Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Christine Straßer zur Woche der Justiz in Bayern
Geschrieben am 20-05-2014 |
Regensburg (ots) - Für Laien ist die Welt der Justiz oft schwer
durchschaubar und schwer verständlich. Justizminister Winfried
Bausback will das ändern. Als Grund dafür, dass es nach über zehn
Jahren wieder eine "Woche der Justiz" gibt, führt er an, es sei
wichtig, dass die Justiz von den Menschen verstanden wird. Daran hat
es in jüngster Vergangenheit gehapert. Das Ministerium und die
bayerische Justiz gerieten in die Schlagzeilen: der Fall Mollath, der
Fall Peggy, der Fall Gurlitt. Natürlich ist die Aktionswoche leicht
als Versuch des Ministers zu entlarven, für gute Presse zu sorgen.
Die bayernweit stattfindenden Veranstaltungen jedoch als bloße
Imagekampagne abzutun, griffe zu kurz. Die Regensburger Aktion zeigt
gut, warum. Die Organisatoren haben ein aktuelles und schwieriges
Thema herausgegriffen. Unter dem bewusst plakativen Titel "Junges
Recht für alte Menschen" sollen die Herausforderungen dargestellt
werden, vor denen die Justiz bei der Bewältigung demografischer
Veränderungen steht. Dieser Schwerpunkt ist eine gute Wahl. Denn das
Thema Betreuung beispielsweise geht alle an. Derzeit brauchen 1,3
Millionen Menschen in Deutschland eine Betreuung. Das sind zwar
überwiegend ältere, aber eben auch junge Menschen. Innerhalb einer
Familie, in der sich die Betreuungsfrage für einen Angehörigen
stellt, sind alle Betroffene, Eltern und Kinder. Und: Es ist nicht
nur ein Thema der Justiz, sondern ein gesamtgesellschaftliches. Es
berührt ganz lebensentscheidende Fragen. Drei Beispiele seien
genannt. Allein in den ersten Monaten des Jahres 2014 wurden im
deutschen Zentralen Vorsorgeregister mit etwa 104 000 Vollmachten
mehr Vorsorgeregelungen registriert als in den Jahren 2005 und 2006
zusammen. Immer häufiger wollen Menschen mit einer Vorsorgevollmacht
einer Person ihres Vertrauens die Möglichkeit eröffnen, für sie bei
zunehmender Gebrechlichkeit zu entscheiden. Dem Bevollmächtigten
können umfassende Befugnisse von der Erledigung von Bankgeschäften
bis hin zur Einwilligung in ärztliche Maßnahmen eingeräumt werden.
Das will wohlüberlegt sein. Zweites Beispiel: Millionen Deutsche
haben eine Patientenverfügung ausgefüllt, aus Angst davor, irgendwann
einmal an Schläuchen zu hängen, künstlich an einem Leben erhalten zu
werden, das aus ihrer - meist noch gesunden - Sicht nicht mehr
lebenswert ist. Weil sie vorbeugen möchten für den Zeitpunkt, zu dem
sie nicht mehr in der Lage sind zu sagen, was mit ihnen geschehen
soll. Sie weisen die Medizin in Grenzen, wünschen sich einen
"menschenwürdigen" Tod, lehnen beispielsweise eine Wiederbelebung
oder die künstliche Ernährung ab, wenn es denn einmal so weit kommen
sollte. Was sich wiederum keiner wünscht. Doch egal, um welches
Formular es sich handelt, keine Patientenverfügung verspricht
Rechtssicherheit. Wann ist das Leben zu schützen und wann nicht? Soll
der Wille eines Menschen automatisch gelten? Muss er diesen
schriftlich oder mündlich festlegen? Ist es, je nach Zustand,
wirklich sein Letzter Wille oder haben andere - die Ärzte, die
Angehörigen, die Vormundschaftspfleger oder gar ein Gericht - da
nicht auch ein Wort mitzureden? Es wird hier über Leben oder Tod
gestritten, in der Sache also auch über Sterbehilfe. Das dritte
Beispiel für eine lebensentscheidende Fragestellung. Allesamt sind
heikle Themen, sie gehen ans Mark. Imagekampagne des
