Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Antibiotikaresistente Keime in roher Wurst
Mit Vorsicht genießen
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Geschrieben am 20-05-2014 |
Bielefeld (ots) - Wieder einmal produziert die Massentierhaltung
negative Schlagzeilen. Rohe Wurst ist mit Vorsicht zu genießen, heißt
das Ergebnis einer neuen Studie, die die grüne Bundestagsfraktion in
Auftrag gegeben hat. Dass der Genuss von rohem Schweinemett nicht
gerade gesundheitsförderlich ist, war schon lange kein Geheimnis
mehr. Aber die Untersuchung zeigt, dass Putenmett offenbar noch
stärker mit antibiotikaresistenten Keimen durchsetzt ist.
Putenfleisch ist beliebt, weil es als mager gilt und deshalb ein
gesünderes Image hat als das Schweinefleisch. Den Tieren haben aber
die hohen Verkaufszahlen nicht gut getan. Sie werden in riesiger Zahl
auf schnelles Wachstum und möglich hohen Brustmuskelanteil gezüchtet.
Denn Ziel ist, vor allem das Brustfilet möglichst billig auf den
Markt zu bringen. Zudem trägt die Enge der Ställe in der
Massentierhaltung dazu bei, dass Krankheiten entstehen und das
wiederum fördert den Einsatz von Antibiotika. Wer das Fleisch roh
über Wurstwaren zu sich nimmt, bekommt auch die
antibiotikaresistenten Keime in den Körper. Und die können zu einem
echten Problem werden, falls man sich eines Tages eine Krankheit
zuzieht, die allein durch den Einsatz von Antibiotika geheilt werden
kann. Immer mehr Krankheitskeime erweisen sich mittlerweile als
resistent. Das mit Antibiotika vollgepumpte Geflügel ist übrigens in
gesundheitlicher Hinsicht ein wesentlich größeres Problem als die
US-amerikanischen Chlorhähnchen, vor denen momentan so gerne gewarnt
wird. Doch das nur nebenbei. Was tun? Natürlich ist jeder für seine
Ernährung in erster Linie selbst verantwortlich. Auf den Verzehr
roher Wurstwaren sollte man möglichst ganz verzichten. Nicht jeder
verdient genügend Geld, um Wurst und Fleisch nur noch beim Biohändler
einzukaufen. Doch letztlich werden sich die Bedingungen in der
Massentierhaltung nur ändern, wenn der Verbraucher bereit ist, für
Lebensmittel zumindest etwas mehr Geld zu bezahlen. Diese
Bereitschaft ist hierzulande noch ungenügend ausgebildet, klagen
Experten immer wieder. Daneben ist Aufklärung wichtig - und Gesetze,
die den Antibiotika-Einsatz im Stall eindämmen.
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Neue Westfälische
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Telefon: 0521 555 271
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