Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Katholikentag
Aufbruchstimmung
CARSTEN HEIL
Geschrieben am 01-06-2014 |
Bielefeld (ots) - Zuerst müssen für Christen immer der Mensch und
die biblische Botschaft im Mittelpunkt stehen. Erst dann kann es um
Dogmen, christliche Ideologie, Vorschriften und deren korrekte
Einhaltung gehen. In den vergangenen Jahren konnte man in der Debatte
um die katholische Kirche jedoch den Eindruck gewinnen, dass Dogmen
und Ideologie wichtiger wurden als die Menschen und die
Liebesbotschaft Jesu. Sexualmoral, das Verbot der Teilnahme an den
Sakramenten von Menschen, die geschieden sind und erneut geheiratet
haben, der Zölibat, das sind nur einige Beispiele. Etliche der
Diskussionen wurden innerhalb der Kirche geführt, andere den
Katholiken von außen aufgenötigt. Die Frage des Zölibats wurde für
manche zur Kernfrage. Dabei steht sie ganz hinten. Anderes ist
wichtiger. Beim Katholikentag in Regensburg wurden alle diese Fragen
auch diskutiert. Aber in einem beginnenden anderen Klima als zuletzt.
Da scheint sich der andere Ansatz des neuen Papstes bemerkbar zu
machen. Franziskus stellt den Menschen in den Mittelpunkt seines
Redens und Handelns. Das hat er zu Beginn der Katholikentagswoche auf
dem Rückflug von Israel erneut deutlich gemacht. Er nennt den
Missbrauch von Kindern, was es ist: ein Sakrileg, ein Vergehen gegen
Heiliges. Franziskus lüftet die Kirche durch. Und wie nach dem Regen
und der Kälte der ersten Tage die Besucher des katholischen
Laientreffens in Regensburg ab Samstag bei Sonnenschein auflebten, so
wird langsam, aber merklich ein offenerer Geist in der Kirche
spürbar. Die Katholikentage früherer Jahre waren oft auch schon
offen, der Zukunft zugewandt und fröhlich. Aber diesmal bestätigen
viele Besucher und Würdenträger eine bessere und offenere
Gesprächskultur, einen neuen Umgang mit brisanten Themen,
Aufbruchstimmung. Dann kann der deutsche Katholizismus auch wieder
glaubwürdiger gesellschaftliche Missstände ansprechen. Der Bedarf
nach solchen Worten ist groß.
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Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
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