Schwäbische Zeitung: Fragwürdiger Großversuch - Leitartikel
Geschrieben am 05-06-2014 |
Ravensburg (ots) - Die Europäische Zentralbank hat sich große
Verdienste um die Eindämmung der Finanzkrise erworben. Ihr Präsident
Mario Draghi bewahrte den Euro 2012 vor dem Zerfall und gebot den
Spekulanten Einhalt. Er zeigte Tatkraft, während viele Politiker die
Nerven verloren. Seitdem ist der EZB großer Einfluss zugewachsen. Nun
aber fällt es den Währungshütern schwer, von dieser Macht zu lassen.
Um störrische Banken zur Kreditvergabe zu zwingen, schreckt die EZB
selbst vor Experimenten mit ungewissem Ausgang nicht zurück. Die
Strafgebühr auf Bankeinlagen ist so ein fragwürdiger Großversuch im
Labor Europa. Gegen den Rat angesehener Ökonomen senkt die Notenbank
die Zinsen fast auf Null - und pumpt immer mehr Geld in den Markt.
Damit schafft sie die Voraussetzung für eine neue Spekulationsblase.
Denn das billige Geld muss ja irgendwo hin. Vermutlich wird der Preis
für Immobilien und Aktien aberwitzige Höhen erreichen, während sich
die Sparguthaben verflüchtigen. Diese Geldpolitik soll übertünchen,
dass es an politischen Ideen und Durchsetzungskraft fehlt. Kreativen
Ökonomen stehen gelähmte Politiker gegenüber. Die Regierungen haben
die Verantwortung an Technokraten abgetreten, weil sie Reformen
fürchten. Die EZB hat sich in den Dienst der kriselnden
Mittelmeeranrainer gestellt. Dabei könnten die schwächelnden Staaten
im Süden aus eigener Kraft dazu beitragen, ihre Wirtschaft wieder in
Gang zu bringen: zum Beispiel mit einer firmenfreundlichen Politik.
Sie sollten Forschung steuerlich begünstigen. Sie könnten mehr
Kredite über staatliche Förderbanken herausreichen, sollten sich
Finanzkonzerne weiter verweigern. Sie müssen den Kündigungsschutz
lockern, die Wochenarbeitszeit erhöhen und Bürokratie beseitigen. Es
kann keine Ausreden mehr geben. Die akute Phase der Finanzkrise ist
vorbei. Europa hat gerade ein neues Parlament gewählt, auch in vielen
Mitgliedsländern sind unverbrauchte Regierungen angetreten. Es wird
Zeit, dass die Wirtschaftsverfassung des Kontinents wieder von
gewählten Politikern geschrieben wird.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
531530
weitere Artikel:
- Allgemeine Zeitung Mainz: Irrglaube / Kommentar zur EZB Mainz (ots) - Minuszinsen - es wird immer verrückter. Banken
müssen künftig noch etwas mitbringen, wenn sie Geld bei der
Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Und während darüber gestritten
wird, ob die Institute auch diese neuen Belastungen an ihre Kunden
weitergeben, ist man sich unter Experten einig, dass dieser Schritt
ebenfalls nicht mehr darstellt als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Positiv formuliert betritt die EZB unter Mario Draghi auch hier
Neuland. Realistisch betrachtet muss man sagen:Die EZB begeht einen
Tabubruch mehr...
- WAZ: Gewaltige Potenziale. Kommentar von Christopher Onkelbach Essen (ots) - Autoreifen aus Löwenzahn, Aufzugseile aus Stroh -
das sind griffige Beispiele für den noch jungen Wirtschaftszweig der
Bioökonomie. Angesichts wachsender Umweltprobleme und knapper
Ressourcen ist es richtig, auf neue, nachhaltige Arten des
Wirtschaftens zu setzen. Die Fantasie der Wissenschaftler scheint
grenzenlos: Algen als Energielieferanten, Essensreste als Quelle für
Biogas, Biowaschmittel aus Palmkernöl, Aufschnitt aus Süßlupinen,
sogar eine "grüne Chemiefabrik", die mit nachwachsenden Rohstoffen
statt mit Erdöl mehr...
- GSM-R-Technik macht großen Schritt Richtung IP - GSM-R Abis Over IP von Huawei schließt Test auf Konformität und Zuverlässigkeit ab Shenzhen, China (ots/PRNewswire) - Huawei, ein weltweit führender
Lieferant von Produkten der Informations- und Kommunikationstechnik,
hat heute bekannt gegeben, dass sein Drahtlosnetzwerk "5.0 Abis over
IP" im Bereich Global System for Mobile Communications - Railway
(GSM-R) das erste der Branche ist, welches einen unabhängigen Test
auf Konformität und Zuverlässigkeit bestanden hat. Dieser Test wurde
vom TÜV Rheinland überwacht, einem führenden weltweiten Dienstleister
im Bereich der Technik, Sicherheit und Zertifizierung.
"Wir mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Leitzinssenkung Bielefeld (ots) - Wertvolles möchte man halten und vermehren. Die
Europäische Zentralbank aber tut im Gegenteil alles, um den Wert des
Euro zu vermindern. Die Wirkung ist fatal - sowohl auf Regierungen
als auch auf Privatleute. Vor der Einführung des Euro gehörten
Manipulationen an der Währung und an den Zinsen zum
Standardrepertoire der italienischen und einiger anderer
Zentralbanken. Doch selbst die Hüter der Lira sind nie so weit
gegangen, dass sie Bankeinlagen mit einem Strafzins belegt haben.
Diese Grenze zu durchbrechen ist mehr...
- Börsen-Zeitung: Feigheit vor der Politik, Kommentar zur EZB von Stephan Lorz Frankfurt (ots) - Für die einen ist es hohe Kunst, für die anderen
Hexenwerk: Gleich mit einer ganzen Phalanx an geldpolitischen
Maßnahmen geht die Europäische Zentralbank (EZB) gegen die im
Eurogebiet aufgekommenen deflationären Tendenzen sowie gegen die
Kredit- und Wachstumsschwäche vor. Niedrigere Leitzinsen und ein
negativer Einlagensatz sollen den Euro schwächen und die Konjunktur
stärken, ein attraktiver, aber konditionierter Langfristtender die
Kreditvergabe der Banken ankurbeln. Zudem wird der direkte Ankauf von
Kreditpaketen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|