"DER STANDARD"-Kommentar: "Denkzettelchen für Rot-Schwarz"
von Alexandra Föderl-Schmid
Geschrieben am 25-05-2014 |
Die ÖVP und Spindelegger haben den Erfolg Karas, Freund und
Mlinar zu verdanken - Ausgabe vom 26.5.2014
Wien (ots) - ÖVP-Chef Michael Spindelegger kann drei Kerzen
anzünden: eine für Othmar Karas, eine weitere für Eugen Freund und
noch eine für Angelika Mlinar. Allen dreien hat Spindelegger zu
danken, dass die Obmanndebatte vorerst keinen weiteren Auftrieb
erfährt. Die größte Kerze sollte er OK widmen. Dabei hat auch
diesmal die Parteispitze nach einer Alternative zu Karas gesucht. Der
seit 1999 im EU-Parlament sitzende Karas hat die erstmalige
Spitzenkandidatur mit der Drohung durchgesetzt, er werde sonst mit
einer eigenen Liste antreten. Das hat er dann trotzdem irgendwie mit
OK gemacht. Mit dieser Mogelpackung ist es ihm ganz gut gelungen,
vergessen zu machen, dass dort, wo Karas draufsteht, ÖVP drinnen ist.
Für die ÖVP bestand ein geringeres Risiko: Wäre Karas auf Platz zwei
gelandet, hätte die Partei die Niederlage ihm angelastet. Ihm ist es
auch gelungen, seit seinem Eintreten für die Hainburger Au den Nimbus
eines parteiinternen Rebellen erhalten zu haben - auch wenn Karas so
gar nicht in das Bild eines solchen passt. Der Wahlsieg geht zwar auf
sein Konto, die ÖVP partizipiert jedoch. Die ÖVP hat davon
profitiert, dass dieser Wahlkampf inhaltsleer war. Innenpolitische
Themen haben diesmal in Österreich nicht dominiert: Zwar kam die
Finanzkrise vor, aber das Thema Hypo Alpe Adria ist nicht mehr so
stark im Mittelpunkt gestanden wie die Wochen davor. Die
Budgetdebatte hat auch nicht alles überlagert. Wo Karas auftritt,
verbreitet sich Langeweile. Der beseelte Europäer kann aber immerhin
Kompetenz vorweisen. Ihm nimmt man ab, was er sagt. Von ihm nimmt man
an, dass er Bescheid weiß. Damit unterscheidet er sich von den
meisten Politikern seiner Partei und vor allem von seinem schärfsten
Konkurrenten im EU-Wahlkampf, SPÖ-Kandidat Eugen Freund. Der
ehemalige ORF-Moderator leistete sich am Anfang Schnitzer wie seine
Wissenslücken beim Arbeitereinkommen, die bei der
sozialdemokratischen Klientel gar nicht gut ankamen. So verlegte er
sich aufs Vortragen vorgestanzter roter Kernbotschaften und wirkte
dabei häufig überhaupt nicht authentisch. Bei EU-Themen rutschte er
immer wieder aus oder musste seine Wissenslücken eingestehen.