Justizministeriums hin oder her. Jede Gelegenheit, bei der über die
rechtliche Ausgestaltung des Älterwerdens diskutiert wird, ist
wertvoll. Warum also nicht in der Woche der Justiz? Die Chance,
aufzuzeigen, wie ein Altern in Würde gestaltet werden kann, ist da.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
528569
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zum Einstieg der Inder beim Fahrradhersteller Mifa Halle (ots) - Doch ob die Inder zum "Helden" werden, haben sie an
Bedingungen geknüpft. So wird den Anleihegläubigern die Pistole auf
die Brust gesetzt. Sie sollen auf einen Großteil ihrer Forderungen
verzichten. Ansonsten - so die unausgesprochene Drohung - ist auch
eine Pleite mit Totalverlust nicht ausgeschlossen. Noch schlimmer:
Die Gläubiger wussten 2013 beim Investment nichts davon, dass die
Mifa-Bilanzen falsch sind. Viele werden sich betrogen fühlen,
juristische Kämpfe sind programmiert. Die Sanierung der Mifa bleibt
also mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zur Zunahme multiresistenter Keime Halle (ots) - Vor diesem Hintergrund mutet es irrsinnig an, wenn
in der Massen-tierhaltung hochwirksame Substanzen gleichsam mit der
Gießkanne eingesetzt werden, um billig Fleischberge produzieren zu
können. Zumal den Tieren auch so genannte Reserveantibiotika
verabreicht werden, die eigentlich als Notfallmedikamente für
Menschen gedacht sind, wenn nichts anderes mehr hilft. Einzige
Konsequenz: Schluss damit, ganz schnell. Der Einsatz von Antibiotika
in der Tierhaltung gehört verboten, sofern sie nicht der Behandlung
einer Krankheit mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Silke Looden zum Urteil im Sprossenprozess Bremen (ots) - Deutlicher hätte das Urteil im sogenannten
Sprossenprozess nicht sein können. Klar gab das Braunschweiger
Landgericht den Interessen der Verbraucher Vorrang vor denen der
Wirtschaft. Gut so! Schließlich kann das Bundesamt für
Verbraucherschutz bei einer Epidemie wie im Falle des EHEC-Ausbruchs
2011 nicht erst den Beweis antreten, dass Sprossen mit dem Erreger
belastet sind, bevor es eine Verzehrwarnung ausspricht. Im Zweifel
müssen Verbraucher schnell gewarnt werden - auch auf die Gefahr hin,
dass die Warnung im Nachhinein mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Daniel Killy zum Kriegsrecht in Thailand Bremen (ots) - Wann immer in der jüngeren Geschichte Thailands
korrupte Regime die öffentliche Ordnung bedrohten, griff die Armee
ein. Die Offiziere waren in unsicheren Jahren ein halbwegs stabiles
Regulativ. Auch wenn jedes militärische Eingreifen in
parlamentarische Strukturen durchaus als Putsch gewertet werden kann,
gibt es doch Unterschiede zwischen einer machtversessenen Soldateska,
wie sie sich in Lateinamerika jahrzehntelang an die Macht schoss und
einer mäßigend wirkenden Armee-Elite wie in Thailand oder auch früher
in der mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Russland und China Bielefeld (ots) - Dass sich Russland und China wieder näherkommen,
richtet sich in erster Linie nicht gegen Europa und seine
ungeschickte Ukraine-Politik. Zielrichtung des Schulterschlusses von
Wladimir Putin und Xi Jinping sind die Vereinigten Staaten von
Amerika. Die jüngsten Spionagevorwürfe der USA gegen China belasten
das Verhältnis der beiden Mächte. Und im Kreml erkennt man in dem
alten Rivalen aus den Zeiten des Kalten Krieges den gar nicht mal so
heimlichen Unterstützer der ukrainischen Übergangsregierung.
Europa spielt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|