Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Europawahl/TV-Duell
Geschrieben am 08-05-2014 |
Stuttgart (ots) - Die wichtigste Erkenntnis dieser Fernsehpremiere
wird erst am Freitag vorliegen: Wie viele Zuschauer haben das erste
TV-Duell zu einer Europawahl gesehen? Bisher nämlich drängt sich der
Eindruck auf, dass die Wahl auch nach Jahren der Eurokrise und
ständiger Beschäftigung mit "Brüssel" wieder kein Gassenhauer wird.
Dies schließlich soll das Experiment, Spitzenkandidaten für das Amt
des EU-Kommissionschefs aufzustellen, ändern.
Uninteressant war die Debatte wegen der zwei verschiedenen
Charaktere nicht. Gesehen haben die Zuschauer aber kein Duell, da
sich die Kandidaten politisch in vielen Punkten einig sind - ob es
nun um die Ukraine, Einwanderung, Bürokratieabbau oder Freihandel mit
den USA ging. Die größten Unterschiede waren bei der
Krisenbewältigung erkennbar. Der SPD-Mann Martin Schulz setzt auf
Investitionsprogramme, der Christdemokrat Jean-Claude Juncker auf
Etatdisziplin und Reformen.
Auch das ist ein Experiment: Goutieren die Wähler diesen live
ausgestrahlten Brüsseler Politikstil, der Konsens zwischen 28 Staaten
sucht, oder wenden sie sich entsetzt vom vermeintlichen Einheitsbrei
ab? Das eigentliche Duell bei dieser Wahl heißt nicht Schulz gegen
Juncker. Es findet statt zwischen denen, die die EU abgeschrieben
haben, und jenen, die die Hoffnung auf ein besseres Europa nicht
aufgeben wollen.
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Stuttgarter Zeitung
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