungen: Die jahrelange Abwanderung ist faktisch gestoppt, die
Wirtschaft mehr...
- Das Erste, Dienstag, 6. Mai 2014, 5.30 - 9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.05 Uhr, Andrea Nahles, SPD, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales, Thema: Rentenpaket
8.05 Uhr, Gesine Lötzsch, Die Linke, Vorsitzende des
Haushaltsausschusses des Bundestages, Thema: Steuer
8.35 Uhr, Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler,
Thema: Kalte Progression
Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7101
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|