Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Erdogan
Geschrieben am 16-05-2014 |
Bielefeld (ots) - Diesmal kann Recep Tayyip Erdogan weder
versuchen, Facebook abzuschalten, noch den Volkszorn auf ausländische
Verschwörer lenken. Das Grubenunglück von Soma entlarvt den
türkischen Premier klarer denn je. Die landesweiten Unruhen
ausgehend vom Gezi-Park, die staatsstreichähnlichen Säuberungen bei
Polizei und Justiz, selbst massive Korruptionsvorwürfe haben ihm die
Anhänger von der AKP durchgehen lassen. Sein antimodernistischer
Populismus soll bei der angeblich rückständigen Landbevölkerung sogar
mehrheitsfähig gewesen sein. Das behaupteten jedenfalls türkische
Gesellschaftsforscher. Jetzt schlägt der scharfe Wind zwischen
Bosporus und syrischer Grenze radikal um. Der Wüterich steht als
Schinder des kleinen Mannes da. Erdogan sollte das Bad im Zorn der
Straßen von Soma eine Lehre sein. Ob ihn die Menge lynchen wollte und
er deshalb in einen Laden floh, oder ob der ausgerastete Sultan einen
Mann dorthin verfolgte, ihn als »israelische Brut« beschimpfte und
ohrfeigte, ist egal. Das eine ist so schlimm wie das andere. Vom
Alten Fritz wird erzählt, er habe auf Berliner Boulevards unbotmäßige
Bürger geprügelt mit den Worten: »Ihr sollt mich lieben.« Häufiger
als gemeinhin bekannt umgeben Schläge, Tritte und wüste Gewalt auch
Erdogans öffentliche Auftritte. Zum einen schützt er sich vor dem
echten Volk stets mit Anhängern, die per Bus herangekarrt werden. Die
sorgen schon dafür, dass Zwischenrufer von der Masse zum Schweigen
gebracht werden. Erdogan und seine gemeingefährlichen Leibwächter
sind Raufereien gewohnt, egal wo sie auftreten. Kritiker werden
schnell wegverhaftet, zur Not auch öffentlich geprügelt. Unterschiede
zwischen Frau und Mann, Kind oder Greis werden nicht gemacht. Auch
wer schon einmal beobachtet hat, wie sich türkische Pressefotografen
balgen, wenn nur die Limousine des Ministerpräsidenten irgendwo
vorfährt, spürt die Aura der Gewalt, mit der sich dieser Herrscher
umgibt - und wie er sie ganz offensichtlich auch genießt. Wenn
Erdogan über die schwerste Industriekatastrophe in der Geschichte
seines Landes stürzen sollte, was noch nicht ausgemacht ist, dann
geschieht das auch, weil er nur wie ein Soldatenkönig herrschen kann
oder gar nicht. Zur Brutalität gesellt sich Dummheit. Erdogans
freiwilliges Eingeständnis, türkische Kohlengruben seien auch nicht
besser als englische im 19. Jahrhundert, war der entscheidende
Fehler. Je mehr technische Unzulänglichkeiten, mangelnde
Sicherheitskontrollen und korrupte Aufsichtsbehörden nach der
Katastrophe in den Blickpunkt geraten, um so enger wird es für
Erdogan und seine Clique. Er kann nicht mehr mit »Kismet«
argumentieren, also Allah und das Schicksal bemühen, wenn sein Nimbus
gebrochen ist. Erdogan hat fertig.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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