Gleiches widerfuhr Neos-Spitzenkandidatin Mlinar - obwohl sie für die
EU-Kommission gearbeitet hatte. Einen Teil der Wähler, die früher ÖVP
und bei der Nationalratswahl Neos gewählt haben, hat sie mit
Privatisierungsansagen und ihrem Eintreten für eine EU-Armee
verschreckt. Je konkreter die Neos ihre Positionen definieren, desto
größer wird diese Gefahr. Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek hat
wie Karas mit Kompetenz punkten können, was ihr im Vergleich mit
Mlinar geholfen hat. Als Person konnte sie die verunglückte
Plakataktion ausgleichen und Platz vier retten. Wenn man die
Opposition hernimmt, dann ist das Lager der EU-freundlichen (Grüne,
Neos) und der Gegner der Union (FPÖ) in etwa gleich groß. Dass die
Partei EU-Stop so viele Stimmen verbuchen konnte, ist eine der
Überraschungen des Wahltages. Das wird der FPÖ, die mit deutlichem
Abstand nach einem schaumgebremsten Wahlkampf nur auf Platz drei kam,
zu denken geben. Ihrem Wunsch nach einem Denkzettel für die Regierung
kamen die Wähler nicht wirklich nach: Herausgekommen ist ein
Denkzettelchen, das der Regierung Schonfrist gewährt.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
529432
weitere Artikel:
- WAZ: Europa ist noch lange kein Staat. Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - Nach der Volkswahl ist vor der Kungelwahl: Auch wenn
die beiden stärksten Kandidaten das gerne so sehen möchten - bei
dieser Europawahl wurde keineswegs Mister Europa direkt von den
Bürgern gewählt. Der nächste Kommissionspräsident braucht nach wie
vor eine Mehrheit im neuen Europäischen Parlament plus eine Mehrheit
der Staats- und Regierungschefs. Und ob sich die nationalen Kanzler
und Präsidenten ihr Königsrecht für Europas wichtigste Personalie
entwinden lassen, ist offen. Jene Eindeutigkeit, die Wähler
herbeisehnen, mehr...
- WAZ: Fünf harte Jahre für die Städte. Kommentar von Walter Bau Essen (ots) - Die Mitglieder der Stadt- und Gemeinderäte, die
gestern gewählt wurden, sind um ihre künftige Arbeit nicht zu
beneiden. Es ist absehbar, dass in vielen Städten im Ruhrgebiet - und
nicht nur dort - die Stunde der bitteren Wahrheit bevorsteht. Fast
überall sind die städtischen Kassen leer, die halbwegs
sozialverträglichen Sparoptionen weitgehend ausgeschöpft. Jetzt geht
es ans Eingemachte. Streichen statt gestalten, so lautet nun noch
stärker das Motto der Lokalpolitik. Kein Wunder, dass die Parteien in
immer mehr Kommunen mehr...
- Frankfurter Rundschau: Kommentar zum Ausgang der Europawahl Frankfurt (ots) - Es bringt überhaupt nichts, den fragwürdigen
Charakter von Parteien wie der deutschen AfD einfach nur wieder und
wieder zu verdammen, so richtig das auch ist. Man sollte sich statt
dessen mit den nachvollziehbaren Motiven des Protests beschäftigen.
Dazu gehört das Gefühl, Veränderungen ausgesetzt zu sein, die man
weder durchschauen noch gar beeinflussen kann. Vor allem die
klassischen konservativen und sozialdemokratischen Parteien haben die
Signale viel zu lange nicht gehört. Sie haben dem Euro-Skeptizismus
keine mehr...
- neues deutschland: zur Europa-Wahl Berlin (ots) - Schulterklopfen über die Wahlbeteiligung ist fehl
am Platze: Noch nicht einmal jeder zweite deutsche Berechtigte hat
vom Stimmrecht zur Europawahl Gebrauch gemacht. Zwar ist die
Beteiligung gegenüber 2009 um fast fünf Prozent gestiegen. Unterm
Strich bleibt jedoch, dass die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung den
Wahlurnen fern blieb. Sicher, das »System EU« ist für viele
undurchschaubar, bürokratisch und scheint nicht zu beeinflussen. Die
Abgeordneten in Brüssel sind kaum zu erreichen, ja den meisten noch
nicht einmal mehr...
- Die Linke: 100 Prozent unglaubwürdig //
Greenpeace-Aktivisten protestieren auf Wahlparty der Linken gegen Braunkohle Berlin (ots) - Berlin, 25. 5. 2014 - Gegen die widersprüchliche
Energiepolitik der Linken demonstrieren 100 Greenpeace-Aktivisten
heute auf der Wahlparty der Partei in Berlin. Zur ersten Hochrechnung
nach Schluss der Wahllokale parodierten die Umweltschützer den
Linke-Slogan "100 % sozial" mit Transparenten mit der Aufschrift "100
% unglaubwürdig - Raus aus der Braunkohle". Während die Bundespartei
sich unmissverständlich für einen Kohleausstieg ausspricht,
unterstützt die Linke in Brandenburg weitere Tagebaue. Anfang Juni
will sie mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|